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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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umwandten, um ihm die frohe Botschaft zu verkünden, begriffen sie, wie grausam sie sich getäuscht hatten.
    Während es Pigasus, Hugo und Herkules immer nur mit zwei, drei Büffelogern auf einmal zu tun gehabt hatten, hatte sich die übrige Horde auf Snowdon konzentriert. Die Untiere hatten ihn dicht umzingelt und umkreisten ihn lauernd. Immer wieder wagten sich zwei, drei gleichzeitig vor. Klauen blitzten, Schlachtrufe erschollen und Snowdon erlegte eines nach dem anderen. Überall lagen tote Büffeloger. Die Zungen hingen ihnen schlaff aus den Mäulern, die Augen waren verdreht.
    Snowdon hielt die Stellung – aber mit letzter Kraft. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und das Schwert nur noch mit einer Tatze führen, wobei er sichtlich Mühe hatte, die schwere Klinge überhaupt zu heben. Die andere Tatze drückte er auf den Bauch. Blut strömte aus einer großen Wunde, befleckteseinen silbrigen Pelz und sammelte sich in einer dunkelroten Lache zu seinen Füßen.
    Hugo stürmte in die Meute der Ungeheuer hinein und hieb nach ihren Beinen und Füßen, ohne jedoch viel auszurichten.
    »Snowdon!«, rief er verzweifelt, »Snowdon!«
    »Geh … mit … Pigasus«, antwortete Snowdon schleppend. »Sucht die silberne Eichel. Ich schlage meine letzte Schlacht, aber ihr müsst weiterziehen. Gib nicht auf, Hugo.«
    »Ich lasse dich doch nicht im Stich!«, rief Hugo entrüstet.
    »Doch, lass uns gehen!« Herkules war wieder auf Hugos Schulter geklettert. »Die Eichel ist unsere letzte Hoffnung!«
    Hugo brachte es kaum übers Herz, Snowdon mit den Untieren alleinzulassen, aber er wusste, dass Herkules recht hatte. Tränen brannten ihm in die Augen, als er sich aus der tückischen Horde wieder herauskämpfte und zu Pigasus zurücklief.
    »Wir müssen die Eichel suchen«, sagte er und tat ein paar Schritte bergab.
    »Warte mal!«, sagte Pigasus. »Mir ist was eingefallen.«
    »Was denn?«
    »Steigt auf meinen Rücken und haltet euch gut fest.«
    Pigasus ließ sich auf alle viere nieder. Hugo setzte sich rittlings auf seine Schultern, hinter den Bogen und den Köcher, Herkules setzte sich seinerseits rittlings auf Hugos Schultern und hielt sich an seinen blonden Locken fest.
    »Es kann losgehen!«, rief Hugo und griff mit beiden Händen tief in Pigasus’ Fell.
    Pigasus holte Luft und schlug mit den Flügeln. Hugo und Herkules hielten sich gut fest. Nichts geschah.
    Pigasus hielt inne und atmete mehrmals tief durch.
    »Lass dir Zeit«, sagte Herkules und beobachtete einen einzelnen Büffeloger, der auf sie zugestapft kam.
    »Beeil dich!«, rief Hugo. »Das Schicksal der ganzen Insel hängt von uns ab!«
    Pigasus schlug und schlug mit den Flügeln.
    Hugo verzagte.
    Da spürte er, wie das Flatterschwein abhob, aber nur ein kleines Stück. Schon kam der Büffeloger in vollem Lauf angetrabt und stürzte sich mit gefletschten Zähnen und ausgefahrenen Klauen auf sie. Doch als das Vieh Pigasus eben packen wollte, stieß der sich vom Boden ab und entschwebte in den Nachthimmel. Der Büffeloger hatte große Mühe zu begreifen, wohin seine Beute auf einmal verschwunden war.
    »Du hast’s geschafft!«, jubelte Hugo. »Wir fliegen!«
    Doch als Hugo noch einmal nach unten schaute, verstummte er. Snowdon sah ihnen nach. Er hielt das Schwert stoßbereit erhoben. Dann jedoch tat er etwas gänzlich Unerwartetes. Er legte sein Schwert auf den Boden. Die Büffeloger hielten argwöhnisch inne. Snowdon hob die Tatze, um ihnen zu bedeuten, dass er sich ergab, und sank auf die Knie.
    Da stürzten die Ungeheuer vor. Im Nu hatten sie den struppigen Hünen bewusstlos geschlagen und schleiften ihn an den Knöcheln bergauf in Richtung ihres unterirdischen Baus.
    Hugo wandte den Blick ab. Er konnte nicht mitansehen, wie sein Freund davongeschleift wurde wie ein Sack Kohlen. Snowdon war immer so unglaublich mutig und tapfer gewesen. Weshalb hatte er mit einem Mal kapituliert? Nun kam es Hugo vor, als hätte Snowdon ihn im Stich gelassen.
    Auf dem Hang unter ihnen stand ein einsamer Büffeloger und sah dem davonfliegenden Pigasus immer noch völlig verdattertnach. Er wandte sich um, als wollte er sich seinen davonziehenden Gefährten anschließen, überlegte es sich dann aber anders und stürmte trotzig schnaubend bergab.

40. Kapitel
    H
ugo sah weiter oben etwas über den Nachthimmel segeln. Erst hielt er es für Einbildung, dann vernahm er träge Schwingenschläge.
    »Ich glaube, wir bekommen Gesellschaft«, wandte er sich an Pigasus. »Ein

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