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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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Verfassung, in der er sich befand, rasten Erinnerungen, Gedankengänge, Rationalität und Irrationalität durch seinen Kopf hindurch, wie die Autos auf der Autobahn.
    So sehr er sich auch bemühte, einen davon festzuhalten – er versagte jedes Mal kläglich. Lasse, der vom Donkey Kong spielen genug hatte, saß auf der Rückbank und puhlte an den suspekten Stellen an seinem Arm. Er sah aus, als hätte er sich ganz in sein Inneres zurückgezogen. An was mochte er wohl denken? An ein anderes Game Boy Spiel? An Snake-Rekorde? Oder (verdammt, wie krank!) daran, wer seine Mutter als nächstes bumsen wollte? Oder saß er vielleicht einfach nur da und dachte an das, was seine Hundeaugen sahen: Oooh, eine Stelle in der Haut. Ooooh, ich puhl da drinnen rum. Wooow, was kommt da denn für `ne Flüssigkeit raus? Ich könnt gut `n Bööhrger hahm.  Er hatte den Mund ein kleines Stück geöffnet. So sahen wirklich nur Idioten aus! Idioten und Spastis – die hatten den Mund immer ein kleines Stück offen stehen, als ob sie ihrem Schrumpfformat-Gehirn die nötige Kühlung damit verschafften. David konnte damit jetzt gut leben. Im Grunde genommen war es scheißegal wer ihn mitnahm, Hauptsache er kam zu Lena. Vielleicht war es sogar gar nicht so schlecht, dass er an diese Freaks geraten war, denn immerhin hatte er so etwas zu erzählen. Selbst Zuhause würde er die Geschichte eines Tages zum Besten geben. Ihm war natürlich klar, dass seine Mutter ihn in nächster Zeit mit dem Arsch nicht angucken würde.
    Doch irgendwann würde wieder alles cool sein und sie würden gemeinsam am Tisch sitzen und sich unterhalten, seine Mutter, Nadja und er. Und dann würde er erzählen, was er erlebt hatte, wie er sich dabei fühlte, was er auf sich genommen hatte, nur um Lena zu sehen.
    Und Lena würde natürlich mit am Tisch sitzen und sich geschmeichelt fühlen und seine Hand halten.
    Britta fädelte sich auf eine zweispurige Bundesstraße wieder ein. Er überlegte, wann sie ihn wohl fragen würde, wo genau sie ihn absetzen sollte.
    Doch es kam – natürlich – wieder anders als gedacht. Die nächste Ausfahrt führte nach Jarplund/Weding und Britta setzte den Blinker. Das war soweit auch in Ordnung, vielleicht war das ja der direkteste Weg in die Stadt, David kannte sich schließlich nicht aus. Er schaute zu ihr rüber und lächelte. Er spürte das Verlangen, sich bei ihr für sein Verhalten zu entschuldigen. Möglicherweise hatte er sich ja doch ein bisschen zu grob verhalten. Sie drehte den Kopf und sah ihn auch an. Es kam einer Aufforderung gleich. Oder? Er war kein Meister darin, aus Gesichtern zu lesen, doch er glaubte in ihren Zügen so etwas wie aufrichtige Beleidigung ablesen zu können. Jetzt bist du da, Kumpel, siehst du?! Findest du nicht, dass es Zeit wird, sich für dein Verhalten zu entschuldigen? Genau diese Worte standen in ihrem Gesicht. Eine Reihe von beschwichtigenden Sätzen machte sich in ihm bereit, ausgesprochen zu werden, doch er brachte keinen einzigen über die Lippen. Britta verließ die Bundesstraße und bog am Ende der Ausfahrt nach rechts ab. Es war nicht fair, doch er hatte schon wieder dieses undefinierbare Gefühl in sich, dass doch nicht alles so in Ordnung war, wie er zunächst vermutet hatte. Schließlich räusperte er sich. „Tut mir Leid wegen vorhin. Ich wollte euch nicht anmachen oder so.“
    Britta drehte den Kopf in seine Richtung und wieder hatte David das Gefühl, als wären ihre Augen Magneten. Eine bedrohliche, unbarmherzige Strenge loderte wie Höllenfeuer in ihnen auf. Sie wirkte ausgekocht und mit allen Wassern gewaschen. „Damit machst du es auch nicht wieder rückgängig“ sagte sie finster. Wie Mutter , schoss es in Davids Kopf, Mutter hätte genau das Gleiche gesagt.
    „Ich weiß“ lenkte er mit einer sanften Stimme ein. Er sah die Sache selbstverständlich noch immer ganz anders. Wenn sie aber andere Vorstellungen hatte, dann wollte er ihr zumindest in dieser Hinsicht entgegenkommen. Eine Art kleiner Dank fürs Mitnehmen wenn man so wollte. Sie griff nach ihrer Zigarettenpackung und legte sie sich zwischen die Beine, als sie kurz darauf, direkt hinter einem Kreisverkehr, in einen Feldweg abbog. Das hier ist bestimmt nicht der Ort, an den du wolltest bemerkte eine schnippische Stimme in ihm .
    David rieb sich den Schweiß von der Stirn.
    Aber ich sage jetzt nichts. Ich sage dazu einfach gar nichts.
    Das war auch nicht nötig, denn Britta hielt an und stellte den Motor ab. „Steig

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