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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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Wenn er den Wichser erwischte, dann konnte er aber was erleben! Er beugte sich über das Spülbecken, wo das Blut aus seiner Nase tropfte wie Wassertropfen aus einem Wasserhahn, der nicht ganz zugedreht war. Ein kontinuierliches Plätschern. Er riss sich ein großes Stück von der Küchenpapierrolle ab und hielt es sich vor die Nase.
    „Leg dich jetzt hin!“ ermahnte er Sonja erneut, und endlich tat sie, was er ihr sagte. Mit ihrem typisch bockigem Gesicht. Hoffentlich kommen Mama und Papa nicht ausgerechnet jetzt wieder, wenn ich nach draußen gehe. Er hatte Glück. Sie waren nirgends zu sehen. Er stopfte sich je ein neues Kügelchen Küchenkrepp in jedes Nasenloch.
     
    Zur Sicherheit überprüfte er noch einmal seine Hosentasche, ob das Messer noch darin war. Dies war der Fall. Dann konnte es jetzt ja los gehen. Er sah aus, als würde er schon mitten im Gefecht stecken. Seine Augen waren groß und blickten aufmerksam in alle Richtungen. Hinter der Fassade war alles am Arbeiten. Er überlegte, in welche Richtung David wohl abgehauen war.
    Wahrscheinlich in die Richtung , überlegte er mit einem Blick auf den angrenzenden Wald. Das erschien logisch, denn Mama und Papa waren in die andere Richtung gerannt. Wenn David das mitbekommen hatte, war es ganz klar, dass er in die Gegenrichtung lief.
     
    Man konnte Lasse nun wirklich nicht vorwerfen, dass er unüberlegt vorging. Trotzdem schaute er sich lieber noch einmal um. Erstens wegen Mama und Papa, und zweitens wegen David. Vielleicht war er ja doch so blöd in die falsche Richtung zu rennen und er entdeckte ihn zufällig irgendwo. Doch dann erreichte er die ersten Tannen.
    Unweit von hier hatten sie Hassan vorhin abgelegt… Er blieb kurz stehen und musste lächeln.
    Papa hat mich heute eigentlich schon in die Erwachsenenwelt aufgenommen , dachte er. Er fühlte sich ihm selten so nahe wie an diesem Tag.
    Bloß keine falsche Bescheidenheit. Du bist jetzt ein großer Junge. Er hatte Freudentränen in den Augen, als er an die innige Kameradschaft dachte, die ihn mit seinem Papa vorhin verband, kurz bevor Mama zurückkam und das ganze Glücksgefühl wieder ruinierte.
    Er hatte mit Papa Bier getrunken, mit Papa wie ein großer Junge geredet und… Hassan kalt gemacht. Oh ja, das hatte er. Er dachte zurück: Als Hassan nach einer Weile nur noch Blut anstatt Geifer hochwürgte (während Papa ihm seinen eigenen Schwanz ins Maul drückte), und dieses überall hin versprühte, hatte Papa gemeint, es wäre an der Zeit, dass er ihm nun etwas zeigte.
    „Hier, nimm einen Stein“ hatte er gesagt. Da Lasse nicht blöd war, konnte er sich denken, was als nächstes kam. Papa erklärte es trotzdem.
    „Wir steinigen den verräterischen Köter jetzt.“
    Er hatte ein paar Steine gesammelt, doch Papa meinte, die Steine müssten gerne etwas größer sein.
    „Mit so kleinen Dingern richtest du ja nichts an“ sagte er.
    „Hier, so einen musst du nehmen“ Lasse bekam einen Lachflash, so groß waren die Brocken die sein Vater ihm reichte. Richtig schöne, große Steine die in der Hand lagen wie Tennisbälle.
    „Ich zeige dir jetzt, wie man das macht“ erklärte er daraufhin.
    „Es ist wichtig, dass man bei einer Steinigung nicht zuerst auf den Kopf zielt. Wenn der, der hingerichtet werden soll, davon nichts mitbekommt, ist ja der ganze Spaß vorbei.“
    ach diesem Satz hätte Lasse sich vor Lachen fast in die Hose gepisst.
    „Pabba“ lallte er, „Du bist so geil, Alter. So geil ey!“
    Papa blieb völlig cool.
    Er machte ein verschmitztes Gesicht, das voller Weisheit steckte, als hätte er sowas schon zig Mal gemacht und als ob es für ihn eigentlich gar nichts Besonderes mehr wäre. Dann holte er aus und katapultierte den ersten Stein mitten auf Hassans aufgeschlitzten Wanst. Ein dumpfes Geräusch ertönte und Hassan hatte ungefähr so geheult, wie Sonja es immer tat, wenn sie wirklich weinte und nicht nur herum bockte wie ein kleines Kind. Es war ein richtig innbrünstiges Heulen aus den tiefsten Tiefen seiner Kehle. Lasses Lachflash war einer gebannten, freudigen Faszination gewichen. Das wollte er auch tun. Und Papa forderte ihn sogar auf:
    „Und jetzt du.“,
    „Muss ich dazu… Noch was beachten?“,
    „Nein. Nur nicht auf den Kopf, ansonsten kannst du tun und lassen was immer du willst. Aber schau mal, wir haben ihm da ja den Schwanz abgeschnitten. Hau ihm da doch mal so ´nen Brocken rein. Oder auf seinen anderen Schwanz. Volles Kanonenrohr. Zeig mir, was du

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