Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Ich weiß nicht …«
»Was heißt da ›Ich weiß nicht‹!? Du gehst zum FC Barcelona zurück!«
»Es ist nur so … Ich möchte mit dem B-Team arbeiten, mit der zweiten Mannschaft. Ich sehe mich selbst als ihren Trainer. Damit will ich einsteigen.«
»Aber sie sind doch gerade erst abgestiegen und spielen jetzt in der vierten Liga!?«
Manel erinnert sich genau an jene Unterhaltung und weiß auch noch, dass er dachte, es habe wohl keinen Sinn, wenn er versuchte, seinen Freund davon zu überzeugen, dass es vielleicht keine gute Idee war, seine Trainerlaufbahn mit einer Mannschaft zu beginnen, die auf dem absteigenden Ast war und sich am falschen Ende des spanischen Ligasystems bewegte (drei Spielklassen unter der Primera División): Wenn Pep sich einmal entschieden hatte, gab es kein Zurück mehr. In diesem Fall ließen sich allerdings andere Leute nicht davon abhalten, ihm mitzuteilen, dass er drauf und dran war, einen Fehler zu begehen.
Der Fußball hatte Guardiola von einem kleinen Dorfplatz in Santpedor in alle Welt geführt. Das war eine sehr lange Ausbildung gewesen. Sie begann mit Tränen in La Masía, er lernte mit Kritik und Niederlagen zu leben, mit geplatzten Träumen, unglaublichen Höhe- und Tiefpunkten, Zeiten des Nachdenkens und Lernens. Es gab Ermutigung von der Familie, von Freunden und Mentoren, endlose Busreisen durch ganz Katalonien, eine Fußballer-Odyssee, die ihn ins Wembley-Stadion führen würde, nach Italien, in den Nahen Osten, nach Mexiko und Argentinien. In dieser Zeit gab es sehr viel zu beobachten und zu hören, und er sah und spielte sehr viel Fußball.
Im Sommer 2007 war Pep innerlich so weit, obwohl er immer noch lernte – er wollte als Trainer arbeiten und wusste, wie er das tun wollte und welche Ressourcen er dafür brauchte.
Txiki Beguiristain, der damalige Sportdirektor des FC Barcelona, hatte andere Vorstellungen. Er sah Pep eher als Idealbesetzung für einen Posten, bei dem in erster Linie organisatorische und logistische Fähigkeiten gefragt waren, nicht als in der Praxis tätigen Trainer. Deshalb bot er ihm bei diesem Telefonat die Stelle eines Direktors der Jugendfußballabteilung des FC Barcelona an. Txiki sah Pep als Koordinator und Theoretiker, der außerdem über die Fähigkeit verfügte, den aufstrebenden Jugendspielern der verschiedenen Altersklassen die »Bar Ç a-Methode« beizubringen und zu vermitteln. Pep sollte als Direktor der Jugendabteilung für die gesamte Organisation dieses Bereichs verantwortlich zeichnen, die Spieler und ihre Trainer auswählen, die Trainingsarbeit beaufsichtigen und eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der neuen Systeme und des Gebäudes übernehmen, in dem alle jungen Spieler untergebracht werden sollten und das die alte La Masía ersetzen sollte. Beguiristain hatte den Klub in jenem Sommer verlassen wollen, ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrags. Aber als er hörte, dass Pep eventuell nach Barcelona zurückkehren würde, wollte er noch eine Saison weitermachen, mit Guardiola als rechter Hand und Zweitbesetzung, um ihn als Nachfolger einzuarbeiten, der ihn nach zwölf weiteren Monaten ablösen konnte.
Bevor der Sportdirektor auch nur daran denken konnte, Präsident Laporta und dem Vorstand Guardiolas Rückkehr vorzuschlagen, musste Pep ein paar Brücken bauen. Zunächst standen ein paar Reparaturen im persönlichen Umgang der beiden ehemaligen Dream-Team-Spieler miteinander an, zwischen denen praktisch seit mindestens vier Jahren Funkstille geherrscht hatte. Auch Pep und Cruyff waren eine Zeit lang auf Distanz zueinander gegangen: Die beiden hatten noch nicht persönlich über einen Vorfall gesprochen, der sich kurz nach dem Ende von Cruyffs Trainerzeit zugetragen hatte, als Pep nach wie vor für den Klub spielte. Louis van Gaal, Cruyffs zweiter Nachfolger im Traineramt, hatte mehrere Eigengewächse des Klubs – Oscar und Roger García, Albert Celades, Toni Velamazán, Rufete – aus der ersten Mannschaft ausgemustert, und Cruyff verstand nicht, warum Guardiola, der Kapitän, das hinnahm, ohne ein Wort zu sagen. Als er Pep aufgefordert hatte: »Komm schon, hilf den Jungs aus den Nachwuchsmannschaften«, hatte dieser zurückgegeben, er wolle »mit diesen Trainerangelegenheiten nichts zu tun« haben und könne sich in die Entscheidungen des Trainers nicht einmischen. Cruyff gefiel das überhaupt nicht.
Aber es gab noch etwas anderes, das Pep vom ehemaligen Dream-Team-Kapitän und -Trainer trennte. Als Pep 2003 den Vorschlag
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