Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Trainer verbunden seien, aber Guardiola würde als erfolgreicher ehemaliger Bar Ç a-Spieler und -Mannschaftskapitän den Klub und die Spieler besser verstehen als irgendjemand sonst, er verstehe es, mit wichtigen Medienvertretern umzugehen, er verstehe die katalanische Mentalität und könne interne und öffentliche Streitigkeiten beilegen. Und als ob das alles noch nicht ausreichen würde, seien bei ihm alle Anzeichen einer Entwicklung zu einem herausragenden Trainer zu erkennen.
Beguiristain war sich der letztlichen Unterstützung des Vorstands so sicher, dass er Rijkaard sogar erzählte, Mourinho werde, den Medienvorhersagen zum Trotz, nicht der Auserwählte sein. Er würde sehr überrascht sein, wenn er jetzt herausfände, auf wen die Wahl gefallen war.
Die Fußballabteilung und die maßgeblichen Vorstandsmitglieder hatten im März 2008 ihre Entscheidung getroffen: Rijkaard musste gehen – und der ideale Nachfolger ging hier bereits ein und aus. Guardiola war ihr Mann.
Jetzt mussten sie nur noch Laporta überzeugen, den Präsidenten.
Joan Laporta begleitete Beguiristain und Johan Cruyff ab Januar 2008 zu einigen Spielen des Bar Ç a-B-Teams. Pep spürte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren, aber er war sich selbst nicht sicher, ob er unbedingt die beste Lösung für die erste Mannschaft war. Nachdem Pep im Februar den verdienten 3:2-Auswärtssieg Barcelonas in Glasgow gesehen hatte – wo die Katalanen ihre Klasse unter Beweis stellten und Celtics eindrucksvolle Heimspielserie in europäischen Wettbewerben beendeten –, fragte er sich, ob dieser Erfolg den Wendepunkt für Rijkaards Team markieren könnte. Er sagte sogar zu Leuten, die dem Klubvorstand nahestanden, dass er der Ansicht sei, die Mannschaft werde zu ihrer Bestform zurückfinden, und man solle den holländischen Trainer behalten.
Aber wenig später fielen Deco und Messi verletzt aus, das Team spielte wieder schlechter. Und dann geschah das Undenkbare, das Albtraumszenario für jeden Barcelona-Fan und -Spieler: Das Schicksal wollte es, dass das erste Ligaspiel, nachdem Real Madrid rein rechnerisch nicht mehr einzuholen war und sich damit den Meistertitel gesichert hatte, im Stadion des erbitterten Rivalen ausgetragen wurde. Das bedeutete, dass die Bar Ç a-Spieler die größtmögliche Demütigung auf sich nehmen und einen pasillo – eine Ehrengarde – bilden mussten, von der die einlaufenden Madrider Spieler vor einem ekstatischen Publikum im Bernabéu-Stadion begrüßt wurden. Deco und Eto’o sorgten dafür, dass sie beim Clásico nicht antreten mussten, indem sie sich im vorhergehenden Spiel gegen Valencia zwei offensichtlich lächerliche gelbe Karten einfingen, die jeweils fünfte in dieser Saison, nach der man für ein Spiel gesperrt wurde. Ihre Teamkollegen fühlten sich durch dieses Verhalten im Stich gelassen.
Die Schlüsselspieler der Mannschaft, die Katalanen und die Eigengewächse des Klubs, hatten jetzt genug: Sie wollten, dass sich etwas änderte, sie wollten Guardiola, der für ihre Generation eine Symbolfigur war. Erfahrene Spieler suchten mehrmals Laporta auf, um dem Präsidenten die unhaltbare Situation in der Mannschaft zu schildern.
Ihre Intervention im Alltagsleben des Klubs sorgte mit dafür, dass sich die Mannschaft nicht ganz und gar selbst zerfleischte, und neben Puyol und Xavi bewährten sich auch Spieler wie Iniesta, Valdés und sogar Messi und arbeiteten hart, um Stolz und Ordnung wiederherzustellen. Das war ein bedeutsamer Augenblick in der Karriere und Entwicklung von Lionel Messi, der in der ersten Mannschaft anfangs als Ronaldinhos Protegé galt. Als der Brasilianer sich immer unberechenbarer verhielt, entging Messi der Gefahr, einen ähnlichen Abstieg zu erleben, indem er sich verantwortungsvolle Mentoren wie Xavi und Puyol suchte. Das war die richtige Wahl.
Guardiola konnte das wahre Ausmaß der Unordnung im ersten Team gar nicht übersehen. Er wusste um die Zustände, wurde von erfahrenen Spielern informiert, und ein Teil der Informationen sickerte allmählich an die Presse durch. Er kam schließlich selbst zu der Überzeugung, dass Barcelona eine Veränderung brauchte, als seine jungen Burschen hinter verschlossenen Türen gegen das A-Team spielten. Guardiola sah, wie Rijkaard eine Zigarette rauchte, für den holländischen Cheftrainer war das so etwas wie eine Gewohnheit. Ronaldinho wurde nach zehn Minuten ausgewechselt, Deco war sichtlich müde, und die Reservejungs, die nach wie vor in der vierten
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