Per Anhalter durch die Galaxis - 5 - Einmal Rupert und zurück
wunderbar und reizend.
Tricia hatte die Geschichte aus mehreren Gründen mit beträchtlichem Interesse verfolgt.Als sie sich dann nach einer guten Ausrede umgesehen hatte, um auf Kosten ihres Fernsehsenders nach New York fliegen zu können, war ihr zufällig eine Pressemitteilung über Gail Andrews und deren neues Buch Du und Deine Planeten in die Hände gefallen.
Gail Andrews war zwar nicht direkt bekannt wie ein bunter Hund, aber sobald man Präsident Hudson, Sahnejoghurt und die Amputation von Damaskus erwähnte (die Welt hatte sich infolge chirurgischer Kriegführung weiterentwickelt, der exakte, offizielle Begriff lautete allerdings "Damasektomie", sprich: die "Entfernung" von Damaskus), wußte wieder jeder, von wem die Rede war.
Darin sah Tricia einen Aufhänger, den sie umgehend ihrem Produzenten verkaufte.
Immerhin brachte die Tatsache, daß da draußen plötzlich ein neuer, bisher niemandem bekannter Felsklumpen durchs All wirbelte, die Überzeugung all derer gehörig ins Wanken, die fest geglaubt hatten, die anderen im All herumwirbelnden Felsklumpen wüßten etwas über den Tagesverlauf eines Menschen, was dieser selbst nicht wußte.
Mußte das nicht einige Berechnungen über den Haufen werfen?
Was war jetzt mit all den Himmelskarten und Planetenbewegungen und dem ganzen Zeug? Anscheinend hatten wir doch alle gewußt, was es bedeutete, wenn Neptun im Zeichen der Jungfrau stand und so weiter. Aber was nun, nachdem Rupert aufgetaucht war? Mußte damit nicht die gesamte Astrologie völlig neu durchdacht werden? War es nicht an der Zeit, zuzugeben, daß alles nur leeres Gewäsch war, und sich statt dessen der Schweinezucht zuzuwenden, die ja immerhin auf einigermaßen rationalen Grundlagen fußte? Wäre Rupert schon drei Jahre früher aufgegangen, hätte Präsident Hudson dann vielleicht nicht am Donnerstag, sondern am Freitag Joghurt mit Brombeergeschmackgegessen? Stünde Damaskus dann vielleicht noch? Fragen wie diese.
Gail Andrews hatte alles einigermaßen gut weggesteckt und war gerade auf dem besten Wege gewesen, sich von der Eröffnungsoffensive zu erholen, als sie den eher schwerwiegenden Fehler begangen hatte, Tricia durch gewandtes Referieren über Tagbogen, richtige Aszendentenstellungen und einige der abstruseren Bereiche dreidimensionaler Trigonometrie den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen.
Zu ihrem Entsetzen hatte sie feststellen müssen, daß alles, was sie Tricia vorsetzte, umgehend auf sie zurückschlug, und zwar mit einem Drall, dem sie ganz und gar nicht gewachsen war. Niemand hatte Gail gewarnt, daß die Fernsehflittchen-Rolle bereits Tricias zweiter Versuch war, sich ein Standbein im Leben zu verschaffen. Hinter ihrem LipGloss von Chanel, dem Fransenschnitt und den kristallblauen Kontaktlinsen verbarg sich ein Gehirn, das sich in einer früheren, überwundenen Phase von Tricias Leben eine Auszeichnung in Astrophysik verdient und in Mathematik promoviert hatte.
Als Tricia geistesabwesend in den Fahrstuhl trat, fiel ihr auf, daß sie ihre Handtasche im Zimmer vergessen hatte. Sie überlegte kurz, ob sie wieder hinausschlüpfen und sie holen sollte. Nein. Wahrscheinlich war sie dort, wo sie war, ohnehin sicherer, und außerdem brauchte Tricia momentan nichts von dem, was in der Tasche war. Sie ließ die Tür hinter sich zugleiten.
Im übrigen, sagte sie sich mit einem tiefen Atemzug, hatte sie das Leben, wenn überhaupt, eines gelehrt: Kehre nie wegen deiner Handtasche um.
Während der Fahrstuhl abwärtsglitt, blickte sie wie gedankenverloren an die Decke. Jeder, der Tricia McMillan nichtkannte, hätte behauptet, daß sie haargenau an die Decke starrte wie Leute, die versuchen, nicht in Tränen auszubrechen. Sie fixierte die winzige Überwachungskamera, die in einer der oberen Ecken befestigt war.
Einigermaßen energisch marschierte sie eine Minute darauf aus dem Fahrstuhl und trat erneut an die Rezeption.
"Also, ich werde Ihnen das jetzt aufschreiben", sagte sie, "weil ich nicht möchte, daß irgendwas schiefgeht."
Sie schrieb ihren Namen in großen Buchstaben auf ein Blatt Papier, setzte ihre Zimmernummer und "IN DER BAR" darunter und gab den Zettel dem Empfangschef, der ihn sich genau ansah.
"Für den Fall, daß mich jemand sprechen möchte. Okay?" Der Empfangschef starrte weiter den Zettel an.
"Soll ich für Sie nachsehen, ob sie auf ihrem Zimmer ist?" fragte er.
Zwei Minuten später schraubte sich Tricia auf den Barhokker neben Gail Andrews, die vor einem Glas
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