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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Zak
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Besuch zu fürchten brauchen. Viele brüsten sich sogar, wie sie irgendeinmal irgendwo mit irgendeinem Inspektor verfahren seien.
    «Einmal erkläre ich gerade», erzählte ein mutiger Pauker in der behaglich durchwärmten Paukerhöhle, «das Mittelwort der Vergangenheit in der Leideform, als plötzlich Inspektor Kolb die Klasse betritt. Was wollen Sie hier? fahre ich ihn energisch an. Ich bin Inspektor Kolb, ist seine Antwort. Das könnte jeder sagen, wende ich ein, weisen Sie sich erst aus, und dann werden wir sehen.
    Erlauben Sie, sagt der Herr beleidigt. Kennen Sie mich denn nicht? Bedaure, ich hatte noch nicht das Vergnügen. Entweder Sie zeigen mir Ihre Ausweiskarte oder bitte - dort ist die Tür. Da könnte jeder x-beliebige ins Klassenzimmer eindringen und sich als der Inspektor aufspielen. Nun wurde der Herr Landes-schulinspektor sehr klein und begann seine Taschen zu durchstöbern; den Ausweis fand er jedoch nicht. Er entschuldigte sich verlegen und verschwand. Und was meinen Sie, was mir geschehen ist?»
    Die Pauker, die mit verhaltenem Atem der Erzählung des Helden gelauscht hatten, wagten nicht zu raten, welche Strafe ihn ereilt hatte.
    «Ich bekam eine Belobigung für vorschriftsmäßiges Verhalten», triumphierte der Erzähler. In Wirklichkeit beginnt jedoch der Held beim ersten Alarmsignal, das dem Nahen des Herrn Inspektors vorausgeht, im Paukerzimmer auf und ab zu laufen, sich den Kopf zu halten und ist nicht zu beruhigen.
    Sobald der Herr Inspektor erscheint, bricht eine dienstliche Panik aus. Auch alte Paukerkämpen, die der Beurteilung nicht mehr unterliegen, werden von der vorgeschriebenen amtlichen Furcht erfaßt und versichern einander, daß ihnen nichts geschehen könnte, da sie ordnungsgemäß ihre Pflicht erfüllten. Einige Herren heucheln in dieser ernsten Stunde Kaltblütigkeit. «Meinetwegen», behauptet ein alter Mathematiker, «können zehn Inspektoren kommen, das rührt mich gar nicht.» Sowie aber der Herr Inspektor seine Klasse betritt, bemüht sich der Mathese zur großen Freude der Schüler vergebens, den Zirkel mit zitternder Hand an die Tafel anzusetzen.
    Es ergeben sich ergötzliche Szenen voll dramatischer Bewegtheit. Jemand klopft an die Tür. «Aufstehen!» befiehlt der Pauker und stürzt zur Tür. Die Klasse harrt in gespannter Erwartung. Der Pauker öffnet und verbeugt sich tief. Worauf er feststellt, daß ein Sextaner vor ihm steht und mit dünner Stimme vorbringt: «Bitte, Herr Professor Schneider läßt um ein Stück Kreide bitten.»

    Nach beendigter Inspektion beruft der Inspexe die schlotternden Pauker zur Besprechung in das Lehrerzimmer und stellt ihnen pädagogische und didaktische Fehler aus. Saß der Lehrer hinterm Katheder, wird er belehrt, daß er zwischen den Bänken hätte auf und ab gehen sollen. Ging der Professor in der Klasse auf und ab, behauptet das Aufsichtsorgan, daß er vor den Bänken hätte stehen sollen. Stand er vor den Bänken, erfährt er, daß er hinterm Katheder hätte sitzen sollen. Ein Professor, der während des Vortrags auf dem Podium stand, wird vom Inspize aufmerksam gemacht, daß seine Schuhspitzen über den Rand des Podestes hervorragten, was sich ein zweites Mal nicht wiederholen dürfe. Bis heute macht der berühmte Ausspruch eines Inspektors unter der Paukerschaft die Runde, der an einem Referendar rügte, daß der Glanz seiner Augen während des Vortrags erloschen sei.
    Es schickt sich nicht, daß ein gewöhnlicher Pauker irgendwelche Einwände gegen die Vorhaltungen des Herrn Inspektors vorbringt. Er fällt dadurch nur in Ungnade und hetzt die allmächtige Aufsichtsperson gegen die ganze Paukersippe auf. So wurde einmal einem jungen Referendar vorgehalten, er habe bei der Besprechung des Kalksteins die Schüler auf die Abbildung im Buch verwiesen, während der einzig richtige Vorgang der gewesen wäre, den Schüler ein Stück des Minerals aus den Sammlungen zu bringen und es herumreichen zu lassen. «Ich erlaube mir zu bemerken — » wagte der gerügte Pädagoge einzuwenden. «Bis ich ausgesprochen habe», wies ihn der Herr Inspektor zurecht und hielt eine längere Rede über Anschauungsunterricht. «Ich bitte um Vergebung», ließ sich der Referendar, nachdem der Inspexe geendet hatte, wieder schüchtern vernehmen, «aber wir haben in der Sammlung keinen Kalkstein.» Worauf das Aufsichtsorgan aufs höchste empört eine Razzia in der Anstalt unternahm, wie sie es noch nicht erlebt hatte.
    Nachdem der Inspexe die Paukerschaft

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