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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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klingelte abermals.
    Entnervt legte sie das mit Nagellackentferner getränkte Wattepad zur Seite, stand auf und ging zur Tür. Sie schaute durch den Spion, doch vor der Tür stand niemand.
    Dafür waren Schritte aus dem Treppenhaus zu hören und gedämpfte Stimmen zu vernehmen. Sie verstand nichts von dem, was geredet wurde. Sie nahm lediglich wahr, dass es sich um männliche Stimmen handelte.
    Hatte Brian etwa penetranter Weise bei allen möglichen Leuten geklingelt, um ins Haus zu kommen? Wäre ihm das zuzutrauen? Eigentlich nicht…
    Sie schaute weiter durch den Türspion.
    Vielleicht war es die Post. Die Post klingelte manchmal völlig wahllos um ins Haus zu kommen, wo sich die Briefkästen befanden. Doch für die Post war es eigentlich noch ein bisschen zu früh, wie sie aus leidvoller Erfahrung wusste, wenn sie auf ein Päckchen wartete. Vor halb elf oder elf war die alte Schnalle nie durch, die hier die Post austrug.
    Sie hörte schlurfende Schritte aus dem Treppenhaus. Jemand stieg die Treppe hinauf, womit sich die Möglichkeit, dass es sich um die Post handelte, wohl ohnehin erledigt hatte.
    Sie wich vom Spion zurück! Denn nun hatte sie gesehen, wer es war: Die Polizei.
    Was macht denn die Polizei hier im Haus? Bis September letzten Jahres hatte über ihnen eine Familie gelebt, bei der die Polizei häufiger mal vorstellig war. Es waren Alkoholiker. Ein Elternpaar. Und dauernd schrie dort irgendwer, manchmal bis in die Nacht. Nicht selten wurde vermutet, dass die Kinder der Familie regelmäßig Schläge bezogen, weil dauernd irgendein Gepolter von oben zu hören war und hinterher ein schrilles Heulen. Besonders der Vater keifte immer wie ein Irrer. Man konnte sogar seine Worte teilweise verstehen, besonders abends, und es waren nicht immer nette Dinge, die er sagte.
    Doch diese Familie war schon längst ausgezogen. Die Kinder waren in ein Heim gekommen und das Amt bezahlte die Wohnung wohl nicht mehr. Zumindest war das der Stand, auf dem sie war. Es interessierte sie auch nicht besonders.
    So lange sie nachts schlafen konnte und dieses andauernde Geschrei ein Ende hatte, war sie zufrieden. Was kümmerten sie sonst schon fremde Leute. Es waren fremde, ohne Frage. Man traf sie vielleicht mal zufällig im Treppenhaus. Er war eine Gesichtsbaracke und sie auch.
    Die Kinder waren übergewichtig und immer laut.
    Sie grüßten in der Regel noch nicht einmal. Sie schienen jeden zu verdächtigen, dass er oder sie ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt hatte. Und tatsächlich hatte auch Papa schon ein oder zweimal die Polizei gebeten, dort oben für Ruhe zu sorgen.
    Immerhin hatten sie die Wohnung direkt unter ihnen und bekamen alles quasi hautnah mit. Sie lauschte noch weiter an der Tür. Vielleicht gab es ja irgendetwas Spannendes zu hören, wer weiß.
    Doch es waren keine Schritte mehr zu hören.
    Komisch , dachte sie gerade, als genau in dem Moment die Klingel wieder ging.
     
    DING machte es und erst nach etwa zwei Sekunden kam das DONG hinterher.
    So hörte sich die Klingel an, wenn jemand lange auf den Knopf drückte, weil er die Klingel mit einer Hupe verwechselte.
    Auf einmal rutschte ihr buchstäblich das Herz in die Hose.
    Die Polizei stand doch wohl nicht wirklich gerade vor ihrer Tür, oder?
    Ihr erster Gedanke, war: Mama! Irgendwas ist mit Mama passiert. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als hätte sie eben diese Nachricht bereits erhalten. Es gab doch sonst keinen Grund, weswegen die Polizei vor ihrer Haustür stehen sollte, oder? Wieder klingelte es an der Tür. Dieses Mal machte es DING-DONG, wie immer, wenn jemand ganz normal auf die Klingel drückte und nicht den Finger draufhielt, weil er glaubte, er könne auf die Art nachdrücklich  auf sich aufmerksam machen.
    Sie öffnete die Tür.
    Zwei Männer standen vor ihr.
    Der eine hatte dunkle Haare, war unwahrscheinlich groß und wirkte ziemlich jung, der andere musste ungefähr im Alter ihres Vaters sein und seine Haare waren blond. Außerdem war er mindestens einen Kopf kleiner als der andere.
    Lena klammerte sich mit der einen Hand am Türrahmen und mit der anderen an der Tür fest, als brauchte sie dringend Halt.
     „Hallo“ sagte sie.
    „Moin, moin!“ sagte der ältere der beiden Polizisten.
    „Bist du Lena Jürgensen?“
    Nein! schrie alles in ihr auf. Bin ich nicht. Haut ab. Geht weg!
    „Ja!“ Der Polizist zeigte ihr seinen Ausweis. Sie schaute darauf, doch sie registrierte nichts . Wie sollte sie in der Kürze der Zeit alles

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