Perdido - Das Amulett des Kartenmachers
Skavagor.«
»Na großartig!« Pigasus flatterte so geschwind, dass seine kleinen Flügel vor dem Blick verschwammen, und schnaufte schwer.
Hugo hielt sich mit der Linken noch besser fest und suchte den Himmel nach dem Rattenvogel ab. Es war eine klare Nacht, Millionen Sterne funkelten.
»Meins, meins!«, krächzte der Skavagor und stieß nieder.
Hugo überlegte kurz, dann ließ er Pigasus los, nahm sein Schwert in beide Hände und hob die Klinge senkrecht über den Kopf. Ein grässlicher Schrei ertönte, gefolgt von wüstem Geflatter. Der Skavagor trudelte ohne einen weiteren Laut zu Boden und war kurz darauf aus Hugos Blickfeld verschwunden.
»Guter Trick, dass du dein Schwert immer erst im letzten Augenblick ziehst«, lobte ihn Herkules und klammerte sich an Hugos Kragen.
»Tja, der Skavagor hat offenbar vor lauter Staunen das Fliegen vergessen.«
Pigasus verlor an Höhe. »Wir kommen gleich an die Spitze des Schattens«, verkündete er. »Wetten, Pedro hat die Eichel unter dem Baum da unten verbuddelt?«
Hugo sah, dass gerade auf der Spitze des dreieckigen Schattens ein Baum stand. Beim Landeanflug fing Pigasus wie bei ihrer ersten Begegnung wieder in der Luft zu rennen an.
Hugo spürte, wie sich Herkules krampfhaft festhielt, dann streiften sie den Boden. Pigasus wollte weiterrennen, aber sie hatten zu viel Schwung. Das Flatterschwein rutschte aus, plumpste auf den Bauch und schlitterte mit immer noch beträchtlicher Geschwindigkeit weiter, wobei es mit der Schnauze eine tiefe Furche in die weiche Erde pflügte. Unter dem Baum kamen sie zum Halten. Pigasus’ Schnauze berührte beinahe den Stamm.
»Alle Achtung«, schnaufte Pigasus und schüttelte sich Erdkrumen aus den Ohren. »Zwei Landungen, und alle beide eins a. Anscheinend bringst du mir Glück, Hugo.«
Hugo hätte dieser Einschätzung nicht unbedingt zugestimmt, aber er war schon mit etwas anderem beschäftigt. Er betrachtete den kleinen Hügel, den Pigasus beim Landen aufgeworfen hatte. In der aufgewühlten Erde gleich vor dem Baum glitzerte etwas.
Hugo sprang von Pigasus’ Rücken, aber als er das glitzernde Ding aufhob, war es keine silberne Eichel, sondern ein fast handflächengroßer Diamant.
Hugo warf den Edelstein weg, kniete sich hin und wühlte wie besessen in der Erde. Dann machte er große Augen.
»Seht euch das an!«
Pigasus linste über seine Schulter und machte noch größere Augen.
41. Kapitel
D
er Erdboden war voller Schätze.
Pigasus setzte seine scharfkantigen Hufe wie Kellen ein und im Handumdrehen hatten sie Pedros Reichtümer freigelegt. An den Baum gelehnt, betrachteten Herkules und Pigasus die Beute. Vor Hugo lag eine aufgerollte dicke Kette wie ein kleiner Goldberg.
»Da möchte man doch fast meinen, dass es Pedros größter Herzenswunsch war, ein reicher Mann zu sein«, sagte Hugo.
»Scheint ja geklappt zu haben«, pflichtete ihm Herkules bei und hüpfte auf einen römischen Soldatenhelm, der aus purem Gold gefertigt war.
»Nur dass sein Glück nicht von Dauer war.« Hugo durchstöberte einen Haufen Juwelen. »Mit so vielen Schätzen beladen hätte er die Insel nicht verlassen können.«
»Jedenfalls sehen wir hier den Beweis, dass die silberne Eichel stets ihre Wirkung tut«, sagte Pigasus und bewunderte sein Spiegelbild in einem goldenen Brustpanzer. »Der Zauber wirkt zuverlässig und prompt.«
Hugo riss sich zusammen. »Wir müssen weitersuchen! Die Eichel muss irgendwo hier sein.«
»Wir haben doch schon den ganzen Boden um den Baum herum aufgebuddelt«, wandte Pigasus ein.
»Dann müssen wir eben noch tiefer graben!« Hugo hatte sich schon wieder an die Arbeit gemacht. »Wir können doch nicht aufgeben, wenn wir schon so dicht dran sind!«
Pigasus legte ihm den Huf auf die Schulter. »Wir haben so tief gegraben, wie wir konnten. Finde dich damit ab: Pedros Karte führt nicht zur silbernen Eichel, Pedros Karte führt zu Pedros Schatz.«
»Und wo ist die Eichel dann?«
Herkules sprang wieder auf Hugos Schulter. »Vielleicht hat Pedro sie doch mitgenommen.«
Hugo wollte und konnte sich nicht mit dem abfinden, was ihm seine Freunde nahelegen wollten. Da hörte man es auf einmal schnauben und eine Gestankwolke wehte heran. Hugo ahnte, noch ehe er aufsah, was er erblicken würde.
Aus kaum hundert Metern Entfernung kam ein Büffeloger auf sie zugaloppiert. Seine Augen funkelten mordlustig.
42. Kapitel
H
ugo und Pigasus sprangen auf und duckten sich hinter den Baum.
»Was nun?«, raunte
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