Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
bekomme, dort als Trainer zu arbeiten und diese Erfahrung zu machen, so wie andere Trainer und Spieler auch.« In den letzten Jahren als Spieler wurde er jedem großen englischen Klub angeboten, auch Arsenal London. Arsenals Trainer Arsène Wenger sagte zu Peps Berater, er verpflichte lieber jüngere Fußballer, andere Klubs brachten andere Ausreden vor, und so kam es nie zu einem Engagement in Großbritannien.
Sobald Pep bestätigte, dass er in Barcelona aufhören werde, kursierten alle möglichen Gerüchte. Ein wiederkehrendes Thema war ein möglicher Vertrag mit dem englischen Fußballverband als dessen Nationaltrainer. Die Football Association selbst nahm zwar keinen Kontakt zu Guardiola auf, aber ein Mittelsmann versuchte ein Abkommen auf den Weg zu bringen. Der FA erzählte er, Pep habe Interesse, und Pep sagte er, die FA denke über die Sache nach. Irgendwann wurde der Mittelsmann dann auf die Probe gestellt: Lass uns ein Treffen vereinbaren, bat man ihn. Aber dieses Treffen fand nie statt.
Einige seiner besten Freunde waren überzeugt, dass er seine lange Pause nicht als »Sabbatjahr«, sondern als Ruhepause bezeichnet hätte, wenn eine Anfrage von Manchester United gekommen wäre. Aber Leute wie Alex Ferguson wissen gar nicht, wie sie ihre Arbeit aufgeben sollen, auch wenn sie uns manchmal mit der Andeutung einer möglichen Demission reizen mögen.
Chelsea versuchte während Peps drei letzten Spielzeiten wiederholt, ihn an die Stamford Bridge zu locken. Die Gehaltsangebote erhöhten sich mit jedem Versuch: zehn Millionen Euro pro Jahr, 13 Millionen, nach manchen Quellen sogar 15 Millionen. Aber Roman Abramowitsch, der vom Fußball, wie er im Camp Nou gespielt wurde, fasziniert war, erkannte schon bald, dass er etwas würde anbieten müssen, wenn er Pep in den Westen Londons holen wollte: eine Struktur und einen Kader, die eine solche Spielweise ermöglichten.
Chelseas russischer Eigentümer hat Txiki Beguiristain dreimal getroffen, seit der ehemalige Bar Ç a-Sportdirektor den Klub im Juni 2010 verließ. Abramowitsch wollte, dass Txiki den Klub umstrukturierte und zugleich als Anlaufstation für die Verpflichtung Guardiolas diente. Beguiristain verstand seine Rolle, hatte aber das Gefühl, dass Abramowitsch in erster Linie nur einen weiteren Berater suchte, nicht so sehr ein Fußballmodell. Ihm wurde keine echte Spitzenposition angeboten, denn Abramowitsch wollte seinen Einfluss wahren, deshalb wurde keine gemeinsame Basis oder Übereinkunft erreicht.
Abramowitsch sinnierte unbeirrt über Möglichkeiten nach, wie er Pep locken könnte. Der vielleicht abenteuerlichste Vorschlag ging im Sommer 2011 ein, unmittelbar nach Barcelonas Sieg im Finale der Champions League. Guardiola wollte zu diesem Zeitpunkt nichts von irgendwelchen anderen Klubs hören, weil er bereits zugesichert hatte, ein weiteres Jahr bei Bar Ç a zu bleiben – trotz seiner wachsenden Zweifel.
Aber Abramowitsch, der die Entlassung Carlo Ancelottis bereits beschlossen hatte, wollte unbedingt persönlich mit Guardiola sprechen. Die Liste der möglichen Nachfolger für den italienischen Trainer umfasste außerdem noch André Villas-Boas, José Mourinho und Guus Hiddink. Aber Pep stand auf dieser Liste ganz oben. Michael Emenalo, technischer Direktor bei Chelsea und mit Tito Vilanova befreundet – mit dem er einst beim damaligen spanischen Zweitligisten UE Lleida zusammengespielt hatte –, sprach im Lauf jenes Sommers mit Pep und dessen Assistent. Guardiola wurde schließlich für Ende Juni auf Abramowitschs Jacht in Monaco eingeladen, zu dem er mit einem Privathubschrauber abgeholt werden sollte. Dieses Treffen sollte unter vollkommener Geheimhaltung stattfinden.
Pep sagte sein Kommen nicht zu. Nach zweiwöchiger Wartezeit erhielt der Chelsea-Eigentümer die Nachricht, die er keineswegs hören wollte: Der Barcelona-Trainer hatte die Einladung abgelehnt. Pep spürte, dass man ihm bei Chelsea den Kopf verdrehen könnte, falls er dorthin gehen würde. Warum sollte er dieses Risiko eingehen? In der darauffolgenden Woche war Villas-Boas zu Gast auf Abramowitschs Jacht.
Die Nachricht für Pep enthielt möglicherweise noch einen Zusatz. Der Mittelsmann, der für ihn den Kontakt zu Chelsea herstellte, war der Ansicht, es wäre eine gute Idee, wenn Abramowitsch einen Interimstrainer für die Saison 2011/12 einsetzen würde. Guardiola konnte dem Russen dann etwa gegen Saisonmitte sagen, ob er nun bei Barcelona blieb oder nicht, sodass sich
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