Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
berichtete er seinem Mentor. »Ich habe da diese beiden Burschen, von denen ich nicht weiß, ob ich sie im Zaum halten kann, sie hören nicht auf das, was ich sage, und dieses Verhalten beeinflusst die Art und Weise, in der alle anderen das aufnehmen, was ich zu sagen habe. Und das Problem ist: Sie zählen zu den Anführern in der Mannschaft und sind die besten Spieler. Wenn sie nicht dabei sind, werde ich verlieren.« Cruyffs Antwort fiel sehr direkt aus: »Schmeiß sie raus. Du verlierst vielleicht ein oder zwei Spiele, aber danach wirst du gewinnen, und bis dahin hättest du diese beiden Scheißkerle sowieso hinausgeworfen.«
Pep warf die beiden aus dem Team, schuf sich eine Machtbasis in der Kabine und gab damit den übrigen Spielern ein deutliches Signal. Die Mannschaft spielte allmählich besser und landete die ersten Siege, vor allem, nachdem Pep den heute in Swansea spielenden Chico unter Vertrag genommen hatte, in dem Tito Vilanova den Innenverteidiger sah, den die Mannschaft brauchte. Zum B-Team zählten auch Pedro und, in der zweiten Saisonhälfte, Sergio Busquets, der es von der Bank ins Team schaffte und zu dessen bestem Spieler wurde. Innerhalb von zwei Jahren unter Peps Führung wurden Pedro und Busquets, ehemals Spieler in der vierten Liga, zu Namen, die das ganze Land kannte, und zu Mitgliedern einer Weltmeistermannschaft.
Txiki Beguiristain war die ganze Saison hindurch ein regelmäßiger Zuschauer von Peps B-Team im Mini Estadi. Er verfolgte jetzt mehr Spiele der Reservemannschaft, als er zuvor in vier Jahren als Sportdirektor des Klubs gesehen hatte. Er glaubte an Guardiola und erkannte, dass er hier eine Entwicklung mitverfolgte, die auch in der ersten Mannschaft stattfinden konnte: zum Beispiel Spielsystemvarianten. Pep ließ gelegentlich, anstatt sich des in Barcelona üblichen 4-3-3 zu bedienen, ein 3-4-3-System spielen, das seit den Tagen des Dream Teams kaum einmal eingesetzt (oder verwendet) worden war, auch van Gaal griff später nur sehr selten darauf zurück. Manchmal spielte Pep auch mit einer »falschen Nummer neun«, einem zurückgezogenen Mittelstürmer; und zuweilen setzte er Busquets, einen zentralen Mittelfeldspieler, als Stürmer ein, hinter dem drei weitere Spieler agierten. Peps extremes Engagement an der Seitenlinie (bei den Spielen korrigierte er ständig und gab Zeichen, er ging in jedes Spiel, als wäre es das letzte, mit intensiver Konzentration, leidenschaftlich und gelegentlich allzu überschwänglich) zeigte ebenso wie sein Arbeitsstil über den Fußballplatz hinaus (er sorgte dafür, dass die Mannschaft gemeinsam aß, sammelte systematisch Informationen über gegnerische Spieler und Teams, was damals in der vierten Liga völlig unüblich war), dass er eine Führungspersönlichkeit und für Traineraufgaben bereit war. Bereit für eine Führungsrolle auf jedem Niveau. Bei jedem Team.
Im weiteren Saisonverlauf gelangte Beguiristain zu der Überzeugung, dass alles, was Pep tat, auch bei der ersten Mannschaft angewendet werden konnte. Bar Ç a B beendete die Saison als Meister der Tercera División, was die automatische Qualifikation für die Playoff-Spiele um den Aufstieg in die Segunda División B, die dritte Liga, bedeutete. Die Leute wurden allmählich auf Guardiolas Leistungen aufmerksam, nicht nur klubintern, wo er ohnehin eine rasch wachsende Schar von Bewunderern hinter sich hatte, sondern über Barcelona hinaus. Juanma Lillo war einer von ihnen: »Was Pep mit Bar Ç a B gelang, ist nach wie vor von noch größerem Wert als das, was er später mit der ersten Mannschaft machte. Man muss sich nur vergegenwärtigen, wie die Mannschaft zu Saisonbeginn in der vierten Liga mit ›bodenständigen, robusten‹ Spielern auftrat und wie sie zum Saisonende spielte. Die Gruppe machte insgesamt Fortschritte, aber das galt auch für die Spieler als Einzelpersönlichkeiten. Ich muss immer noch lachen, wenn mir in den Sinn kommt, dass die Leute sagten, er sei zu unerfahren, um das B-Team übernehmen zu können, geschweige denn die erste Mannschaft.«
Und natürlich erlebte die erste Mannschaft einen Niedergang, während all das hier vor sich ging und das B-Team sich verbesserte und professionell auftrat. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis Barcelona nach einem neuen Trainer Ausschau hielt.
Auf dem Flug nach China, vordere Sitzreihe, Sommer 2007
Für Rijkaards Team hatte die Saison 2007/2008, in der die Reservemannschaft eine revolutionäre Entwicklung erlebte, auf ähnlich
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