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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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von dir sehen will, wirst du nicht in meiner Mannschaft spielen.«
    Peps Warnung war möglicherweise unnötig, aber sie war ein weiterer Hinweis auf seine Prioritäten.
    Puyol akzeptierte die Aufgabe, ebenso wie Iniesta.
    »Als ich erfuhr, dass Pep der neue Trainer sein würde, war ich aufgeregt«, sagt Andrés Iniesta. »Er war mein Held. Ich wusste, es würde etwas Großes geschehen.«
    Die Vorteile, die sich mit der Verpflichtung eines ehemaligen Spitzenspielers verbanden, wurden sofort sichtbar. Ein Training gegenüber der alten Masía, in der Nähe des Camp Nou, mit Journalisten und Fans als Zuschauern und vor Kameralinsen, die jeden kleinen Streit und jede Diskussion festhielten, war alles andere als ideal. Deshalb drängte Guardiola, der in der Endphase der Gestaltung des wenige Kilometer entfernten neuen Trainingsgeländes Sant Joan Despí als Berater mitgewirkt hatte, auf einen möglichst baldigen Umzug. Diese Anlage wurde dann zu einer Festung, in der sie in völliger Abgeschiedenheit trainieren, sich entspannen, essen, ausruhen und sich erholen konnten, ungestört von neugierigen Blicken. Den Fußballern, die von professionellen Betreuern umgeben waren, die sich um all ihre Belange kümmerten, gefielen diese Schutzschichten wie auch die vielen anderen nützlichen Details, für die nur ein ehemaliger Profi ein Auge haben konnte.
    Die Erlaubnis, bei einem Heimspiel bis wenige Stunden vor dem Anpfiff – und bei Auswärtsspielen bis wenige Stunden vor der Abreise – zu Hause bleiben und so dem bisher fast sakrosankten Hotelaufenthalt und der abrupten Trennung vom Familienleben entgehen zu können, war eine weitere Entscheidung, die die Spieler begrüßten. Pep war der Ansicht, es sei nicht nötig, den ganzen Tag lang ununterbrochen an Fußball zu denken. Profis, die am Vorabend eines Spiels mit der Familie am Esstisch saßen, konnten mitunter sogar vergessen, dass am nächsten Tag eine Begegnung anstand. Guardiola meinte, es sei mehr als genug, wenn sie wenige Stunden vor dem Anpfiff den Schalter umlegten.
    Nach und nach wurde auch die Presse auf Distanz gehalten. Einzelinterviews der Spieler wurden reduziert oder für längere Zeiträume ganz untersagt. Das alles geschah, um der Gruppe einen geschützten Raum zu bieten. Sie sollte keineswegs isoliert leben, aber sich wohlfühlen und als Einheit stark sein. Pep wollte die Spieler bemuttern und erziehen, aber nicht gänzlich beaufsichtigen. Ihm war ein solcher Schutz einst versagt geblieben, und nach dem einsamen Kampf, bei dem er seinen Namen von den Dopingvorwürfen reinzuwaschen versuchte, war eine unauslöschliche Narbe zurückgeblieben.
    Er wusste, dass Deco und Ronaldinho einen ungeordneten Lebenswandel gepflegt hatten und dass sich ein solches Verhalten in der Mannschaft ausgebreitet hatte. Seit seinem ersten Arbeitstag im Klub versuchte Pep, Ernährung, Zeitplanung und Vorbereitung seiner Spieler zu überwachen. Die meisten Kadermitglieder hatten einen eher leichten Körperbau, bedurften also sorgsamer Aufmerksamkeit. Jeder Art von Aufmerksamkeit. Wenn es sein musste, würde der Trainer sogar die Identität wechseln, regelmäßig in eine andere Rolle schlüpfen, vom Trainer zum Freund, zum Bruder, zur Mutter werden …
    Peps emotionales Engagement für seine Spieler unterscheidet ihn von den meisten anderen Trainern. José Mourinho oder Alex Ferguson suchen den Kontakt zu Verwandten oder Partnerinnen der Spieler, um mehr über ihre Schützlinge zu erfahren; der portugiesische Trainer lädt seine einflussreichsten Spieler und ihre Familien zu Essen im privaten Rahmen ein, bei denen reichlich Wein kredenzt wird. Er tut das in erster Linie, um dabei dann »beiläufig« zu erfahren, ob ein Kind krank gewesen oder die Ehefrau mit dem neuen Haus unglücklich ist. Bei Guardiola verwischten sich dagegen die Grenzen zwischen dem privaten und dem beruflichen Umgang eher.
    Pep wusste, dass er mit einem 18- oder 19-Jährigen nicht auf die gleiche Weise umgehen konnte wie mit den Superstars. Deshalb führte er, wann immer er den Eindruck hatte, dass dies notwendig war, mit den jüngeren Spielern Einzelgespräche in seinem Büro. Die Starspieler lud er zum Essen ein, wenn er Redebedarf hatte. Thierry Henry war der Erste, den er auf diese Art beiseitenahm.
    »Henry ist kein Problem«, wiederholte Guardiola bei Pressekonferenzen, aber der französische Stürmer wurde während der schwierigen Auftaktphase in Guardiolas erster Saison mehr kritisiert als jeder andere

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