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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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ihrem Sitz zusammen. Er rieb sich seinen Kopf, massierte die Schläfen. Seine Finger waren nassgeschwitzt. Er klopfte damit gegen seine Lippe. Seine Zähne mahlten aufeinander. In der kleinen Ablage unter der Mittelkonsole lagen die Zigaretten. Er brauchte ganz dringend eine. Die Scheinwerfer waren jetzt schon viel näher gekommen, aber immer noch in weiter Ferne. Ein- bis zwei Minuten hatte er noch Zeit, sich darüber klar zu werden, was er tun sollte. Einzig und allein hier stehen zu bleiben, wäre das verkehrteste auf der Welt gewesen. Seine Hand tastete sich ans Zündschloss vor. Er rechnete insgeheim fest damit, dass er gleich Probleme kriegen würde, das Auto zu starten. Es würde nicht anspringen oder aber sofort wieder ausgehen. Irgendwie sowas würde passieren. Das war nämlich typisch für solche Bredoullien.
    Aber das passierte nicht. Es kam noch viel schlimmer – der Schlüssel steckte gar nicht mehr im Zündschloss. Vor lauter Panik fiel ihm glatt die Zigarette aus dem Mund. Entgeistert und völlig fassungslos, tastete er sämtliche Taschen ab. Nichts! Vielleicht hat Sonja, diese Hure ja den Schlüssel geklaut.
    „Wo ist der Schlüssel, Sonja?“ Sie antwortete nicht. Er sprang aus dem Auto. Die These mit Sonja war irgendwie sehr abwegig. Für solche Sachen, wie jemandem eines auszuwischen, war sie viel zu dämlich. Sie konnte ja noch nicht einmal ihren Namen schreiben.
    Jetzt, wo er draußen stand, konnte er sogar schon das entfernte Motorengeräusch des Fahrzeuges hören. Unruhig tapste er von einem Bein aufs andere. Er hatte diesen blöden Scheißschlüssel doch gar nicht abgezogen, oder?
    Andererseits konnte er sich auch, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, nicht in Luft aufgelöst haben.
    Das Knattern wurde immer lauter. Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern, wo er den Schlüssel hingelegt hatte. Möglich war ja auch, dass er ihn doch abgezogen, ihn sich in die Hosentasche gesteckt und dann verloren hatte. Es war müßig, darüber zu spekulieren. Das Auto kam immer dichter, und es gab längst keine Wahl mehr. Er musste von hier verschwinden, sich in Sicherheit bringen. Genauso wie das Geld. Und natürlich Sonja. Himmel, wie er bereute sie mitgenommen zu haben. Er war vollgekotzt, das Auto war vollgekotzt, sie probte den Aufstand und ging ihm auf die Nerven. So war das eigentlich nicht gedacht.
     
    Er öffnete die Tür, zerrte Sonja heraus. Sie fiel zu Boden wie ein nasser Sack. Zu seiner Überraschung stand sie auch nicht wieder auf.
    „Das Geld… Wo ist das verfickte Geld.“ Es lag unter dem Fahrersitz.
    Blind tastete er nach der Zigarettenschachtel und dachte bewusst daran, sich ein Feuerzeug einzustecken. Nichts war schlimmer, als Zigaretten zu haben, aber kein Feuerzeug, mit dem man sich eine anstecken konnte. Als er wieder aus dem Auto heraus kam, waren die Scheinwerfer bereits so nahe heran gekommen, dass er sicher war, längst gesehen worden zu sein.
     
    Das ist Britta. Das ist hunderttausend-Prozent Britta. Ich wusste , es war alles viel zu einfach. Jetzt kommt sie, und das gibt richtig Ärger. Ein eingepflanzter Chip – das schwebte ihm vor – sie hatte das Knowhow und Skrupel waren ihr völlig fremd. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie ihn gechipt hätte wie ein Tier. Ja, ohne Zweifel. Das ist sie. Das ist Britta. Ich fass es nicht. Sie hat mich gefunden.
    „Steh auf Sonja. Hörst du nicht? Du sollst aufstehen !“ Doch sie rührte sich nicht vom Fleck. Entweder wurde sie gerade wieder aufmüpfig, oder die Kopfnuss hatte ihr tatsächlich die Standlichtbirne von Gehirn ausgeknipst.
    Da er keine Hand mehr frei hatte, um sie von hier fort zu zerren, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie liegen zu lassen. Aber das konnte er unmöglich tun.
    Nur für den Fall, dass es sich wider erwarten doch nicht um Britta, sondern um die Polizei handelte, wäre dies sein sicherer Untergang. Die Polizei war mindestens genau so schlimm wie Britta, und die durfte Sonja auf keinen Fall finden.
    Er legte die Geldkassette hinter einen der Bäume ab und rannte zurück. Er packte sie an den Armen und schleifte sie hinter sich her. Da sie zu stöhnen anfing, war sie wenigstens noch nicht tot.
    Gleich neben der Straße befand sich ein leichter Abhang, und schon war man im Wald. Hier war es stockduster. Er legte Sonja ins Gras.
    Da vorne ist das Geld. Darf ich nicht vergessen. Sonja ist hier… Und ich verpiss mich hier hinter den Baum.
    Gesagt, getan! Er schloss die Augen und wartete

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