Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Guardiola dankte ihm bei dem von ihm persönlich ausgerichteten Saison-Abschlussessen im Namen der Mannschaft für sein Engagement für den Klub. Dennoch wurde Eto’o in jenem Sommer im Tausch für Ibrahimović transferiert.
Pep musste einräumen, dass er als Trainer nicht viel Erfahrung im Umgang mit Stürmern dieser Klasse hatte. Jeder Spieler hat ein persönliches Ziel, einen Traum – und der Trainer vergaß das nicht. Also suchte Pep nach dem richtigen Gleichgewicht, bei dem im mannschaftsdienlichen Rahmen auch Platz für individuellen Ehrgeiz war. Thierry Henry träumte vom Gewinn der Champions League und unterschrieb aus diesem Grund beim FC Barcelona. Nachdem dieser Erfolg da war, ließen seine Leistungen nach, und er zog gerne weiter. Eto’os Wünsche richteten sich nicht nur auf die Champions League, sondern auch auf den Goldenen Schuh. Er hatte einige persönliche Ziele drangegeben, um dem Team weiterhin helfen zu können, aber wie alle Stürmer dieser Welt musste er sein Ego zufriedenstellen. Bis zu einem Punkt, den der Trainer vorgab.
Pep war überzeugt, dass die Mannschaft auf dem richtigen Weg war, der Erfolg war offensichtlich, und er wollte die logische Weiterentwicklung fortführen. Hätte er Messi in der nächsten Saison wieder auf den Flügel gestellt, dann hätte er es mit einem Ausnahmespieler zu tun bekommen, der seine Motivation einbüßte und unzufrieden war, weil er auf eine weniger einflussreiche Position abgeschoben wurde. Es gab noch einen enormen Spielraum für Verbesserungen vonseiten des Argentiniers, aber es war nur Platz für ein Ego.
Nach Saisonende flog Eto’o während seines Urlaubs nach Paris. Pep erfuhr das und wollte zunächst ebenfalls nach Paris reisen, um mit dem Spieler unter vier Augen zu sprechen und ihm die Gründe für seine Entscheidung zu erklären. Aber der Trainer war auch der Ansicht, dass er sich große Mühe gegeben hatte, auf den Spieler zuzugehen, und das war nach seinem Gefühl nicht erwidert worden. Pep flog nicht nach Paris. Das verletzte Eto’o am meisten: »Neben Guardiola und Laporta haben mich noch viele andere Leute enttäuscht«, sagte er.
Ibrahimović und Pep auf unterschiedlicher Wellenlänge
Mit einem Personaltausch zwischen Inter Mailand und BarceIona hatte Zlatan Ibrahimović die Lücke geschlossen, die Eto’o in Barcelonas Angriffsreihe hinterlassen hatte. Der schwedische Star hätte keinen besseren Einstand abliefern können: Er traf in den ersten fünf Spielen für Barcelona jeweils ins gegnerische Tor und verschaffte Guardiola wichtige Alternativen. »Taktisch ist er sehr gut. Er ist körperlich stark, löst sich rasch von den Verteidigern und hält den Ball gut mit dem Rücken zur Verteidigung. Das ermöglicht es uns, neben ihm einen zweiten Stürmer aufzubieten«, erklärte der Trainer bei einer der ersten Pressekonferenzen der Saison.
Die erste Saisonhälfte war mehr als nur akzeptabel, aber in der Rückrunde war der Schwede weniger effektiv. Man gewann den Eindruck, er sei sich seiner Rolle im Mannschaftsgefüge kaum bewusst, und manchmal schien er auf dem Platz regelrecht im Weg zu stehen, als wäre er nur ein weiterer Verteidiger, den Messi umdribbeln musste.
Schon bald kam es zu Meinungsverschiedenheiten, bei denen er sein ausgeprägtes Temperament zeigte, und es gab weitere Anzeichen dafür, dass eine schwierige Restsaison bevorstand. Beim Spiel zwischen Barcelona und Mallorca (Endergebnis: 4:2) gab der Schiedsrichter Elfmeter nach einem Foul an Ibrahimović, der großartig gespielt hatte, aber bis dahin ohne Torerfolg geblieben war. Messi schnappte sich den Ball und verwandelte. Die wütende Reaktion des Schweden war verblüffend. »Das war mein Elfmeter!«, schrie er dem Trainer entgegen. Es sollten noch mehr Vorfälle dieser Art folgen.
Vor dem Punktspiel gegen Real Madrid im Camp Nou zog sich Ibrahimović eine Muskelverletzung zu, und die Ultraschallaufnahmen gaben keinen Aufschluss darüber, wie lange die Heilung dauern würde. Pep wollte keinerlei Risiko eingehen – und Ibrahimović unbedingt seinen ersten Clásico spielen. »Ich werde bei diesem Spiel fit sein«, sagte er immer wieder. Er war so angespannt, dass er eines Tages auf Bar Ç as Fitnesstrainer Lorenzo Buenaventura losging und ihn an der Gurgel packen wollte. Der Schwede hatte mitbekommen, dass Buenaventura zu ihm sagte, er werde bis zum Clásico fit sein, während er Pep das Gegenteil berichtete. »Spiel keine Spielchen mit mir, oder ich reiße dir den
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