Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
York hätten beinahe dazu geführt, dass der FC Bayern die Sache noch sehr viel früher, als sie dies dann ohnehin mussten, hätte bekanntgeben müssen. »Das Kuriose war: Am Abend bin ich mit einem Freund dann ins Restaurant Cipriani gegangen, wo ich zunächst Guardiola treffen wollte. Da sagte mir ein Oberkellner: ›Ein alter Freund würde Sie gerne sehen.‹ Ich bin um die Ecke gegangen, da saß Sir Alex Ferguson. Stellen Sie sich vor, was das für ein Hammer gewesen wäre, wenn er mich mit Guardiola gesehen hätte. Ferguson erzählte mir, dass er eine Wohnung in New York hat, wo er ab und zu hinfliegt. Ich erzählte ihm, dass ich mit meinem Sohn geschäftlich in Chicago zu tun hatte, was ja auch stimmte. Ich dachte, da ist ein Kelch an mir vorübergegangen. Was das für ein Foto gewesen wäre …«
Ferguson wiederum versuchte, sich mit Guardiola zum Essen zu verabreden. Es wäre ihr zweites Treffen gewesen, nach der Begegnung im vergangenen September, aber es kam nicht zustande. Pep sagte Ferguson, er müsse über die Feiertage nach Barcelona zurück und habe ein bisschen viel zu tun. Er wollte nicht zu viel erklären müssen – und vielleicht auch nicht zu viele Notlügen gebrauchen.
Ein paar Tage später kehrte Guardiola nach Barcelona zurück, um Weihnachten mit seiner Familie zu verbringen. Er aß mit seinem Freund David Trueba zu Abend, ansonsten zog er aber meist das private Zusammensein mit Verwandten vor und ließ sich kaum in der Öffentlichkeit sehen.
Zwei Wochen später reiste Pep zur Ballon-d’Or-Gala.
Wieder in New York, zog er sich abermals in seine eigene kleine Welt zurück. Oft saß er in seinem Arbeitszimmer und beschäftigte sich mit seinem neuen Klub, bei dem es sehr gut lief. Nach Abschluss der Hinrunde und zu Beginn der Winterpause waren die Bayern in der Bundesliga auf Kurs: Sie führten die Tabelle mit neun Punkten Vorsprung auf Bayer Leverkusen, den Zweitplatzierten, an. Was sollte werden, wenn Heynckes aufgrund dieser Entwicklung seine Entscheidung, nach Vertragsende aufzuhören, revidierte? Wenn er sich dafür entschied, noch ein weiteres Jahr bei den Bayern zu bleiben?
Hoeneß steckte jetzt in einem Dilemma. Der Bayern-Präsident, mit Heynckes seit aktiven Zeiten befreundet – Hoeneß hatte in den 70er-Jahren für den FC Bayern gespielt, Heynckes für Borussia Mönchengladbach und beide zusammen in der Nationalmannschaft –, war für die schwierigste Entscheidung verantwortlich, die er in seiner Zeit als Bayern-Manager getroffen hatte. Nach dem Gewinn des Meistertitels mit dem Trainer Heynckes 1990 verkaufte der Klub viele seiner besten Spieler, was zu einem massiven Leistungseinbruch führte. Eine negative Presse hatte großen Einfluss auf die anschließende Entscheidung des Klubs, Heynckes vor die Tür zu setzen – eine Entscheidung, für die sich Hoeneß heute noch schämt.
Der FC Bayern ließ um Weihnachten herum durchsickern, Heynckes habe sich dafür entschieden, seine Trainerlaufbahn zu beenden oder den Klub nach Vertragsende zu verlassen. Ob das nun stimmte oder nicht: Hoeneß zog es vor, verschwiegen zu bleiben. Wie konnte er Heynckes erklären, dass die Entscheidung über seine Zukunft beim FC Bayern bereits gefallen war? Es war von eminenter Bedeutung, das Geheimnis gegenüber allen Beteiligten zu wahren, was auch den aktuellen Trainer einschloss. Das sollte bis zum Frühjahr so bleiben, bis der FC Bayern unmittelbar vor dem nächsten Titelgewinn stand. So lautete der Plan.
Aber das Wettbieten um Guardiolas Dienste ging munter weiter. Die Klubs erhielten die Nachricht, Guardiola habe immer noch nicht über seine Zukunft entschieden, und das führte zu einem fortgesetzten Werben um den Katalanen. Silvio Berlusconi und Umberto Gandini, der Organisationsdirektor des AC Mailand, fanden schließlich die Wahrheit heraus. Es war Zeit, den Beteuerungen ein Ende zu machen. Pep würde der nächste Trainer von Bayern München werden. Das Geheimnis des Central-Park-Abkommens sollte schon bald gelüftet werden.
Der AC Mailand gab die Information am Montag, dem 14. Januar 2013, an den Fernsehsender Sky Italia weiter, der FC Bayern dementierte umgehend. Im Bestreben, Heynckes zu schützen, bestritt Guardiolas Familie kategorisch, dass es irgendeine Art von Einigung gebe, und bat Freunde und Bekannte, dies auch in wichtigen sozialen Netzwerken so zu verbreiten. Aber die Gerüchte verdichteten sich, und der Bayern-Vorstand wollte unbedingt vermeiden, dass diese Angelegenheit
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