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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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sich hingesetzt und die Lehrerin angefleht, ihn abholen zu lassen oder wenigstens nicht weiter mit wandern zu müssen. Er hatte auch mal mit seinem Opa zusammen Holz gespaltet. Von morgens um halb acht bis zum späten Nachmittag. Dann machten sie eine Pause. Und hinterher wollte sein Opa weitermachen, aber David konnte nicht mehr. Ihm tat alles weh und er war müde und kaputt. Außerdem war ein durchdringend kalter Ostwind aufgekommen, und er hätte schon bei dem bloßen Gedanken daran wieder nach draußen zu müssen, am liebsten los geheult. Doch sein Großvater ließ sich nicht erweichen.
    Er war der Meinung, „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!“  (Dieser Meinung war übrigens auch seine Mutter. Die musste sich gerade melden! Sie fror ja schon bei unter 20 Grad Außentemperatur)
    Und da er an jenem Tag lediglich mit einer dünnen Strickjacke, einer Jeans und Turnschuhen bekleidet war, obwohl Opa ihm noch am Morgen darauf hingewiesen hatte dass es kalt werden würde und er wenigstens eine warme Mütze bräuchte, hatte er selber Schuld.
    Und sein Opa machte keine halben Sachen.
    Erst um kurz nach sechs am Abend, es war Anfang Dezember und um diese Zeit bereits ziemlich dunkel, machte er für den Tag Schluss.
    Zuhause hatte er sich ins Bett gelegt und sich geschworen, seinem Großvater nie, nie wieder zu helfen. Nicht für die paar Mücken die dabei rumkamen. Er war fix und fertig und bat seine Mutter darum, bei Opa anzurufen und ihm zu sagen, dass er krank sei. Er konnte nicht mehr. Das ging gar nicht. Nicht nur die Kälte sondern auch die ständigen Belehrungen seines Opas strapazierten seine Nerven dermaßen, dass der Tag die reinste Odyssee war.
     
    Was würde ich jetzt darum geben, mit Fieber in diesem Wald rum zu laufen. Wind, Regen, Gewitter - scheißegal! Das wäre ein Kinderspiel. Genauso wie Opa beim Holz klein machen helfen. Ich würde das sogar eine oder zwei Wochen machen ohne dafür Geld zu verlangen. Er überlegte. Nein, ich würde es für immer tun, jeden Tag, wenn ich nur endlich wieder nach Hause könnte.
    Der Weg nahm kein Ende. Es ging stur geradeaus. Obwohl die Scherbe nicht mehr in seinem Fuß steckte, hatte er noch immer starke Schmerzen. Das Pochen hörte und hörte nicht auf. Im Gegenteil, es wurde zunehmend schlimmer .
    Bestimmt hat sich die Wunde entzündet , dachte er, und erinnerte sich sofort wieder voller Sorge an das Thema Sepsis.
    Er war außerdem müde. Das Adrenalin im Blut ließ allmählich nach und räumte wieder Platz für klare Gedanken ein.  
    Selbst das Baby wog plötzlich gut und gerne 50 Pfund mehr als noch vor ein paar Minuten. Oder einer Viertelstunde... Oder seit wie lange auch immer er es nun schon mit sich herum trug. Zeit war etwas sehr Relatives geworden seit er in die Klauen dieser Verrückten geraten war, das hatte er ja bereits mehrfach festgestellt.
    Er hatte keine Ahnung welcher Tag heute war oder welche Tageszeit, und er konnte ebenso wenig ermessen, wie viele Tage/Wochen/Monate er bei ihnen war. Der Stress und die Anspannung zollten ihren Tribut. Er war fix und fertig. Sein Antrieb war weg!
    Stück für Stück siechte seine Kraft dahin. Er fühlte den körperlichen und den seelischen Verfall gleichzeitig und mit voller Härte auf sich einprasseln.
    Die eben noch vorhandene Hoffnung war nur noch eine graue Wand, wie in einem alten Computerspiel.
    Er glaubte nicht mehr daran, dass je wieder alles gut werden könnte, dass er je wieder zu Hause in seinem Zimmer sitzen würde oder mit seiner Mutter und Nadja am Frühstückstisch sitzen oder sich auch nur mit irgendeinem normalen Menschen über normale Sachen unterhalten würde. Zu viel Negatives war ihm widerfahren.
    Die Flucht erschien viel zu leicht, als dass sie letztendlich von Erfolg gekrönt sein konnte. Diese Leute waren Profis auf ihrem Gebiet. Echte Killer.
    Er erinnerte sich an das Gespräch zwischen Lasse und Mario, wobei ihm beim bloßen Gedanken an Mario ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Der Mann war so riesig und dermaßen muskelbepackt... Und wie er ihn vorhin angesehen hatte... Er wusste, dass wenn er sich mit ihm anlegen würde, er keine Chance hätte. Mit Mario zu kämpfen, das war ein ungleicher Kampf. Einen solchen unnatürlich großen Recken konnte er mit seinen standardisierten 1,80 Meter nicht mal eben so die Fresse polieren. Er hatte Lasse erzählt, sie hätten damals eine Bank ausgeraubt. Damals .
    Das bedeutete vor Jahren !
    Diese Leute machten

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