People Always Leave
David wurde ermordet, als ich achtzehn Jahre alt war! Wir wollten unser neues Leben genießen und uns in einer anderen Stadt eine kleine Wohnung mieten und dann … dann kam alles anders als erwartet …“
„Nathan“, hauchte Dean besorgt. „Das wusste ich nicht.“
„Wir gingen spät nachts durch die Straßen. Wir kamen gerade von einer Party. Eigentlich sind Partys nicht mein Ding, aber David wollte unbedingt da hin. Und auf dem Rückweg, ja, da hielten wir wie jedes normale Pärchen es nun mal tut, Händchen. Natürlich versicherten wir uns, dass uns niemand dabei beobachtete. Und als wir an der Brücke ankamen, blickten wir hinunter zum Wasser. Wir lachten, hatten Spaß, alberten herum. Wir küssten uns und bekamen nicht mit, dass sich uns eine Horde Jugendlicher näherte.“
Mitfühlend sah Dean ihn an. „Nathan, ich …“
„Sie kamen auf uns zu – beleidigten, schubsten und bespuckten uns. Es artete aus und … sie schmissen mich mit voller Wucht auf den Boden. David griff ein. Doch er hatte keine Chance gegen die vielen Leute. Sie prügelten ohne Pause auf ihn ein und schlugen ihn blutig. Bevor ich überhaupt wieder auf meinen Füßen stand, griff einer von ihnen nach einem Messer. Sie hielten ihn fest und stachen zu.“ Nathan endete und brach zusammen. Tränen rannen über sein Gesicht.
„Nathan!“, erschrak Dean. Er beugte sich zu ihm runter und nahm ihn in die Arme.
„Sie haben ihn brutal ermordet“, heulte Nathan und krallte sich mit aller Kraft an ihm fest.
Vergebens versuchte Dean ihn zu beruhigen. „Alles wird wieder gut.“
„Nichts wird je wieder gut werden, Dean! Nichts! Mein Leben ist ruiniert. Ich will nicht mehr! Ich will einfach nicht mehr!“
„Ganz ruhig, Nathan, ganz ruhig, bitte.“
„Er wird nie wieder zu mir zurückkommen, Dean! Nie wieder! Man hat mir einfach alles genommen, was ich je geliebt habe. Ich kann einfach nicht mehr!“
Innerlich wusste Dean, dass er sich Nathan gegenüber falsch verhalten hatte, doch er fand einfach keine passenden Worte, die Nathan hätten beruhigen können. So schockiert und berührt schien er selbst noch nie zuvor gewesen zu sein. Nicht nur Nathans Nerven lagen blank, sondern auch seine.
12. KAPITEL
F ür einen Moment starrte Nathan, der im Schneidersitz unter Deans kuscheliger Decke saß und eine warme Tasse Tee in der Hand hielt, leblos nach vorn.
„Hey“, lächelte Dean, der es mittlerweile geschafft hatte, sich farblose Socken und ein eng anliegendes weißes Shirt überzuziehen. Er setzte sich neben den Neurotiker und musterte dessen Profil. „Nathan?“
Nathan brummte kurz.
„Möchtest du mit mir reden?“, fragte Dean vorsichtig, doch Nathan schnaubte nur leise. „Nathan, ich will dir nichts Böses. Was ich dir vorhin an den Kopf geknallt habe, tut mir leid. Hätte ich von der Geschichte mit David gewusst, dann wäre mir schon vorher so manches klar gewesen.“
Fragend sah Nathan ihn an.
„Ja“, meinte Dean und überlegte kurz. „Verstehe mich nicht falsch, aber es ergibt jetzt alles einen Sinn.“
„Was meinst du?“
„Du warst achtzehn Jahre alt, als das mit deinen Problemen anfing. Zu dieser Zeit, wurde dir auch David genommen.“
Erschöpft rollte Nathan mit den Augen.
„Nein, Nathan, ich meine das ernst. Das, was dir damals widerfahren ist, ist die Ursache für all deine Probleme, die du hast. Deine Herzrhythmusstörungen, deine Herzneurose.“
„Spielt doch keine Rolle mehr, Dean. Ich sterbe – so oder so.“
„Abgesehen davon, dass dein Herz jetzt einen angeblichen Schaden hat …“
Verwirrt guckte Nathan ihn an. „Was meinst du?“
„Lass mich bitte ausreden.“
Entnervt verzog Nathan das Gesicht.
„Es ergibt alles einen Sinn. Und ich nehme an, dass du so gut wie niemandem etwas von dem Vorfall erzählt hast, oder?“
Gespannt wartete Dean auf eine Antwort, doch er bekam keine. „Nathan?“
„Die Geschichte mit David ist kompliziert. Sehr kompliziert.“
„Erzähl sie mir. Ich will dich verstehen.“
Nathan zögerte mit einer Antwort und sah in die Ferne.
Vorsichtig streifte Dean mit seiner Hand über Nathans linke Wange, der darauf ausgelaugt die Augen schloss.
„Soll ich dir die Tasse abnehmen?“, fragte Dean. Ein Nicken kam zurück. Dean stellte sie auf den Tisch vor sich und gesellte sich dann zu ihm unter die Bettdecke. Ohne Aufforderung schmiegte sich Nathan an ihn. „Komm her“, flüsterte Dean und lehnte sich zurück. „Du bist müde, nicht?“
„Es
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