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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Spieler. Er bekam die Quittung für seine Ablösesumme, sein Gehalt und sein Prestige – in Verbindung mit seinem Mangel an Entgegenkommen gegenüber der Presse. Das Team verbesserte sich zwar, aber der ehemalige Arsenal-Star zeigte dabei nicht, was er wirklich konnte. Für Henrys Formschwäche gab es zwei Gründe: seine Rückenverletzung und die Position, auf der er spielen musste. Im Sommer war Eto’o auf dem Markt gewesen, nachdem Pep ihm ebenso wie Deco und Ronaldinho gesagt hatte, er sei nicht mehr erwünscht. Guardiola versprach Henry, der unter Rijkaard zu seinem Missvergnügen auf dem linken Flügel gespielt hatte, er werde jetzt auf die Mittelstürmerposition rücken. Als es jedoch so kam, dass Eto’o ein weiteres Jahr in Barcelona blieb, musste Henry weiter auf dem Flügel spielen, auf einer Position, auf der er sich inzwischen schwertat, weil er nicht mehr über die Schnelligkeit und die Ausdauer von früher verfügte.
    Als Henry an einem Tiefpunkt angekommen war, lud Pep ihn zum Abendessen ein, um ihn aufzumuntern und ihm zu sagen, dass er volles Vertrauen in seine Fähigkeiten setzte. Henry wusste diese Geste zu schätzen. »Tití« war im nächsten Spiel gegen Valencia nicht zu bremsen und erzielte bei Bar Ç as 4:0-Erfolg einen Hattrick. Schließlich bildete er zusammen mit Messi und Eto’o eine überaus wirkungsvolle Angriffsreihe in einer Saison, die mit drei Titelgewinnen endete (spanischer Pokal, Meistertitel, Sieg in der Champions League). Das Trio erzielte zusammen genau 100 Tore – Messi steuerte 38 Treffer bei, Eto’o 36, und Henry, der letztlich 51 Pflichtspiele bestritt, kam auf 26 Tore. Henry ging 2009 nach dem Saisonende mit dem Wissen in die Sommerpause, dass er eine spektakuläre Saison hinter sich hatte.
    Aber im darauffolgenden Sommer, nach einer für ihn persönlich enttäuschenden Saison, bei der er weder zu der Führungsrolle im Sturmzentrum noch zu der Form zurückfand, die so viele Abwehrreihen der Premier League in Panik versetzt hatte, verließ der 32-jährige Henry nach einem Angebot aus der Major League Soccer Barcelona und wechselte zu den New York Red Bulls.
    Samuel Eto’o und der Mangel an »Gefühl«
    Pep hatte viel Zuwendung für seine Spieler, Zeit und Mühe in einen Prozess investiert, der bei der Saisonvorbereitung in St. Andrews begann. Das meiste davon geschah intuitiv und kam ihm ohne große Tüftelei in den Sinn. Im Gegenzug verlangte er hochwertige Arbeit, aber auch noch etwas anderes, viel Größeres, etwas, um das wir uns alle bemühen: Er wollte seinerseits von den Spielern geliebt werden. Und er litt sehr, wenn sie ihm diese Liebe nicht gaben.
    Das war der Junge in Pep, der natürlich nie ganz verschwunden war, das Kind, das beim Probetraining für La Masía Eindruck machen wollte. Das Kind, das, nachdem es in die Nachwuchsakademie aufgenommen worden war, gemocht werden, von den Trainern aufgestellt und von Cruyff für gut befunden werden wollte. Der junge Mann, der voller Respekt entschied, dem Kurs zu folgen, der mit der Barcelona-Philosophie verbunden war, weil er daran glaubte, der aber außerdem beschloss, eine Rolle einzunehmen, die ihn nah an die Mehrheit der Fans herankommen ließ: Er wollte die Führungsrolle wieder mit Gefühlen verbinden.
    Dieses Bedürfnis, gemocht zu werden, kann zweifellos eine Zeit lang ruhen und sich möglicherweise unter dem Schutzschild verstecken, mit dem man sich im Spitzenfußball wappnen muss. Aber der kleine Junge verschwindet nicht, ebenso wenig die Zerbrechlichkeit, die zum Wesenskern jedes Menschen gehört und so oft die Grundlage bietet, auf der sich ein Genie entwickelt.
    Das Kind in Pep, dem erwachsenen Mann, konnte Zurückweisung und Missbilligung von den Menschen, die ihm nahestanden, von seinen Spielern nur mit Mühe akzeptieren. Nichts verletzte ihn mehr, als wenn einer seiner Fußballer ihn keines Blickes würdigte oder nicht mit ihm sprach, wenn sie sich über den Weg liefen. Das setzte ihm schwer zu. Und es hat solche Situationen gegeben.
    »Das unerträglichste Drama: Ich versuche eine Gruppe zu leiten, in der jeder eine eigenständige Persönlichkeit ist; das kommt vor allem anderen. Ich verlange von ihnen allen, an etwas Gemeinsames zu denken, sonst kann man nichts gewinnen. Und dieses gemeinsame Gefühl gleicht dem jedes anderen Menschen: geliebt zu werden. Eine Arbeit zu haben, die wir mögen und für die wir geliebt werden. Wie überzeuge ich zum Beispiel einen Spieler, den ich nicht mag und den

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