Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
und ließ Messi beim Rückspiel in Madrid zu Hause in Barcelona. Getafe gewann zu Recht mit 4:0.
Laporta war der Ansicht, die Protagonisten der historischen Rijkaard-Mannschaft verdienten noch eine weitere Saison – trotz des Drucks, in der ersten Mannschaft Änderungen vorzunehmen. Auf dem Gipfel ihres Könnens war dies schließlich eine zauberhafte, faszinierende Truppe von Ausnahmetalenten gewesen, die dem Klub den ersten Champions-League-Erfolg seit 14 Jahren beschert hatte. »Der holländische Trainer versicherte Laporta«, schreibt Lluís Canut in Els secrets del Bar Ç a , »er sei stark genug, das Heft in der Hand zu behalten und Ronaldinho, den der Klub eigentlich loswerden wollte, wieder zu Bestleistungen zu führen. Bei einem Besuch Laportas in Ronaldinhos Haus in Castelldefels versicherte der Brasilianer, der Nachlässigkeiten einräumte, er werde wieder der Spieler werden, den man früher kannte.« Er bat um eine Chance zu beweisen, dass er sein Verhalten ändern könne.
Unterdessen erhielt der kurz zuvor von seiner Argentinien-Reise zurückgekehrte Pep Guardiola einen Anruf des FC Barcelona.
Ein Strand in Pescara.
Vormittags, Sommeranfang 2007
Mit Pep ein Spiel anzuschauen ist eine lehrreiche Erfahrung, eine Lektion in Fußball. Wer das Glück hat, direkt neben ihm zu sitzen, während ein Spiel läuft, wird mitbekommen, dass er einfach alles mitteilen muss, was er sieht. »Der Ball läuft schneller als jeder Mensch, also muss der Ball laufen!« – dieser Satz enthält in einem Dutzend Worten nahezu seine gesamte Fußballphilosophie.
»Schau dir den an! Den da! Er versteckt sich! Deine Mitspieler müssen wissen, dass du immer anspielbar bist!«, ruft er dann und zeigt mit dem Finger auf den Missetäter. »Bevor du den Ball spielst, musst du wissen, wo du ihn hinspielst; wenn du das nicht weißt, hältst du ihn besser; spiel ihn zum Torwart, aber überlass ihn nicht dem Gegner.« Das ist schlichter, gesunder Fußballerverstand, gehört zugleich aber zum Kernbereich einer sehr erfolgreichen Doktrin. »Fußball ist das einfachste Spiel der Welt – die Füße müssen nur dem Kopf gehorchen«, erklärt Pep, aber er weiß selbst am besten, dass das alles andere als einfach ist. Und Guardiola sagte damals beim Fernsehfußball noch etwas anderes: »Eines Tages werde ich der Trainer des FC Barcelona sein.«
Manel Estiarte hörte diesen Satz mehr als einmal, er fiel immer wieder bei ihren langen Gesprächen in seinem Haus in Pescara neben den übrigen Fußballweisheiten Peps. Die beiden Freunde und ihre Familien verbrachten dort in nahezu jedem Sommer gemeinsam mehrere Wochen. Pescara ist vielleicht nicht gerade der schönste Ort der Welt, aber Estiarte, dessen Frau Italienerin ist, besaß dort seit seiner aktiven Zeit Mitte der 1980er-Jahre im Wasserballteam von Pescara ein Haus. Nach seinem Rücktritt vom Wettkampfsport zog sich Manel an diesen Ort zurück, wann immer er konnte.
Die heißen Julitage mit ihren 14 Stunden Sonnenschein vergingen für die beiden Freunde und ihre Familien langsam, sie folgten einem schlichten Tagesablauf: Man verbrachte acht Stunden am Strand, ging dann nach Hause, um sich etwas frisch zu machen, dann folgten Abendessen, Weingenuss und stundenlange, gute Gespräche, bis man am späten Abend zu Bett ging, um sich gut auszuschlafen – als Vorbereitung auf den nächsten Tag, der genauso verlief. Dazu ist Urlaub da.
Heutzutage ist es natürlich schwieriger, anonym zu blieben, weil anderen Touristen unweigerlich auffallen wird, dass der bekannteste Vereinstrainer der Welt zufällig ein paar Meter weiter am Strand sitzt, und sie ihn unweigerlich ansprechen werden, und sei es nur, um ein paar Erinnerungen an ein bestimmtes Spiel auszutauschen. Aber bis vor Kurzem war Pescara noch ein Zufluchtsort, an dem die Freunde sich in aller Ruhe über ihre Träume und Pläne unterhalten und die Welt in Ordnung bringen konnten.
Zu Beginn ihres Sommerurlaubs 2007 in Pescara war Pep ohne Arbeitsstelle. Das Mexiko-Abenteuer und die Argentinien-Reise waren beendet, und er hatte seinen Rücktritt vom aktiven Wettkampfsport erklärt. Pep unternahm mit Manel einen Strandspaziergang, als er die Bombe platzen ließ.
»Ich habe ein Jobangebot von Bar Ç a und muss nur noch Ja sagen.«
»Mensch, Barcelona!«
»Ja, sie wollen mich als technischen Direktor für die Jugendmannschaften.«
»Gut, du organisierst gern und kannst sehr gut mit Jugendspielern umgehen.«
»Ja, ja, aber ich weiß nicht.
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