Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
lächelte Percy genauso glücklich an wie er sie.
»Als die Treppe plötzlich nach oben geschossen ist, sind wir wie Silvesterraketen in hohem Bogen durch die Luft geflogen «, erklärte Linda. »Wir hatten so viel Schwung, dass wir durch einen Bretterverschlag gebrochen sind. Dabei haben wir ordentlich eins auf den Schädel bekommen. John war als Erster wieder auf den Beinen und hat uns fast zwei Stunden mit Karamellbonbons gefüttert, bis wir keine Sterne mehr gesehen haben. Und dann haben wir die gruseligste Tierhaut als Kostüm ausgewählt und sind über ein normales Treppenhaus zu der Tür dort hinten marschiert. Da bin ich auf Johns Schultern …«
»Moment mal«, unterbrach Percy den Bericht. »Was meinst du mit
fast zwei Stunden?
Ich bin doch gerade eben erst hier heraufgeklettert. Und dann stand Dr. Uide plötzlich vor mir und …« Er hielt verwirrt inne.
»Nein«, sagte Linda. »Ich habe zwar nicht so eine tolle Armbanduhr wie du, aber in dem Raum mit den Tierhäuten stand eine riesige alte Pendeluhr, die uns mit ihrem lauten
Tick Tack
ganz verrückt gemacht hat.«
»Aber … aber … dann habe ich ja …« Percy wischte mit dem Handrücken über seine Stirn, die sich heiß anfühlte. Und seine Haut war so trocken wie Sandpapier.
»Ja«, nahm Claire den Faden auf, »das musst du uns jetzt tatsächlich einmal genau erklären. Was hast du hier die ganze Zeit mit Dr. Uide gemacht?« Ihre Stimme verriet einerseits eine gewisse Skepsis und andererseits ihre Mühe, sich genau diese Skepsis nicht anmerken zu lassen.
»Linda meint, du bist hypnotisiert worden«, sagte John schnell.
»Ich … ich weiß nicht.« Percy zögerte einen Moment. »Da war wieder diese Stimme in meinem Kopf, aber viel lauter als sonst. Und irgendwie hat sie meine Gedanken und Gefühle
übernommen
. Oder sie hat mich aus meinem eigenen Kopf verdrängt …«
Percy brach ab und sah sich um.
»Schaut euch das an!«, rief er dann plötzlich.
»Heiliger Bimbam!« Wie die anderen hatte Claire den Raum bisher gar nicht richtig wahrgenommen, weil sie sich so auf Percys Rettung konzentriert hatte.
»Alter Schotte!«, sagte Linda und pfiff durch die Zähne.
John und Percy schüttelten sprachlos die Köpfe.
Sie standen in einem Saal mit extrem hohen Decken, gegen den die Eingangshalle noch ein gemütlicher Ort gewesen war. In dem Raum war es zwar nicht so zugig und kalt wie in der Halle im Untergeschoss, aber mindestens doppelt so unheimlich. An den Wänden türmten sich Regale aus Stahl auf, die Percy in ähnlicher Form auch schon in Allan Darkmoors Geheimräumen unter dem Schloss gesehen hatte. Nur dass die Aufbauten hier endlos in die Höhe zu ragen schienen. Schmale Eisentreppen führten an ihren Längsseiten nach oben. Dazwischen waren noch Überreste der früheren Stockwerke zu erkennen, die für die Regalkonstruktion entfernt worden waren. Die Fenster mussten zugemauert worden sein, denn von außen drang weder das Rauschen des Windes noch der Mondschein herein. Rings um die Regale waren Leuchtröhren installiert, die ein hellgrünes Licht abgaben.
Unterhalb der Regalböden verliefen schmale Gänge aus einer Art Drahtgeflecht, auf denen man an den einzelnen Geschossen der Regale entlanggehen konnte. Sie waren über Stufen zu erreichen, die offenbar mit demselben Mechanismus ausgestattet waren wie die Klapptreppe im Raum mit den unheimlichen Glaszylindern.
Auf den Regalbrettern lagen unzählige Kästen aus Blech, die jeweils mit einem beschrifteten Etikett versehen waren. Percy erkannte sofort, dass die Aufschriften nicht in lateinischen Buchstaben, sondern in ägyptischen Hieroglyphen verfasst worden waren. Dann fiel sein Blick auf die Maschine, die in der Mitte des Saals stand. Auch die Zwillinge und John betrachteten das seltsame Gebilde nun genauer. Es sah aus wie eine große Kirchenorgel, doch statt einer Klaviertastatur hatte es eine Unmenge von Hebeln und Griffen.
»Was ist das?« Claire duckte sich, so als ob die gewaltige Leere über ihr auf sie hinabdrücken würde.
Percy ging es ähnlich. Er fühlte sich so unwohl in dem riesigen Saal, dass er mit schnellen Schritten auf die Orgel zulief – nicht nur, um sie zu untersuchen, sondern auch, weil sie mit einer Art Baldachin überspannt war und damit wie ein Zufluchtsort vor dem Nichts über ihnen wirkte.
»Kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern?«, fragte Linda, die Percy zusammen mit ihrer Schwester gefolgt war. Sie ließ ihre Finger vorsichtig über die Hebel
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