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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gebrüll die Anhöhe hinunter.

    Hugo sprang auf, griff sich seinen Tornister, kletterte in den Karren und verstaute den Tornister zu seinen Füßen. Dann zog er sein Schwert und legte es ins Heu hinter den Tornister. Herkules kletterte am Wagenrad hoch, verschwand mit einem Kopfsprung im Heu, tauchte aber gleich wieder auf und schwenkte seinen treuen Kaktusstachel wie ein erfahrener Schwertkämpfer.
    Im Dunkeln konnte Hugo nur fünf Umrisse erkennen, die unter gellendem Johlen und Schreien die Böschung heruntergaloppiert kamen.
    »Banditen!«, stellte Herkules fest. »Glaubst du …«
    »Psst!«, machte Hugo. »Das merken wir noch früh genug.«
    Die maskierten Reiter lenkten ihre Pferde in vollem Galopp immer um den Karren herum, fuchtelten mit ihren Schwertern undbrüllten unermüdlich … nur einer nicht, der unbewaffnet war und die ganze Vorstellung längst nicht so auszukosten schien wie seine Gefährten.
    Dann zügelten die Männer ihre Reittiere. Der kleine, pummelige Bandit ergriff das Wort.
    »Her mit deinem Proviant! Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch dein Pferd und deinen Wagen rausrücken.«
    Dreistimmiges zustimmendes Gebrumm.
    »Wieso sollte ich?«, erwiderte Hugo mit gespieltem Trotz.
    »Weil dich sonst Tod, Elend und … und … andere Scheußlichkeiten erwarten. Bald wird sich ganz Europa vor uns fürchten, denn wir sind die … Die vier Leiter der Akropolis!«
    Ein sehr großer Bandit, dessen Füße beinahe auf der Erde schleiften, räusperte sich. »Er wollte sagen: ›Die vier Reiter der Apokalypse‹.«
    »Wieso seid ihr dann zu fünft?«, fragte Hugo.
    Die Banditen sahen einander verunsichert an.
    »Er hier ist bloß mitgekommen«, sagte dann einer und zeigte auf den Unbewaffneten.
    Hugo konnte zwar nur dessen Augen sehen, aber er hatte seinen Onkel sofort erkannt. Er packte die Wagenwand und wollte schon herunterspringen und zu ihm laufen, aber Walter schüttelte unauffällig den Kopf.
    Hugo war furchtbar aufgeregt, aber er beherrschte sich und dachte nach. Zahlenmäßig waren ihm die Banditen überlegen, aber wenn er ihnen seinen Wagen und seinen Proviant überließ, saß er in dieser Ödnis fest. Dann würde es ihm nie gelingen, seinen Onkel zu befreien und rechtzeitig nach Dämonien zu gelangen … wenn es überhaupt so weit kam.
    »Was ist jetzt, Kleiner? Wir haben dich höflich um deinen Wagen und deinen Proviant gebeten«, knurrte der kahlköpfige Zwerg. »Ziehst du Tod, Elend und so weiter vor oder kommst du endlich zur Sache?«
    Hugo holte tief Luft, schielte nach unten zu Herkules und zwinkerte seinem Freund zu. »Aber natürlich komme ich zur Sache«, antwortete er und bückte sich, als wollte er nach seinem Tornister greifen.
    Stattdessen griff er nach seinem Schwert.
    Daraufhin stieß Onkel Walter unvermittelt einen ohrenbetäubend schrillen – wenn auch erstickten – Schrei aus und stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken. Das erschrockene Tier bäumte sich auf und galoppierte davon, wobei es einen weiteren Reiter samt Pferd mitschleifte, weil der Mann die Zügel von Onkel Walters Pferd nicht loslassen wollte.
    »Bring die Viecher zum Stehen, Tommy!«, kreischte der kahle Zwerg und wandte sich einen Augenblick ab.
    Darauf hatte Hugo nur gewartet. Er sprang auf, hob das Schwert hoch über den Kopf und ließ die flache Klinge auf die Zwergenglatze niedersausen. Schepper! Der Schurke sackte ächzend im Sattel zusammen. Hugo klatschte seinem Pferd kräftig auf den Hintern und das Tier verschwand mit seiner bewusstlosen Last in der Nacht.
    Der Riese gab seinem Pferd die Gerte und preschte mit gezücktem Schwert auf Hugo zu. Hugo hob verteidigungsbereit die eigene Waffe. Der Bandit war schon ganz nah. Sein Schwert blitzte, seine Augen funkelten zornig.
    Inzwischen war Herkules unbemerkt vom Karren gehüpft. Er kletterte am Bein des Riesen hoch und über den Mantel auf die Hutkrempe des Banditen.
    Mit den Hinterpfoten hielt er sich an der Hutkrempe fest und warf sich gegen das Gesicht des Riesen.
    »BUH!«
    Dem Schurken fielen schier die Augen aus dem Kopf. Er verlor vor Schreck das Gleichgewicht und ließ das Schwert fallen. Jetzt sprang Herkules auf die Kruppe des Pferdes hinunter und flitzte zur Schwanzwurzel. Er rammte dem Tier schwungvoll den Kaktusstachel ins Hinterteil und sprang gerade noch ab, ehe es bockendin die Nacht davonpreschte – aber nicht in dieselbe Richtung wie die beiden anderen Pferde.
    »So!« Hugo musterte abschätzend den letzten Banditen.

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