Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
verfüttern, und ich fange mit meinem Sohn an – diesem Schwächling Chiron.«
Prometheus zuckte mit den Schultern. »Dieser Schwächling hat
mit seinen Pfeilen eine ganze Legion Telchinen vernichtet.«
Kronos schwenkte seine Sense und fällte damit eine Fahnen-
stange. Die brasilianische Flagge fiel auf die Armee und zerfetzte eine Dracaena.
»Wir werden sie vernichten«, brüllte Kronos. »Es ist Zeit, den Drakon loszulassen. Nakamura, das übernimmst du.«
»J-ja, Majestät. Bei Sonnenuntergang?«
»Nein«, sagte Kronos. »Sofort. Die Verteidiger des Olymps sind böse verwundet. Sie rechnen nicht mit einem baldigen Angriff.
Und wir wissen, dass sie diesen Drakon nicht besiegen können.«
Ethan wirkte verwirrt. »Majestät?«
»Schon gut, Nakamura. Tu einfach, was ich dir sage. Wenn
Typhon New York erreicht, will ich den Olymp in Trümmern liegen sehen. Wir werden die Götter endgültig vernichten!«
»Aber Majestät«, sagte Ethan. »Euer Regenerationsprozess.«
Kronos richtete den Zeigefinger auf Ethan und der Halbgott
erstarrte.
»Hast du den Eindruck«, zischte Kronos, »dass ich Regeneration brauche?«
Ethan gab keine Antwort. Was auch nicht so ganz einfach ist,
wenn man in der Zeit feststeckt.
Kronos schnippte mit den Fingern und Ethan brach zusammen.
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»Bald«, knurrte der Titan, »wird diese Gestalt unnötig sein. Ich werde mich so kurz vor dem Sieg nicht mehr ausruhen. Und jetzt los mit dir!«
Ethan rannte davon.
»Das ist gefährlich, Majestät«, warnte Prometheus. »Ihr solltet nichts übereilen.«
Ȇbereilen? Nachdem ich dreitausend Jahre in den Tiefen des
Tartarus geschmachtet habe, nennst du das übereilen? Ich werde Percy Jackson in tausend Stücke zerhacken.«
»Dreimal seid Ihr gegen ihn angetreten«, sagte Prometheus.
»Dabei habt Ihr immer behauptet, es sei unter der Würde eines
Titanen, gegen einen schnöden Sterblichen zu kämpfen. Ich frage mich, ob Euer sterblicher Wirt Euch beeinflusst und Eure Urteil-skraft schwächt.«
Kronos richtete seine goldenen Augen auf den anderen Titanen.
»Willst du mich als schwach bezeichnen?«
»Nein, Majestät. Ich wollte nur …«
»Ist deine Loyalität vielleicht geteilt?«, fragte Kronos. »Vielleicht hast du Sehnsucht nach deinen alten Freunden, den Göttern?
Würdest du dich ihnen gern anschließen?«
Prometheus erbleichte. »Ich habe unbedacht gesprochen,
Majestät. Eure Befehle werden sofort ausgeführt.« Er drehte sich zu den Armeen um und brüllte: »MACHT EUCH BEREIT ZUR
SCHLACHT!«
Nun kam Bewegung in die Kämpfer.
Irgendwo hinter dem UN-Komplex ließ ein wütendes Gebrüll die
Stadt erbeben – der Schrei eines erwachenden Drachen. Der Lärm war so entsetzlich, dass er mich aufweckte, und mir wurde klar, dass ich ihn über einen Kilometer weit hören konnte.
Grover trat neben mich und machte ein nervöses Gesicht. »Was
war das?«
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»Sie kommen«, antwortete ich. »Jetzt haben wir ein Problem.«
Der Hephaistos-Hütte war das griechische Feuer ausgegangen. Die Apollo-Hütte und die Jägerinnen hatten fast keine Pfeile mehr. Die meisten von uns hatten schon so viel Nektar und Ambrosia kon-sumiert, dass wir nicht wagten, noch mehr zu nehmen.
Es waren nur noch sechzehn Leute aus dem Camp überhaupt
kampfbereit, fünfzehn Jägerinnen und ein halbes Dutzend Satyrn.
Der Rest hatte sich auf den Olymp geflüchtet. Die Partyponys versuchten, ihre Reihen zu schließen, aber sie taumelten und kicherten und stanken allesamt nach Malzbier. Die Texaner stießen mit denen aus Colorado zusammen. Die Gruppe aus Missouri stritt mit Illinois. Die Gefahr, dass sie am Ende alle gegeneinander antreten würden statt gegen den Feind, war ziemlich groß.
Chiron kam mit Rachel auf dem Rücken angetrabt. Ich war für
einen Moment eifersüchtig, weil Chiron nur ganz selten irgendwen auf sich reiten ließ und Sterbliche schon gar nicht.
»Deine Freundin hier verfügt über einige brauchbare Erkenntn-
isse, Percy«, sagte er.
Rachel errötete. »Nur ein paar Dinge, die ich vor meinem inner-en Auge gesehen habe.«
»Einen Drakon«, sagte Chiron. »Einen lydischen Drakon, um
genau zu sein. Die älteste und gefährlichste Art.«
Ich starrte sie an. »Woher weißt du das?«
»Da bin ich nicht sicher«, gab Rachel zu. »Aber dieser Drakon
hat ein besonderes Schicksal. Er wird von einem Kind des Ares
getötet werden.«
Annabeth schlug die Arme übereinander. »Woher willst du das
denn wissen?«
»Ich habe
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