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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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Teil auch spontan und freiwillig erfolgt, entwickelte sich aus einer objektiven Realität, verwandelte sich aber Stück für Stück in ein Massendelirium, das sich kaum etwas vom ursprünglichen Gefühl bewahrte.
    Der Erfolg hatte ein Image von Pep geschaffen, eine gängige Wahrnehmung, die vielleicht auf einigen primär religiösen und grobschlächtigen Mechanismen beruhte, die nichts mit ihm selbst zu tun hatten – er war nicht der Urheber dieses Bildes, das man von ihm geschaffen hatte. Die Lobhudelei hatte ihn unnötigerweise auf ein Podest gehoben, und Pep selbst lehnte das ab.
    Wie gelangt man von der Bescheidenheit dieses Barcelona-Teams, das immer wieder die Grundsätze hervorhebt, auf denen für die Spieler und Betreuer alles beruht (Arbeitsethos, Respekt, kollektive Anstrengung), zu dem Fanatismus einiger seiner Anhänger oder gar zu einer ganzen Industrie, die um die Figur Guardiola herum aufgebaut wurde? Diese Mode scheint über Katalonien hinausgedrungen zu sein: Die Sportzeitung AS veröffentlichte 2012 eine Studie, aus der hervorging, dass es in Spanien – erstmals – mehr Bar Ç a- als Real-Madrid-Fans gab.
    Gibt es, wie so viele Leute sagen, eine Pep-Methode, die man sich erschließen kann? Sie ist ein gutes Beispiel für eine Gesellschaft, die sich gegen Schwierigkeiten und Mittelmäßigkeit behaupten muss, aber vielleicht ist es übertrieben, von einer Methode oder gar einer neuen Religion zu sprechen. Würde die geradezu hysterische Verehrung anhalten, wenn Pep geblieben wäre und ein Team geführt hätte, das Spiele und weitere Titel verlor? Pep hat mit Sicherheit einige Mechanismen der Massenpsychologie in Katalonien verändert, aber nicht einmal er kann eine jahrhundertelange Geschichte und eine kulturell geprägte Denkweise umkrempeln.
    Manchmal stimmte das Image von Peps Barcelona genau mit dem überein, was ein internationales Publikum suchte. Man identifizierte sich mit dem Erfolg, aber auch mit seinen Werten, ob die nun übertrieben waren oder nicht. Die katalanische Gesellschaft, im Allgemeinen schüchtern und allergisch gegen Rollenvorbilder, sah Guardiola als eine Art Wegwerf-Dalai-Lama, als einen Guru für die katalanischen Massen. Pep machte oft Witze über die Artikel, die ihn auf eine Art lobten, als ginge es um einen Wettbewerb in Sachen Speichelleckerei. Und er fragte sich oft, ob Tugenden im Angesicht der Niederlage nicht zu Fehlern werden und ob das Lob nicht ein Wetzstahl war, an dem die Klingen geschärft wurden, wenn die Zeit für die Hinrichtung gekommen war.
    Weil der Coach die Fans gerne glücklich machen will und weil er ein Bar Ç a-Fan ist, gibt es für ihn nichts Wunderbareres, als den Menschen, die einem diese Leidenschaft eingepflanzt haben, die Erfüllung und die Euphorie zurückzugeben: »Das Beste an dieser Arbeit ist, dass die Menschen, die Probleme haben, die sehr viel ernster sind als der Fußball, die auf brutale Art unter dieser Krise leiden oder mit persönlichen Problemen zu kämpfen haben, in der Zeit, in der sie unter Strom stehen, vergessen und feiern können. Das verdanken wir diesem Spiel.«
    Aber Pep kann nicht viel mehr, ja er will nicht viel mehr anbieten.
    Er braucht es nicht, dass die Menschen viel mehr erwarten.
    Andoni Zubizarreta war nach dem Barcelona-Derby noch im VIP -Bereich des Camp Nou zugange. Seine Augen waren gerötet, der Mann selbst sichtlich aufgewühlt, aber in seinem Innersten war ihm zugleich bange. Der Anführer gab seinen Arbeitsplatz auf, damit der Klub ihn weiterhin umgestalten konnte, und Tito würde in Peps Fußstapfen treten. In gewaltige, respekteinflößende Fußstapfen.
    Pep stand immer noch auf dem Platz und prüfte sein Mikrofon. Die Spieler hielten inzwischen ein paar Schritte Abstand und warteten auf seine Ansprache. Das Mikrofon funktionierte nicht, und Pep war nervös. Er wollte, dass dieser Augenblick ein Ende nahm, dieses Begräbnis für seine öffentliche Person. Aus der Asche sollte dann ein anderer, der vertraute Pep auftauchen. Aber vorher musste er noch zu den Fans sprechen.
    »Wir machen das jetzt kurz, die Spieler brauchen eine Dusche«, begann er. Und in seinen Worten verbarg sich eine Hommage an Marcelo Bielsa, der seine Abschiedsrede vor der chilenischen Nationalmannschaft genauso begonnen hatte: »Das Leben hat mir dieses Geschenk gemacht. In diesen fünf Jahren haben wir das Spektakel genossen, das uns diese Jungs geboten haben. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Liebe ich mit nach Hause

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