Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
seine Weigerung, Messis Führungsrolle ganz und gar zu akzeptieren, führten Guardiola ein weiteres Mal zu dem Schluss, dass es besser wäre, ihn zu transferieren, um die Balance in der Gruppe zu wahren. Ein Zwischenfall im Training Anfang 2009 festigte Peps Absicht. Und ein weiteres Ereignis zu einem späteren Zeitpunkt dieser Saison machte die Entscheidung, Eto’o zu verkaufen, unwiderruflich.
Hier folgt nun die Erklärung des Kameruners für den ersten Vorfall, die Schilderung eines kurzen Augenblicks, der offenbart, wofür beide Männer standen und was genau sie trennte. Es war eine dieser Situationen, die kurzfristig Peps Blutdruck ansteigen ließen und ihm die plötzliche Erkenntnis vermittelten, dass ihre Zusammenarbeit niemals funktionieren würde: »Guardiola verlangte beim Training auf dem Platz von mir, dass ich etwas Bestimmtes tat, etwas, was von Stürmern normalerweise nicht verlangt wird. Ich war weder aufgeregt noch aggressiv, denke aber immer wie ein Stürmer und sah das so, dass ich das, was er verlangte, nicht tun konnte. Ich erklärte ihm, dass er meiner Ansicht nach falschlag. Dann forderte er mich auf, den Trainingsplatz zu verlassen. Am Ende war ich derjenige, der recht hatte. Guardiola spielte nie als Stürmer, ich dagegen immer. Für den Fußball, den ich auf dieser Position gespielt habe, haben mir Menschen in aller Welt Respekt gezollt.«
Am Tag nach diesem Vorfall lud Pep Eto’o zum Abendessen ein. Eto’o hatte nicht das Gefühl, dass er mit seinem Trainer irgendetwas besprechen musste, und lehnte die Einladung ab. Es gibt einen Schalter in Guardiolas Denken, der für »an« oder »aus« zuständig ist – wenn du nicht auf meiner Seite bist, solltest du nicht hier sein. Er ist loyal, hingebungsvoll, wenn die Wellenlänge stimmt, und der abweisendste, distanzierteste Mensch, wenn der Zauber verschwindet, wenn jemand den »Aus«-Schalter betätigt. Das war bei Eto’o der Fall, später auch bei anderen Spielern.
Guardiola bat ihn jetzt regelmäßig, auf der rechten Außenbahn zu spielen, während für Messi der Bereich vorgesehen war, der normalerweise vom Mittelstürmer eingenommen wird. Bei einem Spiel, das sie mit dieser Taktik bestritten, wurde Eto’o ausgewechselt, und nach dem Schlusspfiff brach Pep mit seiner Regel, den Spielern in der Kabine ihren geheiligten Freiraum zu lassen, um dem Stürmer aus Kamerun die Beweggründe für seine Entscheidung zu erklären. Eto’o weigerte sich, ihn auch nur anzusehen. Er ignorierte den Trainer und unterhielt sich mit dem neben ihm sitzenden Éric Abidal weiter auf Französisch.
Nach dieser Sache gab es für ihn keine Rückkehr mehr. Das Team würde sich weiterentwickeln, indem Messi alle Freiheiten erhielt, Eto’o hatte diesen Kampf verloren. Nach diesem Eklat begann der Stürmer sogar seine Tore ganz allein zu bejubeln.
Drei Spieltage vor dem Ende der Meisterschaftsrunde hatte Barcelona den Titel für 2009 sicher, und Pep beschloss, einige Spieler aus der etatmäßigen Startaufstellung im Vorfeld des Champions-League-Finales zu schonen. Dieses gemeinsame Anliegen widersprach Eto’os persönlichem Interesse, in jedem Spiel aufzulaufen, um die Chance zu wahren, den Goldenen Schuh für den erfolgreichsten europäischen Torjäger des Jahres zu gewinnen. Samuel Eto’o drängte den Trainer, ihn auch gegen Mallorca und Osasuna aufzustellen. Pep mochte diese Einstellung nicht und musste sich auf die Zunge beißen, als Eto’o klagte, durch Iniestas Verletzung und das Fehlen von Xavi und Messi (die geschont wurden) fehlten ihm die Passgeber und Torvorbereiter. Eto’o verlor nach und nach den Draht zu den Mitspielern, sein Zorn ließ ihn die eigentlichen Saisonziele aus dem Blick verlieren. Für ihn gab es eine einfache Erklärung: Wenn Messi diese Tore gebraucht hätte, wären die Entscheidungen anders ausgefallen.
Eto’o spielte gegen Osasuna von Anfang an. In der Halbzeit hatte er einen heftigen Streit mit Eiður Guðjohnsen, bei dem beinahe die Fäuste flogen: Der Stürmer meinte, der Isländer habe ihn durch ein ausgebliebenes Zuspiel um eine klare Torchance gebracht. Das Toreschießen wurde für ihn letztlich zur Obsession, die ihn die spanische und die europäische Torjägerkrone ein zweites Mal verpassen ließ, wie schon vier Jahre zuvor im letzten Spiel der Saison.
Eto’o leistete mit seinem Tor, das Barcelona gegen Manchester United in Führung brachte, im Champions-League-Finale von Rom 2009 einen entscheidenden Beitrag, und
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