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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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Pigasus.
    »Ist doch egal«, erwiderte Hugo resigniert. »Onkel Walter und Snowdon sind wahrscheinlich längst aufgefressen. Unsere einzige Waffe ist dein Bogen, der, um ehrlich zu sein, unberechenbar ist. Nimm’s mir nicht übel.«
    »Ach wo!«, erwiderte Pigasus. »Aber wir sind noch nicht am Ende. Büffeloger sind zwar grausame, gnadenlose Jäger, aber es sind Herdentiere. Sie fressen ihre Beute erst, wenn alle dabei sind.«
    »Du meinst, sie fangen nicht eher mit ihrem Halbmond-Festschmaus an, bis unser Freund hier zur Herde zurückgekehrt ist?«
    »Richtig. Solange wir den Burschen beschäftigen, bleibt Snowdon und deinem Onkel eine Gnadenfrist. Sie sind zwar weiterhin in einem verzwickten unterirdischen Labyrinth eingesperrt, aber immerhin bleiben sie noch eine Weile am Leben.«
    Man sah schon den Dampf aus der Nüster des Büffelogers quellen.
    »Und wieder einmal sieht es aus, als läge unsere Rettung in luftiger Höhe. Steigt auf.«
    Hugo gehorchte und Pigasus flatterte drauflos. Die Schweinehufe hoben ruckelnd ab.
    »Das nützt doch auch nichts mehr. Du bist doch schon viel zu erschöpft«, wandte Hugo ein.
    »Wir fliegen ja auch nicht weg«, lautete Pigasus’ Erwiderung, »wir fliegen bloß hoch.«
    Pigasus flog mit Hugo und Herkules ins schützende Blattwerk des Baumes empor und landete schwer atmend auf einem kräftigen Ast. Unten stand der Büffeloger und glotzte begriffsstutzig zu ihnen hoch.
    »Na, Kleiner?«, ärgerte ihn Herkules. »Sag bloß, du kannst nicht klettern.«
    Der Büffeloger legte die Pranken an den Stamm und heftete den milchigen Blick auf Hugo und Pigasus. Dann kletterte er los, den Bauch fest an den Stamm gedrückt. Er war geschmeidig wie eine Eidechse und sein Schwanz wand sich hinter ihm her.
    »Huch, anscheinend kann er doch klettern«, stellte Herkules fest. »Und sogar ziemlich flink.«

43. Kapitel
    L
os, kletter höher!«, rief Pigasus und schob Hugo auf den nächsten Ast.
    Hugo kletterte, so schnell er konnte, von Ast zu Ast. Je höher er kam, desto dünner wurden die Äste. Schon bogen sie sich unter seinem Gewicht.
    »Mit meiner kräftigen Statur bin ich offenbar doch ein bisschen zu schwer für diese zarten Zweiglein«, meinte Herkules.
    »Friss in Zukunft nicht so viele Marmeladenbeeren«, japste Hugo. Da stieß Pigasus unter ihm einen markerschütternden Schrei aus. Als Hugo zwischen seinen Füßen durchschaute, sah er, dass der Büffeloger seinen Freund eingeholt hatte und ihn von seinem Ast zerrte. Pigasus riss angstvoll die Augen auf.
    »Klettert höher!«, brüllte er.
    Hugo überlegte fieberhaft. Ihm gingen hundert Gedanken gleichzeitig durch Kopf. Er dachte an all jene, die er nie wiedersehen würde. Er dachte an Onkel Walter, an Pigasus, an Snowdon und Delfina. An Pedros rätselhafte Karte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Pedros Karte bloß auf seine Schätze bezieht. Sonst hätte er doch keine Eichel eingezeichnet«, überlegte er laut.
    Herkules quiekte erschrocken. Der Büffeloger stand wieder auf festem Boden. Er hielt Pigasus mit dem gewaltigen Schwanz fest, stemmte die Schulter gegen den Stamm und fing an, den Baum zu schütteln.
    Hugo fiel wieder ein, wie Pigasus eines Abends im Schlupfwinkel Marmeladenbeeren vom Baum geschüttelt hatte. Hugo hatte die Kerne nicht zerbeißen können und sie vergraben, um Pigasus nicht zu kränken. Am nächsten Morgen waren daraus zwei ansehnliche Schösslinge gesprossen. Wenn nun alle Pflanzen auf der Insel so schnell wuchsen?
    Hugos Ast kam derart ins Schwanken, dass er abrutschte und sich nur noch mit den Händen festhielt. Er schlang die Beine verzweifelt um den Ast, dabei versuchte er, seine Überlegung weiterzuspinnen.
    Wenn Pedro die Eichel nun bei den anderen Schätzen vergraben hatte? Hätte sie in dem fruchtbaren Boden gekeimt? Snowdon hatte erzählt, dass in den letzten beiden Jahren unwetterartige Regenfälle auf die Insel niedergegangen waren. Damit hätte die Eichel genug Wasser bekommen. Angenommen, die Eichel hatte tatsächlich ausgetrieben – dann musste aus ihr längst ein Baum geworden sein. Hugo betrachtete das Laub um sich her.
    »Du, Herkules, auf was für einem Baum sitzen wir eigentlich?«
    »Ich bin grade nicht in Stimmung für ein Naturquiz.«
    »Sag’s mir einfach.«
    Herkules warf einen flüchtigen Blick auf die gewellten Blattränder.
    »Das ist doch kinderleicht. Das ist eine Eiche.«
    Delfina hatte Hugo erzählt, dass die silberne Eichel einst amBaum der Hoffnung gehangen hatte

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