Per Saldo Mord
meine Pläne ganz plötzlich ändern.«
»Ich verstehe.« Sie runzelte die Brauen. »Da Sie nicht über Nacht bleiben, möchten Sie vermutlich Ihr Geld zurückerstattet haben?«
»Himmel, nein! Ich hab' das Zimmer schließlich benützt. Das ist okay. Ich wollte mich nur der Ordnung halber abmelden und Ihnen sagen, daß Sie über das Zimmer anderweitig verfügen können.«
Sie gab mir eine Quittung und lächelte. »In Ordnung, Mr. Lam. Ich hab’ Ihre Abreise vermerkt. Schade, daß Sie nicht länger bleiben
konnten.«
»Ja, aber ich komme wieder.«
Ich ging zum Empfangstisch hinüber, nannte Gridleys Zimmernummer, zeigte den Schlüssel vor und fragte: »Hat jemand eine Nachricht für George Biggs Gridley hinterlassen?«
»Nein, Sir.«
»Sehen Sie doch bitte noch mal nach.«
Der Empfangschef drehte sich um und warf einen Blick ins Postfach. »Tut mir leid, Sir. Nichts.«
Ich bedankte mich und schlenderte verdutzt und ziemlich bedrückt zum Fahrstuhl hinüber. Von Rechts wegen hätte Downer die Verwechslung der Koffer längst bemerkt haben müssen. Der Brief an Gridley in meinem Sportjackett konnte ihm kaum entgangen sein, und es war mir schlechthin unerklärlich, warum er sich noch nicht gemeldet hatte.
Oben in meinem Zimmer machte ich aus den Büchern und Karten ein Paket, schrieb meine Privatadresse in Los Angeles darauf, gab es bei der Post als Expreßgut auf und gondelte danach in meinem Leihwagen zum Fotostudio >Brillant<.
Als ich den Laden betrat, hastete ein Japaner auf mich zu und begrüßte mich mit endlosen Verbeugungen und einem breiten Lächeln. »Ich suche eine gute gebrauchte Kamera«, erklärte ich ihm. »Und außerdem möchte ich noch einen Karton Fotopapier haben.«
Er führte mich in den rückwärtigen Teil des Ladens und brachte zuerst das Fotopapier. Während er mir den Rücken zukehrte und aus den Fächern mehrere Fotoapparate zur Auswahl heraussuchte, schlitzte ich mit dem Taschenmesser den Verschluß des Kartons auf, klappte den Deckel hoch, nahm die oberste Lage Papier heraus, warf sie unter den Ladentisch und legte statt dessen die fünfzig Eintausenddollarscheine hinein.
Bei dem Mann, der mich bediente, handelte es sich offenbar um den Geschäftsführer. Es war noch ein zweiter Verkäufer da, auch ein Japaner, der mich anfangs neugierig beobachtet hatte. Zum Glück war unmittelbar nach mir eine Kundin in den Laden gekommen, die seine Aufmerksamkeit ganz in Anspruch nahm. Ich machte mir die Chance zunutze, deponierte das Geld im Karton und hatte gerade den Deckel geschlossen, als sich der Geschäftsführer umwandte und mir mehrere Kameras vorlegte. Nachdem ich sie begutachtet hatte, griff ich eine heraus und sagte: »Ich nehme die hier. Aber ich möchte noch ein Etui dafür haben.«
Er verbeugte sich, lächelte und schoß davon.
Ich vergewisserte mich, daß man dem Karton mit dem Fotopapier äußerlich nichts von seinem wertvollen Inhalt anmerkte, und schob die Bogen, die ich auf den Boden geworfen hatte, mit dem Fuß unter den Ladentisch. Dann feilschte ich der Form halber noch eine Weile um die Kamera, und als ich den Preis um fünf Dollar heruntergehandelt hatte, sagte ich: »Okay. Und schicken Sie mir den Apparat bitte zu. Ich möchte mich jetzt nicht damit belasten.«
»Sehr wohl. Und wohin sollen wir ihn schicken, bitte?«
Ich gab ihm eine meiner Geschäftskarten. »Adressieren Sie das Päckchen an mich persönlich und übersenden Sie es mir per Luftpost. Schicken Sie jemand im Taxi zum Flughafen, damit es sofort abgeht. Verstanden?«
»Ja, ja«, erwiderte er. »Sehr gut. Habe verstanden.«
Ich zog meine Brieftasche hervor und zählte das Geld auf den Ladentisch. »Und packen Sie die Kamera in Holzwolle, damit sie beim Transport nicht beschädigt wird. Ich brauche sie noch heute abend in Los Angeles. Sie muß mir per Eilboten ins Büro gebracht werden.«
»O ja, natürlich. Wird gemacht. Ich schicke mit Taxi, sofort.« Er dienerte wieder.
»Na schön. Und vergessen Sie nicht, per Luftpost und Eilboten.« Ich steckte die Quittung ein und wandte mich um.
Beim Hinausgehen kam ich an der Kundin vorbei, die sich vorn an einem Tisch unweit der Tür neue Kameras zeigen ließ. Ich versuchte einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen; aber sie kehrte mir den Rücken zu und interessierte sich zu wenig für mich, um sich nach mir umzudrehen. Immerhin erkannte ich, daß sie eine verdammt gute Figur hatte.
Ich klemmte mich hinters Steuer, machte bei der nächsten Telefonzelle
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