Per Saldo Mord
Lächeln.
Sobald sie verschwunden war, setzte ich mich in Bewegung und studierte im Gehen die Fotos. Auf der Rückseite befand sich der Firmenstempel des Ateliers, in dem sie aufgenommen worden waren. Es war das Fotostudio >Brillant< mit einer Adresse in San Francisco.
3
Im Telefonbuch stand das Hotel >Hügelblick< als Appartementhaus verzeichnet. Ich wählte und fragte nach dem Manager. Die weibliche Stimme am anderen Ende sagte: »Hier ist die Managerin, Mrs. Marlene Charlotte. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich stelle Ermittlungen nach einer Miss Evelyn Ellis an. Können Sie mir sagen, ob sie einen eigenen Telefonanschluß hat oder wie...«
»Sie hatte ein Appartement mit Telefon; aber sie ist gestern ganz plötzlich ausgezogen, ohne mich vorher zu benachrichtigen. Ich fand heute morgen einen Brief von ihr vor, in dem sie mir mitteilt, die Miete sei bis zum Monatsende bezahlt, und ich könne die Wohnung weitervermieten, wenn ich wolle.«
»Sie wissen nicht, wo sie sich im Moment aufhält?«
»Nein. Und ich habe auch keine Ahnung, warum sie ausgezogen ist und ob sie allein oder in Begleitung weggefahren ist. Mit wem spreche ich eigentlich?«
»Ich heiße Smith, Jonathan Smith. Ein Jammer, daß ich Miss Ellis nicht mehr erreicht habe. Entschuldigen Sie die Störung.« Ich legte auf.
Gleich darauf rief ich die Agentur an und ließ mich mit Elsie Brand verbinden. »Hallo, Elsie. Wollen Sie mir einen Gefallen tun?«
»Das kommt drauf an. Ist es schlimm?«
»Ziemlich schlimm. Sie riskieren dabei Ihren guten Ruf.«
»Oh, ist das alles?«
»Nein. Hören Sie. Ich bin ganz in der Nähe vom Appartementhaus >Hügelblick<, Ecke 33rd Avenue und Hügelblickstraße. Hopsen Sie in ein Taxi und kommen Sie her. Drehen Sie Ihren Siegelring nach innen, damit er wie ein Ehering aussieht. Und beeilen Sie sich. Ich warte vor dem Haus.«
»Donald, ich wollte, Sie würden die Finger davon lassen«, murmelte sie. »Die Sache ist zu gefährlich.«
»Mag sein. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Außerdem reizt sie mich. Wollen Sie mir nun helfen, oder muß ich mir einen weiblichen Spürhund beschaffen und mich nachher mit Bertha wegen der Spesen herumzanken?«
»Nehmen Sie lieber den Spürhund. Bertha streitet für ihr Leben gern. Das Vergnügen können Sie ihr ruhig machen.«
»Okay. Und sollte ich später wegen Bruchs des Eheversprechens vor den Kadi zitiert werden, dann...«
»He, was soll das heißen?«
»Ich brauche eine Dame, die sich für ein paar Tage als meine Ehefrau ausgibt. Es handelt sich um einen sehr intimen, interessanten Job.«
»Na schön, ich helfe Ihnen. Soll ich sofort kommen?«
»So schnell wie möglich. Wird die Agentur beobachtet? Oder haben Sie Sergeant Sellers irgendwo in der Nähe gesehen?«
»Nein, ich hab’ nichts Verdächtiges bemerkt. Donald, hier wurde eben ein Brief für Sie abgegeben. Es steht >Vertraulich< und >Dringend< drauf.«
»Bringen Sie ihn mit. Bis gleich.«
Ich drückte die Gabel herunter und wählte die Nummer der Gesellschaft, bei der der Geldtransport versichert gewesen war. Als sich das Mädchen von der Zentrale meldete, fragte ich: »Können Sie mir sagen, welcher von Ihren Herren den Raubüberfall auf den Geldtransport bearbeitet?«
»Ich glaube, da müssen Sie mit Mr. George Abner sprechen. Einen Moment, bitte. Ich verbinde Sie weiter.«
Eine Minute später sagte eine männliche Stimme: »Hallo! Hier ist George B. Abner.«
»Bearbeiten Sie die Geldraubaffäre, Mr. Abner?«
»Ich leite die Ermittlungen«, erwiderte er vorsichtig. »Wer spricht dort?«
»Mile«, sagte ich.
»Sie meinen wohl Mr. Miles?«
»Nein, Mile. Wissen Sie, wieviel Meter eine Meile hat?«
»Soll das ein Witz sein?«
»Keine Spur. Es sind 1609 Meter. Merken Sie sich die Zahl. Wenn ich Sie künftig anrufe, werde ich nur die Zahlen Eintausend, Sechshundert, Neun nennen. Hören Sie zu; was fällt für mich ab, wenn ich Ihnen einen Teil oder den Gesamtbetrag der fehlenden 50 000 Dollar wieder herschaffe?«
»Solche Vereinbarungen treffe ich grundsätzlich nicht telefonisch. Außerdem möchte ich Sie darauf hinweisen, Mr. Mile, daß wir keine Hehler gestohlenen Gutes sind.«
»Das verlangt ja auch niemand von Ihnen. 50 000 sind kein Pappenstiel. Was ist es Ihnen wert, die Summe wiederzubekommen?«
»Unsere Gesellschaft ist in puncto Belohnung immer sehr generös, vorausgesetzt natürlich, daß es sich um ein gesetzlich einwandfreies Angebot handelt. Aber ich wiederhole, daß wir
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