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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hob den Riegel heraus. Als er die schwere Tür aufdrückte, protestierten die Angeln laut quietschend. Hugo spürte, wie sich Herkules’ Pfötchen in seine Schultern gruben.
    Innen roch es muffig, wie modrige Wäsche. Es war so feucht, dass ein unheimlicher Nebel in der Luft hing. Tatsächlich war es noch kälter als draußen im Freien. Hugo zog unwillkürlich den Mantel fester um sich. Spärliches Mondlicht fiel durch das einzige Fenster – ein Bogenfenster in der rückwärtigen Wand hinter dem Altar.
    »Hallo?«, rief Hugo zaghaft. »Ist hier jemand?«
    Stille.
    Hugo machte noch einen Schritt. Etwas scharrte über den unebenen Steinboden. »Hallo?«
    Keine Antwort.
    Hugo drehte sich einmal um die eigene Achse, musterte die kahlen Wände und die Handvoll Kirchenbänke. Dann näherte ersich mit zögerlichen Schritten dem Altar. Als sein Blick auf das Taufbecken fiel, kam ihm ein Gedanke. Er holte den ledernen Trinkbeutel aus seinem Tornister und tauchte ihn in das klare Wasser. Als keine Blasen mehr aus der Öffnung quollen, nahm er den Beutel wieder heraus und trank einen großen Schluck. Er wischte sich den Mund, stöpselte den nunmehr prall gefüllten Trinkbeutel zu und hängte ihn sich um.
    Stand da jemand in der Ecke? Hugo stockte das Herz. Dann sah er, dass es nur eine Statue war, und musste über seine eigene Schreckhaftigkeit grinsen. Das Standbild war aus schwarzem Granit und stellte einen Mann in bodenlangem Gewand dar. In der Hand hielt die Figur ein Zepter, auf ihrem Kopf saß eine Krone.
    »Der schwarze König!«, flüsterte Hugo.
    »Aha!«, sagte Herkules. »Und was ist das nun für ein Bursche?«
    In den Sockel des Standbilds war eine Inschrift gemeißelt.

    »Guck mal, da steht, wie er heißt«, sagte Hugo.
    Herkules machte den Hals lang. »Und wer ist das?«
    »Otis hat uns doch erzählt, dass die Kirche von einem gewissen Claudius gestiftet wurde.«
    »Ach ja, das war doch dieser König mit einer Vorliebe für gruselige Kirchen. Du, Hugo … ich find’s hier drin übrigens irgendwie gruselig.«
    »Ich weiß, was du meinst. Kommt es mir eigentlich nur so vor oder ist es hier drinnen noch kälter als draußen?«, gab Hugo zurück.
    Da fasste ihn plötzlich jemand an der Schulter. Hugo fuhr herum, zog sein Schwert und wich ein paar Schritte zurück.
    Ihm schlug das Herz bis zum Hals, aber als er nun in den Nebel spähte, beruhigte er sich wieder. Vor ihm stand ein kaum einssechzig großer, grauhaariger Geistlicher in langer schwarzer Kutte und lächelte ihn freundlich an.
    »Guten Abend, mein Junge, willkommen in unserem Gotteshaus. Ich bin Pater Nikolai Romanow. Was führt dich zu uns?«
    Hugo atmete auf und steckte das Schwert wieder in die Scheide. »Guten Abend, Pater. Ich heiße Hugo und bin auf der Suche nach meinem Onkel Walter Bailey. Mein Onkel wurde von Banditen entführt. Er soll sie zu Mephistos Schloss führen.«
    Als der Name »Mephisto« fiel, flackerte der Blick des Geistlichen. Er schielte in Richtung Kirchendecke und seine hellblauen Pupillen schienen einen Augenblick lang blutrot zu glühen, dann blinzelte er und fing sich wieder.
    »Hast du das gesehen?«, raunte Herkules.
    Hugo machte einen Schritt rückwärts.
    »Komm doch mit in meine Wohnung, Hugo«, sagte der Pater Romanow in schmeichelndem Ton, »und vertrau mir an, was dir Kummer bereitet.«
    Nackte Angst packte Hugo. »Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht … ich muss jetzt weiter.«
    Herkules bohrte dem Jungen die Krallen in die Schulter. »Da – das Taufbecken!«
    Hugo schaute in das steinerne Becken. Die Wasseroberfläche war ganz glatt und Hugo konnte deutlich sein eigenes Spiegelbild mit Herkules auf der Schulter erkennen.
    Aber mehr auch nicht.
    Pater Romanow hatte kein Spiegelbild!
    Hugo befreite sich mit einem Ruck aus dem Griff des Geistlichen, duckte sich unter dessen Arm hindurch und flitzte los.
    »HUGO!«
    Der wütende Ruf des Paters hallte vom Deckengewölbe wider. Hugo blieb nicht stehen. Er war schon fast an der Tür und konnte Karamell draußen stehen sehen. Das Pferd rupfte Blätter von dem Baum, an den es gebunden war. Hinter sich vernahm Hugo keineSchritte. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass Pater Romanow nicht mehr da war.
    Hugo schlug die Flügeltür hinter sich zu und legte den Riegel vor.
    »Hier stimmt was nicht …«, sagte er nachdenklich.
    »Du meinst, abgesehen davon, dass der Pfarrer blutrote Augen und kein Spiegelbild hatte? Oder meinst du genau das?«, fragte Herkules. »Seine

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