Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Ç a-Emissären einen Memory-Stick, der eine Zusammenfassung seiner Fußballphilosophie und eine Strategie für den Klub enthielt.
Das Dokument zeigte, wie er Bar Ç as klassisches 4-3-3-System mit einem anderen Mittelfeld weiterentwickeln wollte – ähnlich der Variante, die er in Chelsea hinterließ, mit Spielern wie Essien, Makelele und Lampard. Es enthielt auch eine Liste potenzieller Neuzugänge und die Namen derjenigen, die Barcelona als Erste zu verlassen hatten. Mourinho hatte sogar eine kleine Auswahl von Kandidaten getroffen, die er als geeignet für die Aufgabe einer Nummer zwei ansah: Luis Enrique, Sergi Barjuán, Albert Ferrer oder sogar Pep Guardiola. Es war ganz offensichtlich, dass Mourinho über sämtliche Aspekte der damaligen Malaise Barcelonas sehr gut unterrichtet war. Das war keine Überraschung, wenn man wusste, dass sein Assistenztrainer André Villas-Boas regelmäßig im Camp Nou zu Gast gewesen war und detaillierte Berichte für ihn angefertigt hatte.
Mourinho sagte den Abgesandten aus Barcelona, er sei über die schlechte Stimmung, die bei den jüngsten Aufeinandertreffen in der Champions League zwischen Chelsea und dem katalanischen Klub entstanden sei, nicht immer glücklich gewesen, und erklärte Teile seines Verhaltens bei Auftritten vor den Medien zum notwendigen Übel: Das sei ein bedeutsames Rädchen in der psychologischen Maschinerie, die er einsetze, um Fußballspiele zu gewinnen. Er führte aus, wie für ihn ein Spiel bei der Pressekonferenz beginnt und oft auch endet.
Für Ingla und Beguiristain war es die erste persönliche Begegnung mit José Mourinho, dessen Charisma und klare Fußballmethodik sie beeindruckte. Sie kehrten mit einem positiven Gefühl nach Barcelona zurück, den finanziellen Vorstellungen des Kandidaten zum Trotz: Er wollte einen Zweijahresvertrag mit einem Gehalt von neun Millionen Euro pro Saison und einer Million Euro für jeden seiner Assistenten.
Es gab nur einen Vorbehalt – Mourinhos Verhalten bei Auftritten vor den Medien. Die beiden Barcelona-Unterhändler hatten wegen Mourinhos Eingeständnis, er werde auch in Zukunft seine Kämpfe in einem Psychokrieg austragen, der auf dem Platz und darüber hinaus geführt werde, ein ungutes Gefühl. Sie waren hin- und hergerissen: Im persönlichen Umgang wirkte Mourinho sympathisch, aber seine gespaltene Identität empfanden sie als beunruhigend. Sie konnten kaum nachvollziehen, dass er im privaten Umgang so gewinnend auftreten konnte und zugleich mit Freuden ein öffentliches Image der »Respektlosigkeit« kultivierte, wenn er den Eindruck hatte, das sei notwendig, um sich in die Schlacht für »sein« Team zu werfen. Seine früheren beleidigenden Anschuldigungen gegen Frank Rijkaard – der Barcelona-Trainer habe während der Halbzeitpause des Champions-League-Achtelfinalhinspiels im Camp Nou, das Chelsea am 23. Februar 2005 mit 1:2 verlor, den schwedischen Schiedsrichter Anders Frisk in dessen Kabine aufgesucht – waren noch in lebhafter Erinnerung.
Beguiristain war, trotz der guten Stimmung beim Treffen mit Mourinho, zu dem Schluss gekommen, Guardiola sei der richtige Mann für diesen Job, und nach und nach gelang es ihm, seine Vorstandskollegen – auch Ingla – davon zu überzeugen, dass Peps Mangel an Erfahrung kein Hindernis sein sollte. Einige Personen mussten gar nicht erst überzeugt werden: Johan Cruyff hatte Mourinho ohnehin nie im Klub haben wollen, und Evarist Murtra, Peps alter Freund, ebenfalls Vorstandsmitglied, war bereits mit an Bord.
Mourinho war endgültig aus dem Spiel, als aus seinem engsten Kreis die Information über das Treffen an die Medien durchsickerte, was Barcelona die perfekte Rechtfertigung lieferte, ihn auszuschließen. Das war dennoch keine einfache Entscheidung, wie Ingla heute einräumt: »Bei Mou waren wir uns nicht ganz schlüssig, als es darum ging, ihn als Bar Ç a-Trainer auszuschließen.« Der portugiesische Trainer unterschrieb in jenem Sommer einen Vertrag bei Inter Mailand, nachdem er zuvor auf ein Angebot von Barcelona gewartet hatte, das nicht kam.
Beguiristain informierte, unterstützt von José Ramón Alexanko, dem Leiter der Nachwuchsakademie, die anderen Vorstandsmitglieder, dass Guardiola seine erste Wahl sei. »Ich erklärte dem Vorstand, warum ich Guardiola wollte, und nicht, warum ich einen anderen Trainer nicht wollte«, erinnert sich Beguiristain. Er sagte dem Vorstand, er sei sich der Risiken bewusst, die mit Peps mangelnder Erfahrung als
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