Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
glücklich, oder?« Bis vor Kurzem erlebte Barcelona immer nur zeitlich sehr begrenzte Augenblicke der Stabilität. Die übrige Klubgeschichte bestand aus einer Abfolge von Zyklen: Erfolg, Krise, neuerlicher Erfolg. Der Kampf drehte sich darum, ein gewisses Maß an Stabilität zu erreichen. Pep ist aus demselben Holz geschnitzt. Er möchte – und verlangt das auch von sich selbst – noch derselbe Trainer sein, der im Jahr 2008 sein Debüt gab, aber statt Antworten findet er immer noch mehr Fragen. Er ist ein Opfer seiner eigenen Hingabe und seines Perfektionismus, auch seiner quälenden Zweifel und der Probleme, die er damit hat, sich von anderen helfen zu lassen.
Trainer sein: einer der härtesten und mit der größten Einsamkeit verbundenen Berufe. Als Sieger hat man alles, in der Niederlage steht man allein da. Guardiola behandelte Sieg und Niederlage mit gleichem Respekt, hielt aber immer einen gesunden Abstand zu beiden.
Unabhängig davon, mit welchem Epitaph er selbst seine Laufbahn in Barcelona umschreiben würde, wird ihm niemand den Spitzenplatz auf der Ehrentafel Bar Ç as und des Weltfußballs streitig machen. Der katalanische Romancier Josep M. Fonalleras findet wunderbare Worte für die Beschreibung von Peps Vermächtnis: »Der Fußball, den Guardiola verwirklicht hat, entstammt der Romantik der Kindheit, entspringt den Torschüssen auf dem Dorfplatz von Santpedor und beruht auf einer kühlen und detaillierten Analyse. Er ist von der Leidenschaft durchdrungen, zur Kindheit zurückzukehren, und wird mit der Präzision eines Skalpells ausgeführt. Guardiola sucht immer nach dem ›perfekten Spiel‹, dem bestimmten El Dorado, dem Paradies, das nicht vorstellbar ist ohne sein tadelloses Verhalten auf dem Platz und darüber hinaus.«
Es wäre zu einfach, Peps Einfluss auf bloßes Zahlenwerk zu reduzieren, aber die Statistiken sind außergewöhnlich: 177 Siege, 46 Unentschieden, 20 Niederlagen. Er gab 22 Jungs aus den Nachwuchsteams die Chance, in der ersten Mannschaft zu debütieren. Er war der jüngste Trainer, der zweimal die Champions League gewann, und der sechste Fußballer, der sie als Spieler und als Trainer gewann.
Er ist ohne Zweifel der beste Trainer in der Geschichte des FC Barcelona.
Dessen Spielweise, früher als zu barock, ungeordnet, unausgeglichen und oft ineffektiv kritisiert, war immer noch schön anzusehen und jetzt auch noch erfolgreich.
Und Peps Entscheidungen betrafen auch die spanische Nationalmannschaft. Der Nationaltrainer Luis Aragonés beschloss, die Führungsrolle im Team den Mittelfeldspielern zuzuweisen, und sein Nachfolger Vicente del Bosque änderte daran nur wenig. So war auch im Kernbereich der Nationalmannschaft der Boden für das Barcelona-Konzept bereitet. Die Mannschaft, die zwei Europameister- und einen Weltmeistertitel gewann, funktionierte nach den Prinzipien, die von den Barcelona-Spielern eingebracht wurden. Diese Spielweise konnte, das hatte Guardiola gezeigt, auch effektiv sein, aber sie war auch noch eine erstaunliche Mischung, in die starke Spielertypen von Real Madrid (Iker Casillas, Sergio Ramos) ebenso eingebaut wurden wie unverwüstliche Fußball-Emigranten (Alvaro Arbeloa, Xabi Alonso, Fernando Torres, David Silva, Juan Mata) und einzelne Akteure aus der Peripherie (Jesús Navas, Fernando Llorente).
Del Bosque gesellte sich noch vor der Europameisterschaft 2012 zu den Stimmen, die Guardiola zum Abschied alles Gute wünschten: »Grüße an meinen Kollegen. Niemand kann das wiederholen, was er innerhalb von vier Jahren erreicht hat. Ich bin glücklich und stolz, dass wir in Spanien Trainer mit solchen menschlichen Qualitäten haben. Er hat meine uneingeschränkte Anerkennung. Seine Geschichte ist einzigartig.«
Beim Europameisterschaftsturnier 2012 in Polen und der Ukraine setzte del Bosque auf Lösungen, die in Barcelona Erfolge gebracht hatten, einschließlich der Rolle des zurückgezogenen Mittelstürmers, die bei diesem Turnier die einzige taktische Innovation war. Und das Konzept war, aller Kritik zum Trotz, effektiv. Spanien hatte zuvor mit ähnlichen Problemen zu kämpfen gehabt wie Barcelona: Die Gegner standen tief, machten die Räume eng und versuchten, die raschen Ballstafetten zu unterbinden. Deshalb war es an der Zeit, etwas Neues zu versuchen. Da Spanien ohne echte Sturmspitze spielte, wussten die gegnerischen Innenverteidiger nicht, wem sie sich widmen sollten. Die beste Umsetzung dieser Spielweise war das wunderbare Endspiel gegen
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