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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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dann folgte einer der wichtigsten Augenblicke meines Lebens. Ich bekam den Ball von Messi. Ich traf ihn nicht mit dem Spann, auch nicht mit der Fußspitze oder der Innenseite. Ich traf ihn mit dem Herzen, aus ganzer Seele. Ich glaube nicht, dass es viele Fotos von mir auf dem Rasen ohne Trikot gibt, normalerweise juble ich nicht auf diese Art.«
    Zwanzig Sekunden vorher hatte Frank Lampard den Ball verloren. Sieben Spieler waren beteiligt, es gab zwölf Ballkontakte bis zu dem Tor, das die neuere Klubgeschichte veränderte. Ein Porträt von Peps Team, das, obwohl es kurz vor dem Aus stand, ein kleines Meisterwerk geschaffen hatte.
    Hätte Iniesta nicht dieses Tor geschossen, hätten wir Guardiola wohl nicht an der Seitenlinie entlangrennen sehen, mit geballten Fäusten und euphorischer Miene, als ob er die Kontrolle über sich verloren hätte. Till Silvinho stoppte ihn und forderte ihn zu einer Auswechslung auf, um wichtige Sekunden zu gewinnen. Er wurde augenblicklich wieder zum Fußballer. Plötzlich hielt er inne, wandte sich um, nahm sich zusammen und gab wieder Anweisungen.
    »Iniesta lehrte mich an der Stamford Bridge, niemals irgendetwas abzuschreiben. Unwahrscheinlich ist nicht unmöglich … man muss es glauben«, erinnert sich Pep. »Wenn sein Schuss unhaltbar war, dann deshalb, weil der Wille aller Barcelona-Fans dahinterstand.«
    Als das Spiel zu Ende war, umarmte er alle Beteiligten, alle Spieler, alle Betreuer. In diesem Augenblick war er Spieler und Trainer zugleich. Valdés kam zu ihm, packte und schüttelte ihn, schrie ihm irgendetwas ins Gesicht, an das er sich nicht mehr erinnern kann. Pep ging das Herz auf. Die gesamte Mannschaft explodierte wie nie zuvor, nicht einmal im Bernabéu-Stadion. Alle waren völlig aus dem Häuschen. Die größte Umarmung gab es mit Iniesta, zu dem Pep das gesagt haben muss, was er später in der Pressekonferenz wiederholte: »Teufel noch mal, derjenige, der sonst nie trifft, hat das Tor gemacht.«
    Nicht lange vor jenem entscheidenden Tor hatte Iniesta Pep um ein kurzes Gespräch gebeten. »Sag mir deine Meinung, Chef. Ich schieße nicht genug Tore, was soll ich tun?« Pep musste lachen: »Das fragst du mich? Mich? Ich habe in meiner ganzen Karriere nur vier Tore geschossen! Woher soll ich das wissen!« (Das war etwas untertrieben: In elf Jahren beim FC Barcelona waren es sechs Tore in Ligaspielen, in 47 Länderspielen für Spanien deren fünf.)
    Erfolg und Scheitern liegen so nahe beieinander, wie Pep seinen Spielern immer wieder sagt. Barcelona stand im Finale der Champions League gegen Manchester United in Rom. In einem Jahr, das sich als ruhmreich erwiesen hatte, war ein weiterer Höhepunkt erreicht.
    Ein paar Tage später, erinnert sich Ramón Besa, brachte Guardiola seine Kinder zur Schule, wie er das fast jeden Morgen tut. Die Schüler, von denen viele Barcelona-Trikots trugen, schauten aus den Klassenzimmerfenstern, einige liefen auf den Schulhof hinaus und beklatschten Peps Ankunft. »Warum klatschen die, Papa?«, fragte sein Sohn Màrius. »Weil sie glücklich sind, mein Sohn«, lautete die Antwort. Die Espanyol-Fans unter den Kindern, die manchmal stichelten und ihn mit spitzen Bemerkungen zum potenziellen Ergebnis des nächsten katalanischen Derbys herausforderten, waren mit einem Mal von der Bildfläche verschwunden.
    Barcelona legte viele seiner Komplexe ab. Man schämte sich nicht mehr des eigenen Durchsetzungsvermögens und sonnte sich im Glück. Vielen Leuten fiel auf, dass sich die Fans eigentlich selten am Canaletes versammeln, dem Brunnen, an dem Barcelonas Siege bejubelt werden, ohne dass es einen Titel zu feiern gibt. Aber jetzt freuten sie sich über die sechs Tore gegen Madrid, Iniestas Supertor gegen Chelsea und den Spielstil, der damit verbunden war.
    Sie waren über alle Maßen stolz auf das, was Guardiola und seine Jungs da ablieferten.
    Der FC Barcelona sicherte sich im Jahr 2009 sechs Titel und schaffte damit etwas, was noch keinem anderen Team in der Geschichte des Fußballs gelungen war. Die Mannschaft gewann in einem Kalenderjahr jeden Wettbewerb, bei dem sie angetreten war: die spanische Meisterschaft, die Copa del Rey, den spanischen Pokalwettbewerb, gegen Athletic Bilbao, die Champions League, den spanischen Supercup, den europäischen Supercup und die FIFA -Klubweltmeisterschaft. Diese Siege machten Barcelona, zumindest in der Statistik, zur größten Mannschaft aller Zeiten. Sie waren erfolgreicher als Celtic Glasgow (1967), Ajax

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