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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Entscheidung nicht öffentlich machen, weil das zu kompliziert gewesen wäre. Das hat einen sehr einfachen Grund. Vier Jahre sind vergangen, und eine solche Zeit kann einen erschöpfen und fordert ihren Tribut. Ich bin ausgelaugt. Der Grund für die Entscheidung ist, dass ich meine Leidenschaft zurückgewinnen muss. Ich könnte nicht so weiterarbeiten, wie das ein Trainer in Barcelona tun sollte. Der neue Mann wird euch Dinge geben, die ich nicht geben kann.«
    Er hatte nichts mehr zu geben und musste die Batterien wieder aufladen. Oder, anders gesagt: Er könnte dem Klub immer noch viel geben, wenn er bliebe, aber nicht all das, was dort gebraucht wurde.
    »Ich danke Ihnen für die Geduld, ich weiß, dass ich anstrengend war, hier, an jedem dritten Tag, mit Ihnen allen«, sagte er zu den Presseleuten. Jetzt würde er die Trainerbank für eine gewisse Zeit räumen, stellte allerdings auch klar, dass er »früher oder später« wieder als Trainer arbeiten werde. Zugleich versuchte er jedwedem denkbaren Gerücht die Grundlage zu entziehen. »Leo ist hier«, war die einzige Erklärung, die von Guardiola zu Messis Abwesenheit zu bekommen war, ein Kommentar, der auch von Rosell selbst bestätigt wurde.
    Die Spieler hatten in der Kabine beschlossen, dass die Mannschaftskapitäne im Medienraum präsent sein sollten. Das bezog sich auf Puyol, Xavi, Iniesta und Valdés. Weitere Spieler schlossen sich dem an, um Pep so ihren Respekt zu erweisen – nicht aber La Pulga. »Messi ist in Gedanken hier«, betonte Rosell.
    Leo weint, aber er tut das nicht öffentlich. Der Argentinier erklärte einige Stunden später über seinen Facebook-Account, warum er nicht an der Pressekonferenz teilgenommen hatte: »Ich möchte Pep von ganzem Herzen für all das danken, was er beruflich und privat für mich getan hat. Ich habe es vorgezogen, nicht zur Pressekonferenz zu gehen, weil diese Veranstaltung mit solchen Emotionen verbunden war. Ich wollte der Presse aus dem Weg gehen, weil sie nach traurigen Gesichtern Ausschau hält, und ich habe beschlossen, so etwas nicht zu zeigen.« Als Messi im Alter von 13 Jahren nach Barcelona kam, versteckte er sich immer, wenn er weinte. Sein Hauptgrund war damals, dass sein Vater sich nicht aufregen sollte.
    Und dann folgte die Bekanntmachung, die niemand erwartet hatte. Ein besonders feierlich auftretender Rosell erklärte, dass Tito Vilanova Peps Nachfolger sein werde. Der Trainerassistent hatte das Angebot des Klubs zwei Tage vorher in Guardiolas Haus erhalten, es aber erst eine Stunde vor der Pressekonferenz angenommen.
    Pep ließ einen Zweifel bestehen, der niemandem aufzufallen schien. »Titos Ernennung war nicht meine, sondern Zubizarretas Entscheidung. Ich selbst habe das erst heute Morgen erfahren.« Niemand kam auf den Gedanken, es könnte hier vielleicht einen wie auch immer gearteten Konflikt gegeben haben. Allerdings sollte diese Äußerung schon bald benutzt werden, um eine Kontroverse in Gang zu bringen, die davon ausging, ohne Guardiola werde das Leben in Barcelona schwieriger werden.
    Der Klub wollte sich jedoch öffentlich zu Vilanova bekennen und in einer Zeit der Ungewissheit und potenziellen Instabilität keinen Anlass zu Spekulationen bieten. Das war Zubizarretas Chance, zu zeigen, dass er eine Sofortlösung zur Hand hatte, und Rosell akzeptierte das. Mit der Kontinuität, die mit Guardiolas engstem Mitarbeiter verbunden war, verschaffte sich der Klub die nötige Zeit für eine Entscheidung darüber, ob dies nun die richtige Lösung oder ob eben doch ein Richtungswechsel erforderlich war. »Hätten wir erst drei oder fünf Tage nach Peps Abschied erklärt, dass wir uns für Tito entschieden hatten, wäre das für ihn kontraproduktiv gewesen. Man hätte dem Klub dann vorhalten können, dass er keinen besseren Trainer gefunden und außerdem auch kein Konzept habe«, erklärt ein Insider aus dem Klub.
    Aber die Nachfolgelösung lässt sich unterschiedlich deuten. Pep hatte sich seit Oktober, seit er ernsthafte Zweifel in Bezug auf ein Weitermachen hegte, vorgestellt, dass sein Abschied auch Tito einschließen werde. »Wir« bleiben entweder alle, oder »wir« gehen, hatte er gedacht. Eine dritte Option tauchte dann bereits im November auf, als Zubizarreta Guardiolas Assistenten als möglichen Nachfolger nannte. Alle Beteiligten vermuteten, Tito werde das Angebot ablehnen. Am Tag der Pressekonferenz wurde es ihm erneut unterbreitet, und nach einer Stunde Bedenkzeit nahm er die

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