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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillem Balagué
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ganz wichtiger Spieler für uns, war verletzt. Ich musste entscheiden, wer ihn ersetzen sollte. Iniesta hatte eineinhalb Monate lang nicht gespielt, auch Thierry Henry konnte nur ein begrenztes Trainingsprogramm absolvieren … Beide wollten unbedingt spielen. Meine Güte, so viele schwierige Situationen. Wenn man jetzt in aller Ruhe darüber nachdenkt und sich die Mannschaft vergegenwärtigt, gegen die wir spielten: Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo … Carlos Tévez saß auf der Bank!«
    Auch Manchester United plagten vor diesem Spiel Sorgen. Rio Ferdinand hatte wegen einer Wadenverletzung die letzten vier Spiele aussetzen müssen, flog aber mit der Mannschaft nach Rom, nachdem er am Morgen vor dem Flug noch mittrainiert hatte. Die Signale waren positiv: Der Verteidiger hatte keine offensichtlichen Probleme mehr mit seiner Muskulatur. Und Rio wollte spielen.
    Guardiola sagte Iniesta und Henry, er werde bis zur letztmöglichen Minute warten, bevor er entscheide, ob sie fit genug waren. Pep hatte das Finale wochenlang im Kopf durchgespielt, hatte sich jedes denkbare taktische Szenario, jede Umstellung bildlich vergegenwärtigt. Er hatte überlegt, wo sich Räume öffnen würden, wo seine Mannschaft im Spiel zwei gegen einen die Oberhand gewinnen konnte, hatte die entscheidenden Duelle endlos wiederholt. Dass der Trainer nicht auf Iniesta und Henry verzichten wollte, war verständlich: Beide spielten in seinem Plan eine Schlüsselrolle.
    Er hatte sich auf jede Eventualität vorbereitet, jeden Zufall bedacht. Zwei Tage vor dem Endspiel nahm er Xavi beiseite und sagte ihm: »Ich weiß genau, wo und wie wir in Rom gewinnen werden. Ich hab’s erkannt. Ich kann es sehen.« Der Mittelfeldspieler betrachtete seinen Chef mit einer Mischung aus Begeisterung und – vielleicht zum letzten Mal – einer gewissen Skepsis. »Ja?«, sagte Xavi. »Ja, ja, ja. Ich hab’s, wir werden zwei oder drei Tore schießen, du wirst schon sehen«, antwortete Pep mit einer so absoluten Überzeugung, dass Xavis Zweifel, die typischen Ängste, die jeder Spieler vor einem großen Spiel durchmacht, sich verflüchtigten.
    Es war Pep Guardiolas erstes Europacup-Finale als Trainer, das weltweit wichtigste Finale im Klubfußball. Er hatte weniger als ein Jahr Berufserfahrung als Trainer einer Spitzenmannschaft.
    Guardiola: »Nach der Papierform dominierte Manchester United in allen Mannschaftsteilen. Bei diesem Gegner bereitete mir alles Sorgen: Sie spielten schnelle Konter, waren stark im Kopfballspiel, ließen nur wenige Gegentore zu. Manchmal ist der Gegner besser als du, und du musst da rausgehen und kannst nur verteidigen, aber wir würden tapfer sein. Und Manchester United wusste das.«
    Es mussten kaum wahrnehmbare Veränderungen vorgenommen werden – das waren die kleinen Details, die er sich wochenlang bildlich vorgestellt hatte –, aber Guardiola sagte den Spielern, sie sollten alles genauso machen, wie sie es die ganze Saison über gehalten hatten. Die meisten der besonders wichtigen Entscheidungen, die Pep zu treffen hatte, bezogen sich auf die fehlenden Spieler und ihre Vertreter in der Startelf. Puyol musste auf seine alte Position als Außenverteidiger wechseln, der Mittelfeldmann Touré sollte in der Innenverteidigung aushelfen. Keita, ein weiterer Mittelfeldspieler, sollte den Vorzug gegenüber Silvinho erhalten und Alves’ Platz in der Viererkette einnehmen. Als Pep den Spieler im Training vor dem Finale mit diesem Gedanken vertraut machen wollte, vor einem Spiel, bei dem wohl jeder Fußballer der Welt um jeden Preis hätte dabei sein wollen, sagte Keita: »Stell mich nicht dorthin.«
    Keitas Argumente verblüfften den Trainer zutiefst, denn seine Gründe waren eher selbstlos als egoistisch, wie man zunächst denken könnte: »Ich würde alles für dich tun, Chef, aber auf dieser Position habe ich noch nie gespielt. Meine Teamkollegen werden darunter leiden«, erklärte Keita. Der Spieler stellte das Wohl der Mannschaft über jeglichen persönlichen Wunsch zu spielen: Er wusste, dass er nur in der Startelf stehen würde, wenn er als Aushilfs-Rechtsverteidiger dienen konnte. Bei mehr als einer Gelegenheit sagte Pep seit jenem Tag: »Nie zuvor habe ich einen so guten und großzügigen Menschen getroffen wie Keita.« Der Trainer wusste in jener Woche, dass sein Spieler diese Aufgabe annehmen würde, wenn er ihn darum bäte – »Ich kann Keita immer noch überzeugen«, sagte er sich immer wieder –, aber schließlich entschied er,

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