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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Umgangsformen lassen jedenfalls einigermaßen zu wünschen übrig.«
    »Allerdings.« Hugo sog die kalte Nachtluft tief ein. »Wenn ich gewusst hätte, dass er so sauer wird, hätte ich meine Flasche natürlich nicht im Taufbecken gefüllt.«
    Hinter ihm sagte jemand: »Geh zu dem fensterlosen Haus und frag nach Kristall. Sie kann dich aufklären.«
    Hugo drehte sich erschrocken um, sah aber niemanden.
    Jetzt war es wieder ganz still. Man hörte nur Karamell Blätter kauen und in der Ferne miaute eine Katze. Dann polterte es in der Kirche.
    »Wer hat da eben gesprochen?«, fragte Herkules verwundert. »Und warum sollen wir zu einem fensterlosen Haus gehen?«
    Hugo band Karamell los. »Ich habe das eigenartige Gefühl, als könnte es sich dabei um das nächste Symbol auf Marcellos Karte handeln.«

20. Kapitel
    D
as kleine Haus stand auf einem grasbewachsenen Hügelchen am östlichen Rand der Ortschaft. Es war aus Backsteinen errichtet, das Dach war mit dicken Ziegeln gedeckt. Auffällig daran war nicht nur, dass es überhaupt keine Fenster hatte, sondern auch die Art und Weise, in der die Fassade verziert war.
    Die Hauswände waren über und über mit Kreuzen aller Größen behängt. Kreuze waren an die Mauer genagelt, Kreuze hingen von der Dachrinne. Teils waren sie kunstvoll aus Eichenholz geschnitzt, teils aus Treibholzstücken zusammengebastelt, teils aus Kupfer oder Eisen geschmiedet. An der Haustür prangte ein dreißig Zentimeter hohes Kreuz aus purem Silber.
    Hugo klappte Marcellos Karte auf und deutete auf das schwarze Haussymbol. »Das fensterlose Haus«, sagte er leise. Er führte Karamell auf die Seite des Hauses und band ihn an einen Ast, dann ging er wieder zur Vordertür und klopfte. Herkules saß auf seiner Schulter und wartete gespannt.
    »Herein«, sagte jemand gedehnt.
    Vorsichtshalber zückte Hugo sein Schwert, dann drückte er die Tür auf, die scheußlich quietschte.
    Herkules fuhr zusammen. »Ölen die hier alle ihre Türen nicht?«, raunte er gereizt.
    Als Hugo eintrat, schlug ihm ein betäubender Gestank entgegen.
    Herkules hielt sich mit dem Pfötchen die Nase zu. »Alle Bäuse bögen Knoblauch«, nuschelte er, »aber ban kann’s auch übertreibm!«
    Hugo hielt den Ärmel vors Gesicht und nickte bloß.
    In einem einfachen Kamin brannte ein kleines Feuer und warf seinen rötlichen Schein über das spärlich möblierte Zimmer. An einer Wand stand eine niedrige Anrichte, vor einem Durchgang in der hinteren Ecke ein runder Tisch. Auf dem Tisch saß eine schlanke silbergraue Katze. Den buschigen Schwanz bog sie anmutig wie einen Schwanenhals nach oben.
    »Huhu! Ist jemand zu Hause?«, rief Hugo. »Ich suche eine gewisse Kristall.«
    »Hast sie schon gefunden.« Die Katze schnurrte und blinzelte ihn träge mit ihren bernsteinfarbenen Augen an.
    Hugo und Herkules wechselten einen erstaunten Blick.
    »Du bist Kristall? Du kannst ja sprechen !«, rief Hugo aus.
    Herkules nickte. »Dabei bist du eine Katze !«
    »Sag bloß. Und du bist ein echter Schlaumäuserich«, gab Kristall zurück. »Deine Beobachtungsgabe ist wirklich erstaunlich.«
    »Eine ironische Katze noch dazu! Na großartig.« Herkules lief Hugos Arm hinunter und hüpfte auf den Tisch. Er ballte die Vorderpfoten zu Fäusten, baute sich vor Kristall auf und wiegte sich hin und her wie ein Preisboxer. »Du hältst dich wohl für besonders schlau, bloß weil du sprechen kannst, aber ich werd’s dir zeigen!«
    Kristall sprang auf. Sie machte einen Buckel, sträubte das Fell und fauchte den schattenboxenden Mäuserich an.
    »Schluss jetzt!«, mischte sich Hugo ein, schnappte sich Herkules und setzte ihn sich wieder auf die Schulter. »Entschuldige dich bei Kristall, damit sie uns erklären kann, was hier los ist.«
    Herkules schnitt eine Grimasse und brummelte eine Entschuldigung.
    »Doll war das ja nicht grade, aber besser als nichts«, sagte Hugo. Er beugte sich über den kleinen Topf über dem Feuer und schnupperte, zog den Kopf aber gleich wieder zurück. Ihm tränten die Augen. »Donnerwetter! In der Suppe ist aber viel Knoblauch!«
    »Das ist ja auch keine gewöhnliche Knoblauchsuppe«, verkündete Kristall. »Das ist ein Abwehrtrank.«
    »Wer soll denn damit abgewehrt werden?«, fragte Herkules verständnislos.
    »Das wisst ihr nicht?«
    »Na ja, in der Kirche ist uns eben ein seltsamer Geistlicher begegnet«, sagte Hugo. »Er hatte kein Spiegelbild und seine Augen haben ganz merkwürdig rot geleuchtet.«
    Kristall nickte. »Als ich

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