People Always Leave
Magen krampfte sich zusammen. „Ich werde dich immer lieben“, flüsterte er. „Du musst aufwachen und weiterleben.“ Einen Augenblick später stürmte er die Treppe hinauf.
„David!“, schrie Nathan panisch, als er nur noch das laute Schreien aus Davids Mund und das Knurren der Bestien vernahm.
„Nein!“, brüllte er.
Ruckartig setzte sich Nathan in seinem Bett auf und fand sich in seinem kleinen, lieblos eingerichteten Zimmer wieder. Der kalte Schweiß floss von seinem Rücken direkt hinunter in seine Schlabberhose.
„David?“, flüsterte er und blickte zum hellen Vollmond, dessen grelles Licht durch das Fenster schien und alles um ihn herum unheimlich wirken ließ. Er schluckte und zitterte am ganzen Leib. Stockend stand er auf und fasste nach einem weißen Hemd. Er zog es sich über und griff dann nach seinen Schuhen.
Der leere Flur, durch den er lief, war Furcht einflößend, doch dieses Mal war es kein Traum, sondern die Realität. Eine Realität, in der er nicht wusste, mit wem er sprechen könnte. Blind lief er durch die dunklen Gänge, bis er nach langem Hin und Her vor einer Tür stehen blieb. Die kleine Aufschrift des Schildes, das an der Tür befestigt war, lautete: Doktor Dean Harris. Privat.
Nathan schloss die Augen und nahm all seinen Mut zusammen. Unsicher klopfte er an.
Dean, der auf seiner Couch lag und schlief, wurde mit einem Satz wach.
Erneut versuchte Nathan sein Glück – doch er blieb erfolglos. Betrübt ging er mit gesenktem Kopf langsam weiter.
„Hä, was?“, nuschelte Dean und sprang hoch. Irgendetwas sagte ihm, dass er im Flur nachsehen sollte. Leise öffnete er die Tür und blickte nach links. Doch da war niemand. Gerade als er sie wieder schließen wollte, sah er noch kurz nach rechts und erkannte eine vor sich hin schleichende Person. „Hallo?“, sagte er.
Nathan blieb sofort stehen und drehte sich um.
„Dean?“, flüsterte er unverständlich.
„Nathan?!“, stotterte Dean verdattert. Kummervoll blickte Nathan zu ihm. Doch Dean war aus irgendeinem Grund nicht imstande, etwas zu sagen oder zu unternehmen. Nathan missverstand die Situation und ging in Gedanken vertieft bedächtig weiter. Noch immer zögerte Dean. Das darf doch alles nicht wahr sein, fluchte er innerlich, rief dann aber schließlich: „Nathan! Warte!“
Schnell huschte er ihm nach und hielt ihn am Arm zurück. „Was machst du um diese Uhrzeit hier?“
Verstummt sah Nathan ihn an, bevor er ihm unerwartet in die Arme fiel. Dean konnte und wollte ihn nicht wieder wegschicken. Schweren Herzens drückte er ihn an sich.
„Alles wird gut. Komm mit“, forderte er leise und begab sich mit ihm in sein kleines Reich. Er schloss die Tür von innen und deutete mit einem Nicken auf die Couch.
Wortlos ließ sich Nathan nieder.
„Was geisterst du um diese Uhrzeit auf dem Flur herum?“, wollte Dean erneut wissen, als er das Licht anmachte und sich neben ihn setzte.
„Ich konnte nicht schlafen“, wisperte er und blinzelte unauffällig auf Deans weiße Socken, die ein kleines Kribbeln in ihm verursachten.
„Überhaupt nicht schlafen?“
„Albtraum“, flüsterte Nathan.
„Willst du mir erzählen, was du …“
„Nein“, unterbrach Nathan ihn hastig. „Ist nicht so wichtig.“
„Willst du überhaupt mit mir reden?“
Ermattet sah Nathan ihn an und schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt.“
„Möchtest du etwas trinken?“
Wieder schüttelte Nathan seinen Kopf und starrte stumm auf den Boden.
Dieser Junge treibt mich noch in den Wahnsinn! „Kann ich dir sonst etwas Gutes tun?“, wollte Dean leicht gereizt wissen. „Nathan?“
„Nein, ich … bin einfach nur müde.“
„Schon kapiert. Nathan, ich …“
„Schon gut“, fuhr Nathan ihm ins Wort. „Ich verstehe es.“
„Du verstehst es?“
„Ja.“
„Aber woher willst du wissen, was ich sagen wollte, und wie kannst du es verstehen?“, stutzte Dean.
„Ich verstehe, dass du nicht mehr mein behandelnder Arzt sein willst. Ich meine … ich bin eine echte Witzfigur.“
„Was? Nein!“, warf Dean in dessen Worte ein.
„Jeder Mensch, egal, wen ich auch mochte … sie alle verlassen mich. Wieder und wieder …“
„Nathan, ich verlasse dich nicht. Es ist nur so, dass mir die Aufsicht über dich untersagt wurde, auch wenn ich nicht weiß, wieso, aber verlassen werde ich dich nicht.“
„Klingt, als seien wir zusammen“, scherzte Nathan.
„Du weißt, wie ich es meine!“
„Ich weiß.“
„Wieso denkst du, dass
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