Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Saison seine Konzentration eingebüßt, mehr als die meisten anderen im Team, und in diesem Spiel war er vom Platz gestellt worden, als der größte Teil der zweiten Halbzeit noch zu spielen war und Bar Ç a noch 1:0 in Führung lag. Sevilla schoss nach dem Platzverweis zwei Tore.
»Verzeiht mir. Es tut mir leid, es war ein dummer Platzverweis«, sagte Alves zu seinen Teamkollegen.
Dieses Spiel und diese Leistung, ja sogar der Platzverweis, wurden in den folgenden zwei Wochen, in der Zeit vor dem Pokalfinale in Madrid gegen Athletic Bilbao, von niemandem auch nur erwähnt – die Botschaft war angekommen.
Dieser Titel könnte der vierte der Saison werden, nach dem spanischen und europäischen Supercup und der Klub-Weltmeisterschaft der FIFA .
Pep hatte seine erste Trophäe als Trainer des FC Barcelona im Jahr 2009 gegen Athletic Bilbao gewonnen, es war das erste Finale gewesen, das er als Trainer erlebte und gewann. Jetzt, am 25. Mai 2012 und 247 Spiele später, schloss sich der Kreis. Peps letzte 90 Minuten als Bar Ç a-Trainer wurden mit der üblichen Leidenschaft und Intensität gelebt, an deren Anblick sich die Öffentlichkeit gewöhnt hatte, aber in den vorhergehenden Wochen hatte dieses Element gefehlt.
Pep gab in der ersten Phase des Spiels nur wenige Anweisungen, denn er erlebte eine spektakuläre erste halbe Stunde. Seine Mannschaft war hungrig, ging aggressiv mit dem Ball um und ließ Marcelo Bielsas bewundernswerter Elf keinen Zentimeter Raum.
Dieser Abend stand für eine Rückkehr zur Vernunft, eine Rückbesinnung auf die Grundlagen. Selbst Guardiola war mehr denn je wieder ganz er selbst, seine wiedergewonnene Energie und Entschlossenheit waren ansteckend.
Guardiola feierte das erste Tor, das in der 3. Minute fiel, noch zurückhaltend. Pedro war der Schütze, er hatte einen Abpraller von einem Verteidigerbein verwertet. Der Coach kehrte auf die Bank zurück und rührte sich fünf Minuten lang nicht, bis er aufstand, um den jungen Montoya anzufeuern, der an diesem Abend rechter Verteidiger spielte und nach einem Vorstoß auf dem Flügel die Flanke verzogen hatte.
Messi bekam den Ball etwa in der 20. Minute, und Pep, wieder auf seinem bevorzugten Platz, rief, ohne damit jemanden direkt anzusprechen: »Sieh ihn dir an, sieh ihn dir an.« Der Argentinier traf nach einem Zuspiel von Iniesta.
Guardiola sprang mit erhobenen Armen von der Bank auf, klatschte Beifall, drehte sich um und umarmte Tito Vilanova innig.
Auf ähnlich überschwängliche Art ging er nach dem dritten Tor auf den Fitnesstrainer Aureli Altimira zu. Xavi hatte einen Verteidiger abgeblockt und den Ball an der Strafraumkante für Pedro aufgelegt, der mit einem flachen Linksschuss in die linke Torecke traf. Pep umarmte Aureli, Tito kam dazu, und andere Mitglieder des Betreuerstabs taten es ihm gleich – das war eindeutig ein Bild mit einer Botschaft. »Was tun sie da? Was tun sie da!?«, fragte ein ausgelassener Pep Tito immer wieder.
Die beiden Freunde versuchten, einigen gezielt gestreuten Gerüchten über ihre Beziehung zueinander die Grundlage zu nehmen, aber diese Szenen entsprangen auch der Freude über ein Fußballfest, bei dem durchweg die richtigen Entscheidungen getroffen worden waren. Jeder Spieler war auf seinem Posten. Iniesta wirbelte im Mittelfeld, Alexis Sánchez und Pedro standen wieder in der Startelf, weil sie mehr Druck auf den Spielaufbau des Gegners, ja sogar auf Messi ausübten als Tello, der das ganze Spiel über auf der Bank saß, und Cuenca, der gar nicht im Aufgebot stand.
Schließlich musste Pep die letzten Anweisungen geben, danach gab es keine weiteren mehr. Manche Leute halten die Situation für symbolisch. Der Trainer sagte seinem Torwart José Pinto, der bei Pokalbegegnungen immer zum Zug kommt, er solle nach einer Athletic-Ecke versuchen, einen langen Ball zu spielen. Vielleicht hatte der Torwart auch nicht gehört, was ihm sein Chef zugerufen hatte, jedenfalls tat er keineswegs das Gewünschte. Er legte den Ball ab und spielte ihn kurz zu dem Innenverteidiger auf seiner rechten Seite, der passte kurz zu einem weiteren Spieler, der seinerseits einen Kurzpass zum nächsten Mitspieler brachte. Es folgte ein gefeierter Toro (Schweinchen in der Mitte), bis der Schiedsrichter abpfiff. Das war das Ende des Spiels und das Ende einer Ära. 3:0 für Barcelona.
Das Team hatte den 14. von 19 möglichen Titeln in der Ära Guardiola gewonnen (oder den 15., denn Pep zählt auch den Aufstieg des B-Teams in die
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