Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
auf unsere Art, mehr denn je, mit dem Ball. Wenn wir den Ball haben, können wir unser Spiel spielen. In 30 Minuten können wir ein Tor schießen! Keine Sorge! Spielt das, was ihr könnt! Mit Geduld. Wir machen uns nicht verrückt, wenn wir das tun, schießen sie uns ab. Wir bleiben bei unserem Passspiel. Keine Sorge! Keine Sorge! Geduld! Wir arbeiten so wie immer. Mehr denn je müssen wir uns bewegen, bewegen, bewegen und ständig für Überlegenheit sorgen. Wir öffnen das Spielfeld, spielen über die Flügel, und dann wird es in der Mitte Platz geben. Okay, meine Herren? Wie immer! Los geht’s!« Er klatschte zum Schluss in die Hände. Der Weg zum Sieg war wieder einmal ausgeleuchtet.
In der 115. Minute führte Pedro auf der linken Seite den Ball, spielte zu Messi, der mit zwei Ballberührungen die Lücke zwischen den Verteidigern fand, sodass Pedro den Ball zurückbekam und vollendete. Bar Ç a hatte den europäischen Supercup gewonnen.
Die Klubweltmeisterschaft, bei deren Finale es das Team im Dezember 2009 mit der Mannschaft von Estudiantes de la Plata zu tun bekam, war der einzige unter allen in jenem Jahr gewonnenen Titeln, der noch nie nach Barcelona geholt worden war.
Peps sorgenvolle Worte vor dem sechsten Titelgewinn in seinem ersten Jahr als Bar Ç a-Trainer können auch erklären, was zwei Jahre später geschah. »Das ist unerträglich«, räumte er ein, als er über die Tatsache sinnierte, dass die Menschen in der Fußballwelt ein sehr kurzes Gedächtnis haben. Es beunruhigte ihn, dass von einer Gruppe von Spielern, die in die Annalen des Fußballsports als die beste aller Zeiten eingehen würde, immer mehr verlangt wurde.
Der Rhythmus des Erfolgs hatte sich aus Barcelonas Sicht so harmonisch und so phänomenal entwickelt, dass man ein glückliches Ende brauchte. »Morgen wird etwas zu Ende gehen, das voriges Jahr begann«, kündigte Guardiola an. »Die Zukunft ist trostlos, denn es ist unmöglich, das zu übertreffen, was bisher erreicht wurde. Es wäre falsch, Vergleiche zu ziehen. Wir müssen nur arbeiten, damit die Menschen stolz auf uns sein können. Es ist nicht das Spiel unseres Lebens, denn zu Hause wartet die Familie auf uns, und es geht auch nicht um irgendeine Art von Ausgleich.«
Pep nahm etwas von dem Druck weg, den die Mannschaft verspürte, weil Barcelona die Endspiele um die Klubweltmeisterschaft 1992 und 2006 (in letzterem Jahr mit Rijkaard als Trainer) verloren hatte, wobei in beiden Fällen der Gegner unterschätzt worden war. Aber kurz vor Spielbeginn, bei der letzten Besprechung mit der Mannschaft, sagte er in einer sorgfältig strukturierten und überzeugenden kurzen Rede, dieses Ereignis sei kurz davor, das Spiel ihres Lebens zu sein: »Wenn wir heute verlieren, sind wir immer noch die beste Mannschaft der Welt. Wenn wir gewinnen, ist das für die Ewigkeit.«
Estudiantes bestimmte das Spiel – die Argentinier hielten Bar Ç a in Schach und nutzten ihre beste Chance zum Führungstreffer. Aber Pedro erzwang mit der vorletzten Aktion der regulären Spielzeit die Verlängerung. Und dann, nach einer kurzen Atempause, galt es nur noch den Auftritt Messis abzuwarten, der eine Flanke von Alves mit der Brust annahm und zum Siegtor nutzte.
Die Glücksgöttin hatte in dieser Saison ein Auge auf Peps Team geworfen, und die Spieler hielten durch, sie hörten niemals zu laufen auf und suchten auch nie nach Ausreden. Letztlich lief es gut für sie, mit Iniestas Tor an der Stamford Bridge und Pedros Treffer in diesem Endspiel.
Seit Guardiolas Ernennung zum Trainer der ersten Mannschaft waren 18 Monate vergangen. An jenem Dezemberabend in Abu Dhabi hatte Barcelona den sechsten Titel unter der Leitung des neuen Trainers gewonnen und damit schließlich jeden Wettbewerb, zu dem das Team in dieser Zeit angetreten war.
Pep Guardiola wartete auf die Verleihung des Pokals, er stand auf dem Rasen, die Kameras der Fernsehsender aus aller Welt waren auf ihn gerichtet, und er fing hemmungslos zu weinen an.
Manel Estiarte stand dabei, als der Körper seines Freundes zu zittern begann, bevor er in Tränen ausbrach. Dani Alves war der Erste, der auf den Trainer zuging und ihn umarmte. Nach ein paar Sekunden fasste sich Pep wieder. Er trat einige Schritte zurück und war wieder allein, barg sein Gesicht in den Händen und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Er konnte nicht aufhören zu weinen, er zitterte. Seine Schultern zuckten heftig, wie bei einem Kind. Ein ungläubig lächelnder Henry umarmte
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