Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
dieser auf seine Ankunft einstellen konnte. Es war gut, dass diese Idee Abramowitsch letztlich nicht vorgetragen wurde, weil sonst bis Ende April 2012 nicht einer, sondern zwei Klubs Pep zu einer Entscheidung gedrängt hätten.
Abramowitsch gab dennoch nicht auf. Ihm war klar, dass Pep ernsthaft erwog, aus Barcelona wegzugehen, und nach der Entlassung von André Villas-Boas im März 2012 dachte er, dies sei ein günstiger Augenblick für die Wiederaufnahme der Kontakte zum katalanischen Trainer. Der Plan war klar: Abramowitsch wollte Rafael Benítez für drei Monate verpflichten, auf diese Weise eine Saison retten, die zu einem völligen Misserfolg zu werden drohte, und Guardiola dann im Sommer die Mannschaft übergeben.
Aber das Treffen mit dem ehemaligen Trainer des FC Liverpool, der einen langfristigen Vertrag anstrebte, führte nicht zu einem konkreten Angebot, stattdessen ging der Job zunächst befristet an Roberto di Matteo. Dessen Vertrag wurde nach dem Gewinn der Champions League 2012 dann um zwei Jahre verlängert, obwohl Abramowitsch nicht viel Vertrauen zu ihm hatte – und dann prompt am 21. November 2012 durch Entlassung beendet.
Guardiola wollte keine Kontakte zu Chelsea oder irgendjemandem sonst, während sich diese Dinge entwickelten – er wollte keine Unruhe in sein Leben bringen –, und stellte sicher, dass die Botschaft Abramowitsch erreichte. »Hören Sie auf mit diesen Dingen. Ich will Roman nicht treffen, sonst überredet er mich vielleicht noch«, war Peps höfliche Antwort. Er würde dem Klub, den Spielern und der ganzen Welt mitteilen, dass er aufhören und anschließend ein Sabbatjahr nehmen würde. Man schlug ihm vor, bereits während seiner Zeit in New York Vertreter seines nächsten Klubs – ganz gleich, welcher es nun werden sollte – zumindest zu treffen und mit den Planungen zu beginnen. Dabei sollte über Neuverpflichtungen und organisatorische Veränderungen geredet werden, um noch vor Arbeitsbeginn die Grundlagen zu schaffen. Aber Pep, der sich eben erst von seinem geliebten Barcelona verabschiedet hatte, strebte zunächst einen heilsamen Abstand vom Fußballgeschäft an. Alle, die ihn gut kennen, waren allerdings der Überzeugung, dass diese vollständige Abkoppelung nicht lange dauern würde.
Guardiola misst Erfolg nach anderen Maßstäben als die meisten Trainer. Seine Erfahrungen als Spieler, sein bitterer Abschied von Barcelona im Jahr 2000 und seine anschließende Zeit in Italien machten ihn stärker. Glück kommt für ihn vor allen anderen Dingen, aber er ist sich zugleich der Tatsache bewusst, dass Geld einem die Freiheit gibt, das zu tun, was man will – wann immer man das will. Seine Trainerlaufbahn wird nicht nach der Zahl der gewonnenen Titel bewertet werden, sondern danach, dass er seine Ziele auf seine Art verfolgte.
Also spazierte er seit Herbst 2012 durch den Central Park, hoffte auf einen neuen Klub, der ihm Freundschaft, Zuneigung, Respekt und Engagement bieten würde, die Möglichkeit, sofort Titel zu gewinnen, bei den großen Wettbewerben mitzumischen. Es sollte ein gut strukturierter Klub mit einer reichen Geschichte sein, der ordentlich und mit gesundem Menschenverstand geführt wird. Und der FC Bayern München, der ihn zwei Jahre lang umworben hatte, bot all das.
Als Spieler lernte Guardiola, sein Privatleben zu schützen. Das halten die meisten Spieler so. Wer entdeckt, was ihnen gefällt und was sie so tun, ist nur einen kleinen Schritt davon entfernt, dieses Wissen gegen sie zu verwenden. »Die öffentliche Meinung ist grausam, aber ich mag das, was allen Leuten gefällt: Wein, Lesen, die Familie.« Erfolg, extremer Erfolg hatte der Öffentlichkeit den Gedanken nahegelegt, Pep, sein Image und sein Privatleben seien öffentliches Eigentum. Manchmal stellt er sich vor, er sei gescheitert, oder versucht daran zu denken, wie das wohl wäre, wie gesund so etwas sein könnte.
»Aus dem Scheitern lernt man zehnmal mehr. Ein Sieg gibt dir zehn Minuten inneren Frieden, aber dann macht er dich dumm. Im Sieg muss man erkennen, was nicht richtig läuft. Ich habe viele Ängste und Unsicherheiten in mir, ich mag Leute nicht, die das Leben anderer ordnen und das anbieten. Ich will in meinem Mikrokosmos glücklich sein.«
»Man kann das sehr einfach zusammenfassen«, sagt einer der Menschen, die den größten Einfluss auf den Coach hatten: »Guardiola kämpft mit sich selbst so, wie Bar Ç a gegen Bar Ç a kämpft. Der Klub ist mit sich selbst niemals
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