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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Zak
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gesellen, während er in allem, was mit Philologie zusammenhängt, einfach wie vernagelt ist. Da entbrennt jener uralte Kampf zwischen Philologen und Realisten, der offenbar von Anbeginn der Welt wütet und unter normalen Verhältnissen irgendwie unter der Oberfläche des alltäglichen Lebens glimmt, um durch einen unscheinbaren Anstoß zu einem mächtigen Brand aufzulodern. Der Verfasser ist geneigt, zu glauben, daß bereits die Lebenskeime auf diesem Planeten, jene schlüpfrigen Protoplasmata, zweierlei Typen angehörten: dem philologischen und dem realen. Wo immer diese zwei Arten aneinandergerieten, stürzten sie unter einer heftigen chemischen Reaktion übereinander her, woraus dann das neutrale, allgemein gebildete Protoplasma entstand. Dagegen geht das schülerische Protoplasma aus der Reaktion der Lehrerkonferenz erheblich verbeult und überhaupt hart mitgenommen hervor. Die Mittel, womit die Realisten und Philologen einander bekämpfen, sind ungewöhnlich grausam. Jeder Kämpfer sucht den Gegner an der empfindlichsten Stelle zu treffen und seine heiligsten Gefühle zu verletzen.
    «Lassen Sie sich ausstopfen mit Ihren blöden Konjunktiven»,
    wirft der temperamentvolle Mathematiker dem Lateiner brüllend an den Kopf.
    «Und Sie können mit Ihrem x zum Quadrat samt Ihrer ganzen verworrenen Trigonometrie auf den Mond auswandern», wehrt der schlagfertige Klassiker den heftigen Ausfall des Gegners ab.
    Die saftigsten Stellen dieser Wortgefechte sowie andere, einem schlichten Menschen unbegreifliche Beweggründe dieser Paukerscharmützel müssen wir unterdrücken, um nicht seitens des Lesers den Vorwurf zu vernehmen, wir gäben wüste und ungeheuerliche Erdichtungen für wissenschaftliche Tatsachen aus.
    Ein knappes Bild einer solchen Versammlung genügt, um zu zeigen, wie wenig einheitlich, undiszipliniert und zersplittert die Paukersippe ist. Ein Schüler, der taktische Fähigkeiten hat, die Wirklichkeit rechtzeitig durchschaut und gewandt die Uneinigkeit im feindlichen Lager zu nutzen versteht, erringt verhältnismäßig leichte Siege über den zerfahrenen Lehrkörper.
    Die Lehrerkonferenz endet mit der vollkommenen Erschöpfung jenes Unglücklichen, der das Protokoll schreibt.
    Tags darauf bringt der Klassenleiter das sogenannte «Schwarze Buch», auch «Humoristische Blätter» genannt und liest den Schülern ihre Zensuren vor. Dabei redet er väterlich jenen zu, die nicht versetzt werden (auch durcheiern, -fliegen, -krachen, -kugeln, -plumpsen, -prasseln, -rasseln, -sausen, -segeln genannt) oder zumindest zu größerem Fleiß zu ermahnen sind, und feiert triumphierend jene Schüler, die eine gute Zensur haben. Das übrige Volk, das mit oder     Nach der Halbjahreskonferenz oder großen Wäsche verteilt der Klassenleiter die Zeugnisse, worauf die Semesterferien
    (Halbzeit) oder die ersehnten Hauptferien beginnen, die keinen schmähenden Spitznamen tragen, was für die große Achtung zeugt, die ihnen die Schülerschaft zollt.
    Das Zeugnis in der Hand, flüchtete der Pennäler so rasch wie möglich aus dem Machtbereich der Paukersippe.

    Der Herr Inspektor oder Schulrat

    Obgleich das Leben an der Anstalt (Penne, Pennal, Gumminasium, Fabrik, Bude, Falle, Affenkäfig und so weiter genannt) sehr geräuschvoll ist, läßt sich nur schwer das Durcheinander beschreiben, das herrscht, wenn ein Inspektionsorgan (Spion, Kundschafter, Späher, Forscher, Auge Gottes geheißen) seinen Besuch angesagt hat.
    Die geheimnisvolle Person des Herrn Inspektors dient den Paukern das ganze Jahr hindurch zur Einschüchterung der Schüler. «Mir kann es ja einerlei sein, daß Sie den Logarithmus nicht berechnen können», meint der Mathematiker, wobei er ein menschenfreundliches Gesicht auf steckt, «aber wenn der Herr Inspektor kommt...» Doch der Schrecken, den sie den Jungen im Namen des Herrn Inspektors einjagen, zeigt nur zu deutlich, daß die Pauker selber eine Heidenangst vor ihm haben. Die Schüler finden dies mit einer Art «sechstem Sinn», volkstümlich ausgedrückt: mit ihrem «Riecher» heraus und freuen sich darum herzlich auf die Ankunft des gefürchteten Inspektionsorgans.
    In der Zeit der Herbstregen und der rauhen Schneestürme, da die Inspektoren in einen harten Winterschlaf verfallen, sprechen die Pauker stolz und unerschrocken, zumal sie wissen, daß sie keinen unerwünschten

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