Per Saldo Mord
solche Transaktionen nicht am Telefon besprechen.«
»Was verstehen Sie unter generös? Fünfzig Prozent?«
»Himmlischer Vater, nein! Das wäre ja selbstmörderisch. Wir würden eventuell bis zu zwanzig Prozent gehen.«
»Und das nennen Sie großzügig! Ich mache Ihnen jetzt ein definitives Angebot. Fünfundzwanzig Prozent des Betrages, den Sie zurückbekommen.«
»Tut mir leid. Zwanzig Prozent wären das Höchste, wozu wir uns verstehen könnten. Normalerweise zahlen wir zehn Prozent und keinen Pfennig mehr.«
»Vielleicht haben Sie deshalb so große Verluste. Na schön, ich melde mich wieder. Und vergessen Sie nicht die Kodezahlen — Eintausend, Sechshundert, Neun.«
Ich legte auf, klemmte mich hinters Steuer meines Wagens und fuhr zum Appartementhotel >Hügelblick<. Zehn Minuten später kreuzte Elsie in einem Taxi auf. Ich bezahlte den Fahrer und schickte ihn weg.
»Kommen Sie mit, Elsie. Wir wollen die Festung stürmen. Und denken Sie daran, wir sind verheiratet.«
»Was haben Sie eigentlich vor?« erkundigte sie sich.
»Zuerst werden wir mal ein Appartement mieten. Machen Sie sich bei der Managerin lieb Kind. Benehmen Sie sich ehrbar, ruhig und freundlich. Und spielen Sie eine gehorsame, musterhafte Ehefrau.«
»Danke, ich fühle mich ungemein geschmeichelt. Und welchen Namen soll ich angeben?«
»Keinen. Das übernehme ich. Sie sind natürlich Mrs. Lam.«
»Ich verstehe. Und Sie versprechen mir natürlich hoch und heilig, daß Sie als mein Ehemann die ganze Zeit über ein Muster an Ehrenhaftigkeit und Diskretion sein werden.«
»Seien Sie nicht albern.«
Sie sah mich an, und ihr Gesicht wurde rot vor Ärger und Entrüstung.
»Ich werde nämlich die ganze Zeit verreist sein«, erklärte ich schleunigst. »Heute abend reise ich ab, und Sie bleiben inzwischen in der Wohnung und kümmern sich ums Telefon. Falls jemand nach Evelyn Ellis fragt, werden Sie dem Betreffenden sagen, Miss Ellis sei im Moment nicht erreichbar; Sie seien jedoch bereit, eine Botschaft für sie entgegenzunehmen. Wichtig ist, daß Sie den Namen des Anrufers erfahren. Sie müssen versuchen, ihn zum Sprechen zu bringen, aber auf eine nette, verständnisvolle Art, die keinen Verdacht erregt. Wenn es sich um einen Mann handelt, können Sie ihm ruhig ein bißchen um den Bart gehen.«
»Aber warum, um alles in der Welt, müssen wir dazu eine Wohnung mieten? Mein Gott, Donald, Sie wissen doch, was passiert, wenn Bertha erfährt, daß wir...«
»Bertha kann mir den Buckel runterrutschen. In unserem Geschäft darf man nicht auf einen Zufallstreffer warten. Man muß jede Chance ausnutzen und dem Glück ein bißchen nachhelfen. Kommen Sie.«
Wir betraten das Hotel und klingelten an einer Tür mit der Aufschrift >Manager — Marlene Charlotte<.
Die Frau, die auf unser Läuten hin zum Vorschein kam, war Mitte Vierzig, dick und ziemlich wabblig. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck tiefer Gemütsruhe und Gelassenheit, als könnte nichts in der Welt sie aus der Fassung bringen. »Ja?« fragte sie und betrachtete uns forschend.
»Ich habe gehört, daß nächsten Monat eine Wohnung bei Ihnen frei würde«, erwiderte ich.
»Wir haben auch im Moment drei Appartements frei.«
»Könnten wir sie uns mal ansehen?«
»Aber gern. Suchen Sie die Wohnung für sich selbst?«
»Ja«, sagte Elsie sanft. »Wir sind beide berufstätig und tagsüber nicht zu Hause.«
»Keine Kinder?« erkundigte sich die Managerin.
Elsie schüttelte wehmütig den Kopf, und ihre Mundwinkel zuckten, als wäre sie den Tränen nahe. »Nein, leider. Wir hatten einen kleinen Jungen, aber...«
»Schön, kommen Sie mit.« Mrs. Charlotte nahm einige Schlüssel vom Brett. »Ich bin sicher, daß Ihnen die Appartements gefallen werden.«
Die ersten zwei Wohnungen, die sie uns zeigte, waren sehr hübsch und pieksauber, hatten jedoch kein Telefon. Elsie warf mir einen verstohlenen Blick zu, und ich schüttelte verneinend den Kopf.
»Haben Sie nicht noch ein anderes Appartement?« fragte Elsie schüchtern.
»Doch; aber es ist heute erst frei geworden und deshalb noch nicht aufgeräumt. Die Mieterin ist in der Nacht oder ganz früh morgens ausgezogen und hat mir nur eine Nachricht hinterlassen.«
»Dürfen wir es trotzdem besichtigen?«
Mrs. Charlotte ging voran, schloß eine Tür auf und trat beiseite. Das Appartement war sehr geräumig und hatte ein Telefon. Im übrigen befand es sich in einem Zustand heilloser Unordnung. Man merkte, daß die Mieterin Hals über Kopf
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