Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
ich auch nicht aufstelle, dass ich ihn mag? Darin liegt das Drama, im Auf und Ab, Auf und Ab. Oder glauben Sie, dass alle Spieler mich lieben?« Der Umgang mit dem Fußballer und mit der Persönlichkeit, die sich hinter dem Spieler verbirgt, ist für Pep der härteste Teil seiner Arbeit.
Er weiß, dass die Entscheidungen, die er zu treffen hat, unweigerlich verhindern, dass er die Zuneigung aller Beteiligten genießt. Es ist natürlich einfacher, mit diesen Gefühlsbewegungen umzugehen, wenn man gewinnt, aber man gewinnt nicht immer. Und nach Niederlagen suchen die Spieler gern nach Sündenböcken. Im Fußball sitzt der Typ, der letztlich immer die Schuld hat, auf der Trainerbank.
Auf die Frage, ob er es bereue, dass er Samuel Eto’o, den jungen Katalanen Bojan Krkić und Zlatan Ibrahimović gehen ließ, kam Guardiola aus der Deckung und gestand seine Schwierigkeiten ein, mit solchen Situationen umzugehen. »Ich bereue jeden Tag einen Haufen Dinge. Das Gerechtigkeitsgefühl ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Diejenigen, die nicht spielen, sind gekränkt, und sie müssen ein großes Herz haben, damit kein Streit aufkommt. Je näher ich den Spielern komme, desto mehr bekomme ich selbst ab, ich muss also Distanz halten.«
An dem Tag, an dem er seinen Spielern sagte, dass er Barcelona verlassen werde, wurde er deutlich: »Hätte ich weitergemacht, würden wir uns letztlich gegenseitig wehtun.«
Aber die Entscheidungen in Bezug auf diese drei Spieler – alle drei waren Stürmer – erfolgten unabhängig von den damit verbundenen Emotionen zum Nutzen der Gruppe, vor allem, um Messis anhaltende Weiterentwicklung zu stimulieren. Guardiolas Bewunderung für La Pulga, den »Floh«, und seine weitere Entscheidung, das Spiel der Mannschaft auf diesen Spieler zuzuschneiden, war etwas, was sich im Lauf der Zeit steigerte und verstärkte. Das war keine romantische Frage, es hatte seine Grundlagen in den Gesetzen des Fußballs. Guardiola erinnert sich, dass Messi sich ihm, kurz nachdem er die Mannschaft übernommen hatte – es war beim vierten Training unter seiner Leitung –, verstohlen näherte und ihm ins Ohr flüsterte: »Mister! Teil immer Sergio in meine Mannschaft ein.« La Pulga war von Busquets’ taktischem Verständnis sofort angetan und wollte ihn bei jedem Training und in jedem Spiel immer in seiner Mannschaft haben. Guardiola gefiel es, dass Messi sein Fußballverständnis teilte, er wurde in seinem Vertrauen zu dem Argentinier bestätigt.
Guardiolas Spieler sprechen oft mit Hochachtung von ihrem Trainer, aber jede Rose hat auch ihre Dornen. Eto’o, Ibrahimović und Krcić verließen Barcelona, und sie waren nicht glücklich, als sie gingen. Alle drei hatten im Klub dieselbe Rolle inne, und alle drei gingen schließlich aus Barcelona weg, damit Messi noch besser werden konnte. Die »Nummer neun« ist ein äußerst sensibles Thema in Guardiolas Plan. Der Stürmer aus Kamerun hätte in der Saison 2008/09 beinahe den Trofeo Pichichi (die Auszeichnung für den erfolgreichsten Torjäger der Primera División) gewonnen (er wurde mit 30 Toren Zweiter hinter dem Uruguayer Diego Forlán von Atlético Madrid) und war in der Meisterschaftsrunde wie auch in der Champions League, wo er beim Finale in Rom das erste Tor erzielte, ein entscheidender Spieler. Bei Saisonende entschied Pep, dass er in der folgenden Spielzeit nicht mehr mit Eto’o weiterarbeiten wollte. Was ging hier schief?
Pep hatte Eto’o bei seiner allerersten Pressekonferenz praktisch zum Verkauf angeboten, aber der Stürmer lieferte eine eindrucksvolle Saisonvorbereitung ab und hatte sich mit seiner ruhigen, freundlichen, fast unnatürlich bescheidenen Art innerhalb der Mannschaft Respekt erworben. Guardiola unterhielt sich mit seinen Kapitänen Puyol, Xavi und Valdés über ihn: Die Entscheidung wurde revidiert, Samuel Eto’o blieb bei Bar Ç a.
Im weiteren Saisonverlauf war der Angreifer wieder der unbezähmbare Löwe, der titelhungrige Fußballer. Er ist ein Spieler, der seine Teamkollegen auf dem Platz auf eine sehr positive Weise antreibt und auch imstande ist – wie das im Camp Nou beim Spiel gegen Atlético Madrid geschah –, seinen Trainer beim Torjubel körperlich anzugehen. Guardiola war schockiert, aber »Samuel ist eben so«.
Diese Seite des Kameruners zeigte sich jedoch nicht die ganze Saison hindurch.
Eto’o konnte, im Training wie auch in Spielen, inspirierend wirken, aber gelegentliche Wutanfälle, seine impulsive Natur und
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