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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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eingeladen. Der Trainer versetzte ihn ins zentrale Mittelfeld, wo sich Pep plötzlich als Magnet für den Ball erwies, das Angriffsspiel dirigierte und das Tempo bestimmte. Er hatte genug getan. Barcelona signalisierte jetzt, dass man ihn verpflichten wollte.
    Sein Vater hielt die Neuigkeit geheim, bis er sich sicher war, dass ein solcher Schritt im besten Interesse seines Sohnes lag. Valentí und Dolors, Peps Mutter, hatten die Sorge, dass diese einschüchternden und anstrengenden Fahrten nach Barcelona ihren Sohn aus dem inneren Gleichgewicht brachten. Wenn er von dort zurückkam, war er ruhiger als sonst, wirkte ängstlich und war nicht imstande, vernünftig zu essen. Nach Gesprächen mit seiner Frau beschloss Valentí, Barcelonas Angebot abzulehnen. Die beiden glaubten, Pep sei noch zu jung für einen Wechsel nach La Masía, zu naiv, um ohne seine Familie leben zu können, und noch nicht stark genug, um mit einer Konkurrenzsituation zurechtzukommen.
    Der Fußball blieb in den Jahren nach jenem Probetraining bei Barcelona ein zentraler Bestandteil des Familienalltags im Hause Guardiola. Immer wieder fuhren sie nach Manresa und zu Pflicht- und Freundschaftsspielen in der ganzen Region. Pep wurde Kapitän der Gimnàstic-Mannschaft. Der Traum von Bar Ç a war scheinbar vergessen.
    Zwei Jahre später rief der FC Barcelona ein weiteres Mal bei den Guardiolas an. Valentí nahm den Hörer ab und hörte sich das Angebot an.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte er im Anschluss an ein Gimnàstic-Training zu seinem Sohn. Die Familie setzte sich am Esstisch zusammen: Valentí, Dolors und ihr 13 Jahre alter Sohn Pep. Der Vater versuchte dem Jungen nach besten Kräften zu erklären, dass es ein Leben jenseits des Dorfes und der katholischen Schule gab; er versuchte ihn darauf vorzubereiten, was er zu erwarten hatte, wenn er von zu Hause wegging. Er sagte ihm, dass die Schule Vorrang hatte, dass ein Umzug nach Barcelona für Pep mit einem ganz neuen Niveau von Verpflichtungen, Verantwortung und Erwartungen verbunden wäre. Der Fußball war in Peps Leben bis zu jenem Augenblick nur wenig mehr als ein Spiel gewesen. Aber Valentí sagte seinem Sohn, er habe jetzt die Gelegenheit, sein Leben zu verändern und mit dem Sport, den er liebte, bei dem Klub, den er bewunderte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Pep dachte über die Worte seines Vaters nach und begriff, was auf dem Spiel stand: Er hatte für sich bereits beschlossen, seinen Traum, Fußballprofi zu werden, aufzugeben, falls Barcelona keinen zweiten Versuch unternähme, ihn zu verpflichten, weil er keine weitere Ablehnung ertragen könnte. Aber Bar Ç a hatte angerufen. Die Entscheidung war gefallen. Pep würde sein Elternhaus und alles andere, was ihm vertraut war, hinter sich lassen: Er würde in die große Stadt ziehen, alles daransetzen, Profifußballer zu werden, und außerdem seinen Traum weiterverfolgen, einmal für den FC Barcelona zu spielen.
    Ein Jugendlicher auf einem Stockbett in La Masía
    Schon bald nach dem Anruf sah sich Pep gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Bruder Pere die Räumlichkeiten und Sportanlagen in La Masía an, dem alten Gutshof, auf dem die nicht aus Barcelona stammenden Spieler der Jugendakademie des Klubs untergebracht waren. Pep lag auf dem oberen Teil eines der Stockbetten, öffnete das Fenster des Zimmers, das er sich mit vier anderen Jungen teilen würde, und konnte kaum seine Aufregung unterdrücken, als er rief: »Mama, sieh mal! Jeden Tag kann ich dieses Fenster öffnen und das Camp Nou sehen!«
    Als er nach La Masía umzog, ließ er auch das Platini-Poster zurück, das sein Zimmer schmückte – Fußball hatte für ihn, ob nun bewusst oder nicht, eine andere Dimension angenommen. Doch für Pep war es immer noch ein Spiel. Die Anfangszeit im Klub ist in seiner Erinnerung keine Zeit seelischer Nöte, obwohl er einräumt, dass es ihm schwerfiel, alles hinter sich zu lassen, unter anderem all seine Freunde, und das in einem Alter von erst 13 Jahren. Die familiären Bindungen waren von einem Tag auf den anderen unterbrochen worden, neue Beziehungen mussten geknüpft werden. An manchen Abenden ging er ins Erdgeschoss des alten Bauernhauses hinunter, um dort mit dem Münztelefon seine Eltern anzurufen. Aber bei Pep kam das im Unterschied zu vielen anderen Jungen, die wegen der Entfernung von ihren Familien unter schrecklichem Heimweh litten, weniger häufig vor, weil er an den meisten Wochenenden in sein nur eine Fahrtstunde

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