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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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büßen! Er würde Papa fragen, ob er mitkommen konnte und dann wollte er David bluten sehen. Oh ja. Bluten und langsam krepieren sollte er.
    „Der Jungä es weg“, sagte Sonja.
    „Ja, das sehe ich Sonja. Ich bin nicht dumm, okay? Wo ist er hingelaufen?“
    Auf einmal schmeckte er Blut auf seiner Zunge.
    „Hol mir ma Zewa, bitte.“
    Sonja zeigte stattdessen mit zwei Fingern auf ihre eigene Nase.
    Diese blöde Kuh kapierte aber auch gar nichts.
    „Ze-wa, Sonja. Hol mir mal ein Tuch.“ Endlich schien sie zu kapieren. Sie stand auf und brachte ihm ein Stück Küchenrolle.
    „Wo ist er hingelaufen? Hast du das gesehen?“ Sie starrte ihn nur mit großen Augen an. Sie verstand kein Wort. War ja klar.
    „Ach, vergiss es“, sagte er und stopfte sich je ein Stück Küchentuch in jedes Nasenloch.
    „Du bleibst hier Sonja. Verstanden?“ Er deutete mit dem Finger auf den Boden, damit sie es auch wirklich begriff.
    „Hier bleiben. Klar? Nicht raus laufen.“
    Sonja nickte, aber ob sie es wirklich begriffen hatte oder nicht war schwer zu sagen. Aber das war ihm auch egal. Er wollte sich David krallen. Eigentlich müsste er Mama und Papa Bescheid sagen, doch die waren nirgendwo zu sehen.
    „Sonja? Da lang oder da lang? Wo ist der Junge hin gelaufen?“ Sonja glotzte nur und zuckte mit den Schultern.
     Diese nutzlose behinderte Schlampe war wieder einmal keine große Hilfe. Die war aber auch absolut zu gar nichts zu gebrauchen. In Lasses Kopf spielte ein Film. Der Film vom Jungen, der den Verräter mit eigenen Händen zur Strecke brachte. Mama, Papa und Uwe standen ratlos vor den Wohnwagen und machten sich Sorgen, was ihm wohl passiert sein mochte.
    Doch dann komme ich um die Ecke. Ich schleife David hinter mir her und habe Vivi im Arm. David ist noch nicht tot. Noch nicht. Aber das werden Papa und ich bald ändern... Mama und Papa sind stolz auf mich. Uwe klopft mir auf die Schulter…
    Das war sein Ticket in die Welt der Erwachsenen. Schade, dass es nicht schon so weit war. Dann kam der nächste Film in seinem Kopf.
    Was, wenn ich ihn nicht finde und Mama und Papa stocksauer auf mich werden, weil ich, ohne vorher Bescheid zu sagen, einfach abgehauen bin? Vielleicht sagen sie sogar, ich hätte David beim Abhauen geholfen .
    Es war nicht lustig, wenn Papa wütend war, und noch weniger bei Mama. Wenn beide gleichzeitig wütend auf ihn waren... Das war der Supergau.
    Aber man muss doch auch mal was riskieren , dachte er.
    Noch nie hatte er irgendetwas Nennenswertes riskiert. Und was sollte schon passieren. Er wusste, wo Papas Springmesser sich befand. Hoffentlich lag es noch dort in der Schublade. Dann würde er es mitnehmen und David würde schön blöd aus der Wäsche gucken. Er war definitiv unbewaffnet. Er hatte ja nicht einmal Taschen. Nur einen baumelnden Schniedel.
     
    Lasse grinste, stürmte zurück in den Wohnwagen und öffnete die Schublade.
    Sie befand sich in Mama und Papas Schlafzimmer.
    Er hatte schon des Öfteren mal heimlich hier gestöbert und wusste daher bestens über den Inhalt Bescheid. Handschellen, mehrere Seile, ein Vibrator, alte VHS-Kassetten und Magazine mit nackten Frauen drauf, Ausweispapiere, Kugelschreiber, eine kleine Peitsche. Er brauchte keinen Sexualkundeunterricht um zu wissen, wofür all diese Sachen waren. In dieser Hinsicht kannte er sich gut aus. Er fand diese Dinge ziemlich interessant und er konnte sich sehr gut vorstellen, wie Mama und Papa sie benutzten. Doch im Augenblick kümmerten sie ihn nicht die Bohne. Er wollte das Messer, weiter nichts. Und es war da.
    Er nahm es und steckte es in seine Hosentasche. Peinlich genau achtete er darauf, das Zimmer in genau dem Zustand zu verlassen, in dem er es vorgefunden hatte.
    Papa hatte schon einmal herausgefunden, dass er an seiner Schublade war und es gab dafür richtig Ärger. Das musste er nicht unbedingt noch einmal haben. Sonja stand nun in der Wohnwagentür. Sie erschreckte sich, als er von hinten an sie heran trat.
    „Leg dich jetzt da hin, Sonja. Du wartest hier. Ich hol den Jungen zurück, klar? David mein ich nä. Ich hol ihn.“,
    „Pluht!“ sagte sie und deutete wieder auf ihre Nase. Lasse zog das Küchenpapier aus seinen Nasenlöchern. Es war komplett in Rot getaucht.
    Davids Schläge hatten ganz schön gesessen, das musste man ihm lassen. Wenn er ging, dann fühlte sich sein Kopf an, als würde er jeden Augenblick platzen. Der Schmerz saß direkt hinter seinen Augen, der Stirn und der Nase. Er musste sich beeilen.

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