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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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um diesen Augenblick festzuhalten. Alle Zuschauer blieben auf den Beinen, aber Peps Vater Valentí musste sich hinsetzen, weil seine Knie zitterten.
    Der Mann, der als Lieblingssohn des Klubs galt, ging von zu Hause weg, zum zweiten Mal. Für manche war es ein Abschied von einem älteren Bruder, für andere war er eine Vaterfigur, für ein paar sogar eine Art Messias. Ein Mann mit beispielhaftem Verhalten, eine Führungspersönlichkeit, ein Rollenvorbild, höflich, der ideale Gatte, der Verlobte, von dem man träumt, der Freund, mit dem man am Samstag ein Bier trinkt, ein guter Mann, gesund, ruhig und wechselweise leidenschaftlich oder gemäßigt, je nachdem, wie es die Situation verlangte. Eine Nation, ein Klub und seine Fans fühlten sich verwaist.
    Man stelle sich all das vor.
    Man stelle sich vor, dass man all diese Rollen ausfüllen müsste. Die Last, die sich mit all dem verband, der Druck. Verstehen Sie jetzt, warum er weggehen musste?
    »Pep ist ein privilegierter Mann. Er ist einer der wenigen Menschen, die ich kenne, die im Privat- wie auch im Berufsleben das Dringende, das Wichtige und das Grundlegende pflegen.« Guardiolas Freund Evarist Murtra versuchte sich in einer Rede im katalanischen Regionalparlament an dem Tag, an dem der Trainer des FC Barcelona im November 2011 von der katalanischen Zivilgesellschaft geehrt wurde, an einer Analyse der Person. Pep bediente die Dringlichkeit, indem er Titel und Spiele gewann. Er tat das Wichtige, indem er ehrenwerte Regelwerke achtete, die die Basis des Sports bilden. Und schließlich stand er loyal zu der Institution, die er vertrat, und zum Geist ihrer Gründer und Anhänger – und darauf kam es an.
    Jorge Valdano, der ehemalige Sport- und Generaldirektor, Trainer und Spieler von Real Madrid, beschrieb Peps Einfluss zum damaligen Zeitpunkt in wohlgesetzten Worten in einem Interview. »Er glaubt an den Fußball als einen Bereich, in dem Größe möglich ist, weil er niemals betrügt. Er ist immer mutig, er beseitigt alle Schattenseiten des Spiels. Er ist ein authentisches Beispiel für Führungsstärke, die nicht nur in der Welt des Fußballs einsetzbar ist. Er ist definitiv eine Führungsfigur.«
    Fußball, Sport allgemein, ist für breite Bevölkerungskreise in Spanien das Einzige, das zählt. Die Medien ignorieren andere Lebensbereiche (Kultur, Bildung, kritisches Denken), und die Leute halten sich an Symbolfiguren des Sports als einzigem gültigen Bezugspunkt fest. Das bringt für diese Individuen eine gewaltige Verantwortung mit sich, und es ist zugleich ein Zeichen für die Torheit unserer Kultur. Allerdings sollte man auch fragen: Verlangt die breite Masse danach, oder sind die verschiedenen Medien verantwortlich für den Verkauf dieser Marke nach der Devise »Brot und Spiele«? Die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo in der Mitte, und möglicherweise ist hier niemand ganz frei von Verantwortung. Pep war sich der Breitenwirkung seines Verhaltens und der Bedeutung der Institution, für die er stand, immer sehr bewusst, also moderierte und modulierte er sein Auftreten entsprechend. Die Gesellschaft im Allgemeinen hat ihm das gedankt.
    Die Goldmedaille der katalanischen Generalitat (der Gesamtheit der politischen Institutionen Kataloniens) erhielt er »für seine Leistungen als Spitzensportler, für seine Erfolge in seiner Zeit als Trainer, für seinen Entwurf eines kultivierten, zivilen und offenen Katalonien, das auf sehr denkwürdige Weise erfolgreich war, und für seine Werte, die er auf beispielhafte Art und Weise vermittelt hat. Dazu gehören Fairness, Teamwork, Anstrengung und persönliche Weiterentwicklung, sehr positive Werte nicht nur aus der Sicht eines Individuums, sondern auch für den persönlichen Fortschritt.«
    Zu dick aufgetragen? Manche Leute würden das vielleicht in einer anderen Zeit behaupten, aber in dieser Phase der Geschichte, in der Katalonien so viele Beispiele guter Führung braucht, nachdem es zuletzt ob der tagtäglichen Angriffe aus so vielen politischen Richtungen immer wieder in Verzweiflung verfallen war, war es genau das, was der Arzt verschrieben hatte.
    Aber Pep betonte oft, auch in seiner eigenen Antwort auf die Ehrung (und in Gegenwart so vieler Vertreter der politischen und gesellschaftlichen Elite, des Militärs, der Finanzbranche), dass er »kein Vorbild für irgendetwas sein will«. Hat ihm da irgendjemand zugehört?
    Die Erhebung Guardiolas zum Idol, der Gesellschaft zum Teil aufgezwungen von ergebenen Medien, zum

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