Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
„Herr, das hier gerade hatte mit Chris zu tun, nicht wahr?“
Und sogar jetzt noch kommen mir die Tränen, wenn ich an den einen High School-Absolventen denke, der treu das tat, was er tun konnte – und der das, was er nicht tun konnte, Gott überließ. Chris’ Anliegen stimmten mit denen des Vaters überein. Deshalb machte er sich hinter den Kulissen an die Arbeit, um dafür zu sorgen, dass die Vision zur Realität wurde.
Andy Stanley
Aus: Visioneering
„Du warst tüchtig und zuverlässig. In kleinen Dingen bist du treu gewesen.“
Matthäus 25,21
Der Sommer, der mein Leben veränderte
Als die Camp-Glocke die nächsten Aktivitäten einläutete, rannten meine Freundin Pam und ich zurück zu unserer Hütte, um unsere klitschnassen Klamotten zu wechseln. Wir hatten erfolgreich unseren süßen Segellehrer Jay geärgert, indem wir unser kleines Boot Sunfish nicht weniger als fünf Mal innerhalb einer Stunde absichtlich „aus Versehen“ hatten kentern lassen.
Wir rannten jetzt also lachend den Weg zu unserer Hütte hinauf und waren überrascht, dort auf den Stufen zum Eingang unsere Betreuerin Deb anzutreffen. Sie hatte dort auf uns gewartet.
„Carla, ich muss mal mit dir sprechen“, sagte sie zu mir.
„Was gibt’s?“, fragte ich.
„Deine Mutter hat angerufen. Laurie ist heute Morgen gestorben“, antwortete Deb.
Es gab nichts, was ich hätte sagen können. Ich fing nur an, wie in Trance loszugehen in Richtung Büro, von wo aus ich meine Mutter anrufen konnte.
Laurie war meine dreizehnjährige Cousine, also nur ein paar Jahre jünger als ich. In den vergangenen beiden Jahren hatte sie gegen den Krebs gekämpft und jetzt war sie also tot. Obwohl ich gewusst hatte, dass es so kommen würde, traf mich der Gedanke, dass sie für immer weg sein sollte, mit voller Wucht.
Ich redete lange mit meiner Mutter. Beerdigung am Freitag. Wir holen dich ab. Ich hab dich lieb, mein Schatz. Mamas Worte schwirrten mir im Kopf herum. Ich legte den Hörer auf und sah Deb an, die im Büro neben mir gesessen und meine Hand gehalten hatte, während ich meiner Mutter zuhörte.
„Ist dir nach einem Spaziergang?“, fragte Deb.
„Müssen wir nicht zur Bibelarbeit?“, fragte ich nach.
„Darüber mach dir mal keine Gedanken“, beruhigte sie mich.
In der folgenden Stunde gingen Deb und ich durch den Wald. Manchmal redete ich, manchmal sie. Dann wieder gingen wir einfach schweigend nebeneinanderher. Deb hörte mir zu, während ich den Gedanken- und Gefühlswirrwarr, den ich nicht verstand, in meinem Kopf ordnete, umarmte mich, wenn ich weinte, und lachte mit mir zusammen, als ich ihr ein paar von den verrückten Dingen erzählte, die Laurie und ich zusammen ausgeheckt hatten, bevor sie krank wurde. Und sie versicherte mir, dass sie immer für mich da sei, wenn ich reden wolle.
Während wir zur Hütte zurückgingen, spürte ich, dass sich in mir etwas veränderte. Ich war fast mein ganzes Leben lang Christ gewesen. Seit ich denken konnte, war ich mit meiner Familie in die Gemeinde gegangen. Seit Jahren kam ich jeden Sommer ins Bibelcamp. Ich wusste von der Liebe Gottes zu mir und von dem Opfer, das Jesus am Kreuz gebracht hatte. Aber an jenem Tag damals mit Debbie im Wald konnte ich die Liebe Gottes zum ersten Mal auch spüren.
Deb tat gar nichts Spektakuläres. Sie sagte gar nichts Besonderes. Sie hatte keine guten Antworten auf meine Fragen über den Tod, aber sie tröstete mich, hörte mir zu und weinte mit mir. Ich wusste, genau das hätte auch Jesus getan, wenn er an jenem Tag körperlich anwesend gewesen wäre. Wie Debbie mir zeigte, dass sie mich lieb hatte, und wie sie mir dadurch deutlich machte, dass Gott mich liebt, veränderte mein Denken über den Glauben. Mir wurde ganz langsam klar, dass es beim Christsein nicht darum geht, nur ein gutes Leben zu führen. Christsein bedeutet auch, Menschen anzusprechen, denen es nicht gut geht.
Und Deb war nicht die einzige Person, die mich in jener Woche im Camp ansprach. Als es sich bei den Mitarbeitern und den anderen Kids herumsprach, dass ich einen geliebten Menschen verloren hatte, war ich umgeben von Leuten, die sich um mich kümmerten. In den folgenden beiden Tagen widerstand meine Segelkameradin Pam dem Drang, das Boot kentern zu lassen, und unsere Segelstunden verbrachten wir damit, uns einfach im Boot treiben zu lassen und zu reden. Die Leiterin der Sportaktivitäten im Camp, die meine Cousine gekannt hatte, kam nach dem Abendessen auf mich zu und umarmte
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