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Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Titel: Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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zusammen, versprochen. Aber jetzt bleibst du schön brav hier oben bei den anderen, in Ordnung?«
    Jim sah nicht so aus, als ob er damit einverstanden wäre. Er legte den Kopf schief und schaute sein Herrchen traurig an. Percy seufzte, dann kletterte er auf das Fensterbrett und klammerte sich mit Armen und Beinen an der Puppe fest.
    »Viel Glück«, sagte Claire und Linda gab ihm einen Kuss auf die Wange. Percy wurde puterrot im Gesicht, aber in der Dunkelheit konnte das zum Glück niemand sehen. Vorsichtigließ er sich mitsamt der Puppe von der Fensterbank gleiten.
    Kaum hing die Schneiderpuppe frei an der Schlosswand herab, begann sie wie ein Uhrpendel, hin und her zu schwingen. Kalte Schneeflocken klatschten Percy ins Gesicht und der Wind zog und zerrte an ihm. Er hatte alle Hände voll damit zu tun, nicht in die Tiefe zu stürzen. Als er hinunterblickte, setzte sein Herz für eine Sekunde aus. Ein gähnender Abgrund tat sich vor ihm auf, sodass er kurz die Augen schließen musste. Ob der Borger nur darauf wartete, dass er hinabfiel? Percy klammerte sich noch fester an den Brustkorb der Puppe und biss die Zähne zusammen.
    Ein Fenster glitt an ihm vorbei und einige Zeit später ein zweites. Percy blickte nach oben, soweit das bei dem starken Schneefall möglich war. Das Licht der Gaslampe, die Claire auf die Fensterbank gestellt hatte, war nur noch als schwaches Flackern zu erkennen. Unglaublich, dass er schon eine so weite Strecke zurückgelegt hatte. Hoffentlich war das Seil überhaupt lang genug!
    Plötzlich erfasste ihn eine heftige Windböe. Mit Mühe und Not schaffte Percy es, nicht gegen die Schlosswand zu prallen, die an dieser Stelle besonders rissig und rau war. Dann landete er auf einem kleinen Balkon, den er von oben gar nicht gesehen hatte. Ein bleiches längliches Gesicht glotzte ihm aus dem Fenster davor entgegen. Im selben Moment riss die Wolkendecke auf und der volle Mond schien vom Himmel hinab. Das bleiche längliche Gesicht wurdenoch bleicher, zwei Augen, groß wie Murmeln, quollen aus rot umrandeten Höhlen hervor und der schmale Mund verzog sich zu einer teuflischen Fratze. Klauenartige Hände erschienen neben dem furchtbaren Gesicht, und als sie über das Glas der Fensterscheibe kratzten, ertönte ein markerschütternder Schrei.
    Percy war wie erstarrt. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass
er
es war, der da so schrie. Schnell hielt er sich den Mund zu.
    Die Teufelsfratze war natürlich Heinrich, der sich vor der gruseligen Schneiderpuppe zu Tode erschreckt hatte – ganz so, wie sie es geplant hatten.
    Plötzlich wurde Percy wütend, so wütend wie noch nie zuvor! Bestimmt wusste dieser Blödian von Heinrich, wer die Köchin umgebracht hatte. Und nur weil er schwieg, wurden Wallace und seine Eltern verdächtigt. Und er selbst musste in einem der schlimmsten Schneestürme, die jemals über England getobt hatten, sein Leben riskieren und sich mit dieser dämlichen Schneiderpuppe an der Schlosswand abseilen! Er duckte sich und klopfte mit einem Puppenarm gegen die Scheibe.
    Nichts geschah. Bestimmt hatte Heinrich sich vor lauter Angst unter der Bettdecke verkrochen.
    Für einen Moment kamen Percy Zweifel, ob es wirklich richtig war, was er machte. Aber dann spürte er wieder den Ärger, der sich in seinem Magen anfühlte, als ob er gerade eine Tasse heiße Ochsenschwanzsuppe mit Chilischotenausgetrunken hätte. Er ließ den Arm der Puppe viel stärker als beabsichtigt gegen die Scheibe krachen. Das Glas zersplitterte und die Balkontür schwang auf. Eine besonders heftige Windböe trieb Schnee in das Zimmer und sorgte dafür, dass alle Kerzen erloschen.
    Percy schob die Puppe nach vorn und zischte mit einer giftigen, gespenstischen Stimme: »Heinrich! Ich bin Brendas Geist und kann keine Ruhe finden, ehe nicht mein Mörder seine gerechte Strafe bekommen hat. Du weißt, wer es ist! Los, rede!«
    »Nein!«, stieß Heinrich schluchzend hervor. »Ich habe überhaupt nichts gesehen, lieber Geist. Bitte tu mir nichts. Bitte, bitte!«
    »Bin kein lieber Geist«, zischte Percy. »Wenn du nicht sagst, was du weißt, beiß ich dir die Nase ab!«
    Heinrich schluchzte erneut auf. Er lugte unter der Bettdecke hervor und gab einen erstickten Schrei von sich, als er den düsteren Schatten der Schneiderpuppe in der geöffneten Balkontür sah. Sofort verschwand er wieder unter der Decke. Das ganze Bett zitterte.
    Percy hatte ein komisches Gefühl. Der Ärger war verflogen und die chilischarfe

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