Percy Jackson, Band 4: Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth
fragte Nico. »Dich interessiert es doch gar nicht, ob ich in Sicherheit bin. Du hast meine Schwester umkommen lassen!«
»Nico«, sagte Annabeth. »Daran war nicht Percy schuld. Und Geryon hat nicht gelogen, als er gesagt hat, dass Kronos dich kriegen will. Wenn er wüsste, wer du bist, würde er alles tun, um dich auf seine Seite zu bringen.«
»Ich bin auf gar keiner Seite. Und ich habe keine Angst.«
»Solltest du aber«, sagte Annabeth. »Deine Schwester würde nicht wollen â¦Â«
»Wenn meine Schwester dir wichtig wäre, würdest du mir helfen, sie zurückzuholen!«
»Eine Seele für eine Seele?«, fragte ich.
»Ja.«
»Aber wenn du meine Seele nicht willst â¦Â«
»Dir erkläre ich überhaupt nichts!« Er zwinkerte sich die Tränen aus den Augen. »Und ich werde sie wirklich zurückholen.«
»Bianca würde nicht zurückgeholt werden wollen«, sagte ich. »Nicht auf diese Weise.«
»Du hast sie doch gar nicht gekannt!«, brüllte er. »Woher willst du wissen, was sie wollen würde?«
Ich starrte die Flammen auf dem Grill an. Ich dachte an die Zeile in Annabeths Weissagung: Durch die Hand des Geisterkönigs falle oder lebe. Das musste Minos sein, und ich musste Nico dazu bringen, nicht auf ihn zu hören. »Fragen wir Bianca doch.«
Plötzlich schien der Himmel sich zu verdunkeln.
»Das habe ich ja versucht«, sagte Nico traurig. »Sie antwortet nicht.«
»Versuch es noch einmal. Ich habe das Gefühl, dass sie antworten wird, wenn ich dabei bin.«
»Warum sollte sie?«
»Weil sie mir Iris-Botschaften geschickt hat«, sagte ich und war mir plötzlich sicher. »Sie wollte mir zeigen, was du vorhast, damit ich dich beschützen kann.«
Nico schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.«
»Wir können das nur auf eine Weise herausfinden. Du sagst, du hast keine Angst.« Ich wandte mich an Eurytion. »Wir brauchen eine Grube, wie ein Grab. Und Essen und Trinken.«
»Percy«, sagte Annabeth warnend. »Ich halte das für keine gute â¦Â«
»Alles klar«, sagte Nico. »Ich mache einen Versuch.«
Eurytion kratzte sich den Bart. »Wir haben hinten ein Loch für einen septischen Tank gegraben. Das können wir nehmen. Zyklopenknabe, hol meine Kühlbox aus der Küche. Ich hoffe, die Toten mögen Malzbier.«
Wir spielen in der Quizshow des Todes mit
Wir hielten unsere spiritistische Sitzung nach Einbruch der Dunkelheit ab, an einer sieben Meter langen Grube vor dem septischen Tank. Der Tank war hellgelb und auf der Seite waren ein Smiley und die rote Aufschrift HAPPY END Toilettentechnik GmbH . Er passte nicht so ganz zu der Stimmung, die aufkommt, wenn man Tote herbeiruft.
Es war Vollmond. Silberwolken zogen über den Himmel.
»Minos sollte langsam zurück sein«, sagte Nico und runzelte die Stirn. »Es ist vollkommen dunkel.«
»Vielleicht hat er sich verirrt«, sagte ich hoffnungsvoll.
Nico goss Malzbier in die Grube und warf Grillfleisch hinterher, dann stimmte er einen Sprechgesang auf Altgriechisch an. Sofort hörten die Insekten im Wald auf zu sirren. In meiner Tasche wurde die Hundepfeife aus stygischem Eis kälter und schien an meinem Bein zu gefrieren.
»Mach, dass er aufhört«, flüsterte Tyson.
Ein Teil von mir stimmte zu. Das hier war nicht natürlich. Die Nachtluft kam mir kalt und bedrohlich vor. Aber ehe ich noch etwas sagen konnte, tauchten die ersten Geister auf. Schwefliger Nebel stieg aus dem Boden. Schatten verdichteten sich zu menschlichen Gestalten. Ein blauer Schatten schwebte an den Rand der Grube und ging in die Knie, um zu trinken.
»Haltet ihn zurück!«, sagte Nico und unterbrach seinen Sprechgesang für einen Moment. »Nur Bianca darf trinken.«
Ich zog Springflut. Die Geister wichen beim Anblick meiner Klinge aus himmlischer Bronze mit einstimmigem Zischen zurück. Aber es war zu spät, um den ersten Geist aufzuhalten. Er hatte sich bereits zur Gestalt eines bärtigen Mannes in weiÃen Gewändern verfestigt. Ein goldener Reif zog sich um seinen Kopf und noch im Tod loderten seine Augen vor Bosheit.
»Minos!«, sagte Nico. »Was tust du denn?«
»Ich bitte um Entschuldigung, Herr«, sagte der Geist, obwohl er sich nicht gerade bedauernd anhörte. »Das Opfer roch so gut. Ich konnte nicht widerstehen.«
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