Percy Pumpkin (Bd. 3) - Fluch der Toteninsel (German Edition)
Schritten.
Nach einigen Metern wurde es in dem Gang plötzlich etwas heller. Linda blieb stehen und sah nach oben.
Sie standen in einem großen Höhlenraum und konnten durch eine ovale Öffnung in der Decke nach draußen blicken. Das fahle Mondlicht fiel für einen Moment zu ihnen herein, bevor sich die Wolkendecke wieder schloss. Ein eiskalter Windstoß ließ graue Schneeflocken auf den Höhlenboden rieseln.
»Da wären wir wieder«, sagte Claire und deutete auf die Trümmer der eisernen Wendeltreppe, die sie erst vor wenigen Stunden in den Leuchtturm gebracht hatte, wo sie Onkel Ernie mit der Schweinsmaske begegnet waren.
»Oh Mann«, sagte John leise. Ihm war sichtlich unwohl bei dem Gedanken, noch einmal die schmalen Stufen an der Felswand benutzen zu müssen.
»Wir haben keine andere Wahl«, erwiderte Linda und lief voran.
Die anderen folgten ihr mit hängenden Schultern.
Als die Knochenbande endlich am Strand ankam, konnte keiner der Freunde mehr richtig gehen. Percy, John und die Zwillinge stapften mit schmerzenden Beinen durch den immer dichter fallenden Schnee und niemand sagte ein Wort.
Auf dem Hochplateau folgte immer noch eine schwere Explosion auf die nächste. Die geschwärzten Fenster des Leuchtturms waren aus ihren Rahmen gesprengt worden und der flackernde Schein des Feuers brach sich in den Schneeflocken zu einem diffusen Licht. Trümmerteile wurden in die Luft geschleudert, sodass es aussah, als würden grüne Funken auf die Kinder hinabprasseln.
Percy setzte wie in Trance einen Fuß vor den anderen. Er konnte sich kaum an den gefährlichen Abstieg erinnern. Irgendwie war er ohne einen erneuten Schwindelanfall hinuntergekommen – ja, sogar ohne überhaupt irgendetwas zu fühlen. Selbst die Sorge um Jim war einer unbeschreiblichen Erschöpfung gewichen, die alles andere in seinem Kopf ausgelöscht hatte. Außerdem fror er erbärmlich.
»Ich werde rudern«, brach John das Schweigen.
Nicht einmal die Zwillinge widersprachen.
Percy schaute seinen Cousin von der Seite an. Sein weiches, gutmütiges Gesicht hatte einen harten Ausdruck angenommen und er wirkte plötzlich um Jahre älter.
Nacheinander kletterten alle ins Boot und John stieß sie mit der Kraft eines Erwachsenen von den Steinen ab, auf die sie bei ihrer Ankunft aufgelaufen waren.
Percy, der am Bug saß, drehte den Kopf nach hinten. Obwohl das Boot erst wenige Ruderschläge vom Strand entfernt war, konnte er die Toteninsel kaum noch erkennen. Der brennende Leuchtturm, der grünes Feuer und grünen Rauch in den Nachthimmel spuckte, schien wie ein verirrtes Silvesterfeuerwerk irgendwo im Schneegestöber in der Luft zu hängen.
Langsam schloss Percy die Augen. Der Name der Toteninsel mochte Hunderte von Jahren alt sein, aber er hätte sie heute nicht anders getauft. Ihm lief ein Schauder über den Rücken, als er daran dachte, wie widerwillig und ängstlich sein Hund den Leuchtturm betreten hatte – als hätte er schon gespürt, dass ihm dort etwas Schlimmes zustoßen würde. Percy war, als ob eine kalte Hand sein Herz zusammendrückte. Er beugte sich über den reglosen Labrador und versuchte vergeblich, ihm ein Lebenszeichen zu entlocken. Jim durfte einfach nicht tot sein!
»Der Monsterrochen!«, riss ihn plötzlich Johns Schrei aus den Gedanken. »Da vorn!«
»
Wo?
«, brüllten Linda und Claire.
Wasser klatschte in Percys Gesicht. Wie aus dem Nichts hatte sich vor ihnen ein gewaltiges Wellental aufgetan.
»Der Monsterrochen!«, kreischte John erneut.
Eine riesige Wasserwand türmte sich auf und schlug mit Wucht gegen ihr Boot, das beinahe kenterte.
»Claire!«, schrie Percy auf. »Wo ist Claire?«
»Über Bord!«, rief Linda mit panikerstickter Stimme. Sie wollte aus dem Boot springen, aber John bekam sie gerade noch rechtzeitig zu fassen.
Percys Augen brannten von dem salzigen Meerwasser. Er wischte sich mehrmals mit dem Handrücken über das Gesicht und suchte mit angehaltenem Atem die aufgewühlte Meeresoberfläche nach seiner Cousine ab. Aber er konnte sie nirgends entdecken. »Claire!«, brüllte er, so laut er konnte. »Claire! Wo bist du?«
Und dann sah er es auch: Ein dunkler Schatten mit funkelnden Augen schoss geradewegs auf sie zu! Es war, als würde sich eine riesige Gestalt aus den tiefsten Tiefen des Ozeans an die Oberfläche schieben.
Mit einem Mal ertönte ein Dröhnen und Brummen – als ob sich ein uraltes Wesen nach Jahrhunderten des Ausharrens auf dem Meeresgrund entschlossen hätte, aus seiner
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