Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Beförderung an. Das überraschte Pep, obwohl sie dieses Thema miteinander besprochen hatten und er akzeptierte, dass Tito das Recht hatte, sein Amt zu übernehmen. Er würde sich in diese Sache aber nicht einmischen.
Zubizarreta erklärte den Journalisten, wie die neue Barcelona-Ära aussehen werde: »Das Wichtigste ist die Idee, das Prinzip, das uns zu etwas Besonderem macht. Wir werden angeschnallt bleiben, und ich bin mir sicher, dass wir eine tolle Zeit erleben werden.« Der Klub schien, das legte der rasche und offenbar nahtlose Übergang nahe, gut mit dieser Situation fertigzuwerden.
Wenn es einen Augenblick gab, der die Emotionen und die Gefühlslage von Klub, Fans und Pep selbst perfekt verkörperte, dann war das sein Abschied im Camp Nou.
Dieser Abschied fiel mit dem Lokalderby gegen Espanyol zusammen, aber da es bei dieser Begegnung für beide Teams um nichts mehr ging, wurde es vom Anpfiff weg zu Peps Abschiedsparty umfunktioniert. Hunderte von Fans hinterließen ihren Dank und ihre guten Wünsche auf einer riesigen Wand, die der Klub vor dem Stadion aufgestellt hatte. Ein gewaltiges Banner, das eine große Tribünenfläche bedeckte, begrüßte ihn, als er auf den Platz kam. Es zeigte ein Bild des Trainers mit der Inschrift T’estimem Pep (»Wir lieben dich, Pep«).
Guardiola lenkte sein letztes Heimspiel mit der bei ihm üblichen Intensität. »Komm schon, Pedro, wir haben jetzt fünf Jahre lang zusammengearbeitet, und du machst das immer noch!«, feuerte er den Youngster an, den er vor Jahren in der Bar Ç a-Reserve entdeckt hatte. Guardiola hatte vier Jahre zuvor interveniert, als Pedro an den Racing Club Portuense ausgeliehen werden sollte, und der junge Mann war unter seiner Anleitung zu einem der besten Spieler der Mannschaft gereift.
Es sah ganz danach aus, als wolle sich der Schiedsrichter an der Party beteiligen, mit einem entspannten Auftreten und einigen Entscheidungen, die Bar Ç a begünstigten. Das Spiel endete 4:0 für den Gastgeber, und Messi schoss alle vier Tore, ein weiterer Rekord, einer von vielen. Er hatte in der Punktspielrunde 50 Tore erzielt und damit die bis dahin bestehende europäische Bestmarke übertroffen, die Dudu Georgescu von Dinamo Bukarest 35 Jahre zuvor, in der Saison 1976/77, aufgestellt hatte. Nach seinem ersten Tor an jenem Abend zeigte Messi in Richtung Trainerbank, auf Pep, seinen Mentor, dem er diesen Treffer widmete. Der Trainer antwortete, indem er seinerseits auf ihn zeigte. Der Ball hatte nach einem glänzend getretenen Freistoß auf genau die Art den Weg ins Tor gefunden, wie es Messi und Pep unter der Woche im Training besprochen hatten.
Nach dem vierten Tor lief Messi, gefolgt von seinen Teamkollegen, zur Seitenlinie, um den Trainer zu umarmen, der so viel dazu beigetragen hatte, dass er zu dem Spieler wurde, der er heute ist. Es war eine ergreifende Szene. Theatralisch, aber ehrlich. Zwei der bedeutendsten Darsteller in der größten Seifenoper der Welt füllten den Bildschirm mit einer emotionalen Umarmung, einer öffentlichen Zurschaustellung der Zuneigung, und schämten sich nicht, ihre gegenseitige ewige Dankbarkeit zu bezeugen. Pep flüsterte Messi ins Ohr: »Danke für alles.«
Pep sollte nach dem Spiel auf dem Platz eine Ansprache halten. Er nahm das Mikrofon und schlurfte verlegen über den Rasen, während die Spieler sich um ihn scharten. Er stand in der Nähe des Mittelkreises, als er sich mit dem gesamten Publikum eine Video-Montage ansah, die auf den riesigen Bildschirmen lief, unterlegt mit der Musik von Coldplay. Dann erklang sein Lieblingslied Que tinguem sort (Ich hoffe, wir haben Glück), das von dem katalanischen Songwriter Lluís Llach stammt, und die Worte hallten durch das gesamte Stadion, weil Tausende von Zuschauern mitsangen.
»Si em dius adéu, vull que el dia sigui net i clar, que cap ocell trenqui l’harmonia del seu cant. Que tinguis sort i que trobis el que t’ha mancat amb mi …«
(»Ich hoffe, der Tag, an dem du dich von mir verabschiedest, ist rein und klar, und kein Vogel unterbricht die Harmonie seines Gesangs. Ich hoffe, du hast Glück und findest, was dir bei mir gefehlt hat …«)
Pep schaute zu den Rängen hoch, alle Anwesenden warteten darauf, dass er zu sprechen begann. Das Stadion war mit 88 044 Zuschauern, die erwartungsvoll ausharrten, fast ausverkauft. Manche Fans hielten sich aneinander fest. Erwachsene Männer versuchten, ihre Tränen zu verbergen. Junge Mädchen fotografierten mit ihren Handys,
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