Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Frühjahrsferien führte die Dunwoody High School eine Schulveranstaltung durch, in der es darum ging, die Schüler vor den Gefahren von Alkohol am Steuer zu warnen. Normalerweise wurde dazu jemand eingeladen, der eine erlebte Geschichte zu präsentieren hatte. Diese Geschichten enthielten in aller Regel einen Frontalzusammenstoß, zahlreiche Knochenbrüche und lange Krankenhausaufenthalte. Gelegentlich zeigte ein Sprecher sogar die eine oder andere eindrucksvolle Narbe.
Durch diese Veranstaltung sollten Schüler dazu motiviert werden, sich nicht selbst zu gefährden, wenn sie in den Frühjahrsferien unterwegs waren. Häufig wurde zu diesem Anlass auch ein Autowrack als Anschauungsobjekt auf dem Schulgelände ausgestellt.
Mrs Dolworth, die Schulleiterin, wusste nun davon, dass Mark viel mit Alkohol und Drogen zu tun gehabt hatte, bevor er an die Schule gekommen war. Außerdem war ihr aufgefallen, dass in seinem Leben eine bemerkenswerte Veränderung stattgefunden hatte. Sie hielt es jedenfalls für eine gute Idee, Mark als Schüler nach den angekündigten Vorträgen noch etwas Persönliches sagen zu lassen.
„Meinst du, ich soll meine ganze Geschichte erzählen?“, fragte er nun.
Ich lächelte. „Mark, wenn ich an einer öffentlichen Schule spreche, dann wird meist nicht einmal verraten, wo ich arbeite, geschweige denn, dass ich Pastor bin. Sie stellen mich als Jugendberater vor. Gott gibt dir hier eine einmalige Chance. Du bist Schüler. Du kannst alles sagen, was du willst. Ja, ich glaube schon, dass du ihnen die ganze Geschichte erzählen solltest.“
Ich werde nie vergessen, wie ich an dem besagten Freitagnachmittag in die Turnhalle kam. Mein Herz schlug so heftig, dass ich glaubte, jeder müsste es hören können. Normalerweise bin ich kaum nervös, wenn ich sprechen soll. Aber ich war wegen Mark so aufgeregt, dass ich nicht wusste, ob ich es aushalten würde.
Die Turnhalle war gestopft voll. Man konnte buchstäblich nicht umfallen. Schüler, Lehrer, andere Schulangestellte – alle waren gekommen. Mrs Dolworth stellte zunächst den Hauptredner vor, einen jungen Mann, der ein paar Jahre zuvor seinen Abschluss an der Schule gemacht hatte. Er erzählte seine Geschichte recht gut mit vielen blutigen Einzelheiten. Die Schüler fanden es toll.
Sein Resümee war allerdings etwas dürftig. Nach dreißig Minuten voller Autowracks und lebensgefährlichen Verletzungen sagte er: „Also, Leute, haltet zusammen. Und seid füreinander da. Danke“, und nahm dann wieder Platz.
Alle applaudierten höflich. Dann ging Mrs Dolworth in die Mitte der Halle und sagte: „Heute Abend wird einer unserer eigenen Schüler noch kurz darüber berichten, wie sich sein Leben verändert hat. Begrüßt mit mir Mark Hannah.“
Ich dachte, ich müsste sterben. Mark ging langsam in die Mitte der Halle, nahm das Mikrofon vom Ständer und fing an: „Als ich an die Dunwoody High School kam, habe ich alles und jeden gehasst.“ Er erzählte von seinem Leben in Miami, beschrieb die heftige Wut, die er ständig in sich gehabt hatte. Er schilderte seine Erlebnisse und Erfahrungen mit Alkohol und Drogen.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können – einmal abgesehen von meinem Herzklopfen, das so heftig war, dass es die Leute um mich herum bestimmt abgelenkt hat.
Dann kam Mark zur Sache. „Eines Tages kam ein Typ auf mich zu. Er stellte sich als Chris Folley vor und lud mich zu sich nach Hause ein. Damals an dem Abend habe ich ihm mein ganzes Leben erzählt. Ich habe ihm geschildert, wie sehr ich alles hasse. Und er hat zugehört. Und dann hat er mir gesagt, dass Jesus mich liebt. Er hat erklärt, wie Jesus am Kreuz für meine Sünden gestorben ist. Er sagte, dass ich Vergebung bekommen könnte. Damals an dem Abend habe ich mit Chris gebetet und mein Leben hat sich verändert.
Es ist seitdem nicht alles einfach. Ich habe immer noch so meine Mühe. Aber jetzt muss ich nicht mehr allein damit fertig werden. Wenn ihr Fragen habt zu irgendetwas, das ich hier erzählt habe, dann sprecht mich ruhig an. Danke.“
Und damit steckte er das Mikro in die Halterung zurück und schlenderte zurück zu seinem Platz. Inzwischen war die gesamte Schülerschaft aufgestanden und applaudierte. Sie klatschten und jubelten – mir kam es vor wie mehrere Minuten. Das war zu viel für mich. Ich verließ die Halle und ging zu meinem Auto.
Merkwürdigerweise wurde mir erst draußen klar, was das, was dort drinnen passiert war, eigentlich bedeutete.
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